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Abfallentsorgung Kein Plastik in die Biotonne: Stadtpflegebetrieb Dessau hat Kampagne gestartet

Rund 70 Entsorger deutschlandweit machen mit bei #wirfuerbio. Warum Plastiktüten, auch vermeintlich kompostierbare, nicht in den Biomüll gehören.

Von Heidi Thiemann 26.03.2022, 14:00
Die Kampagne  „#wirfuerbio“ ist in Dessau-Roßlau gestartet. Weniger Plastiktüten und andere Fremdstoffe im Biomüll sind das Ziel. Mit Aufklebern an Biotonnen und Werbung an den Sammelfahrzeugen wollen Matthias Tuchel (l.)  und seine Kollegen der Entsorgung die Menschen zum Mitmachen bewegen.
Die Kampagne „#wirfuerbio“ ist in Dessau-Roßlau gestartet. Weniger Plastiktüten und andere Fremdstoffe im Biomüll sind das Ziel. Mit Aufklebern an Biotonnen und Werbung an den Sammelfahrzeugen wollen Matthias Tuchel (l.) und seine Kollegen der Entsorgung die Menschen zum Mitmachen bewegen. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau /MZ - Deutschland räumt auf in der Bio-Tonne. Dessau-Roßlau macht mit. Am Dienstag hat der Stadtpflegebetrieb den offiziellen Startschuss gegeben für „#wirfuerbio - Gemeinsam gegen Plastik in der Biotonne“. Das ist eine deutschlandweite Informations- und Aufklärungskampagne, die helfen soll, dass insbesondere keine Plastikabfälle im Biomüll landen.

Von 12.000 Tonnen Biomüll sind 450 Tonnen nicht zu gebrauchen

12.000 Tonnen Biomüll sammelt der Stadtpflegebetrieb pro Jahr in Dessau-Roßlau ein. Aber nicht alles, was in der grünen Tonne landet, ist auch Bio. Plastiktüten, auch „kompostierbare Plastiktüten“, Windeln, Hausmüll, Katzenstreu oder Essensreste landen darin.

Dieser Restabfall, sagt Matthias Tuchel, Abteilungsleiter Abfallentsorgung, summiert sich auf 450 Tonnen im Jahr. Der muss mühsam aussortiert und in der Müllverbrennungsanlage entsorgt werden. Das kostet rund 70.000 Euro. Aufgrund der gestiegenen Energiepreise geht Tuchel in diesem Jahr von 80.000 Euro aus. Aufwand und Geld, die durch eine sauberere Sammlung gespart werden könnten.

Der Anteil der Störstoffe im hier gesammelten Biomüll liegt bei 4,5 Prozent, erklärt Sabine Moritz, Leiterin des Stadtpflegebetriebs. Erst vor wenigen Tagen, am 16. März, ist in Deutschland eine Novelle der Bioabfallverordnung in Kraft getreten. In dieser ist festgelegt, dass der Grenzwert an Stoffen, die nicht in die Biotonne gehören, bei nur einem Prozent liegen soll. „Betreiber von Bioabfallanlagen sind verpflichtet, dass die Grenzwerte eingehalten werden“, erklärt Moritz.

Schleswig-Holstein hat den Anfang gemacht, viele andere schließen sich an

Die Kampagne „#wirfuerbio“ soll in Dessau-Roßlau helfen. 2017 ist sie in Schleswig-Holstein gestartet. Mittlerweile beteiligen sich über 70 Abfallentsorgungsbetriebe deutschlandweit. Die Erfahrungen zeigen, dass der Störstoffanteil jeweils um die Hälfte reduziert werden konnte. „Innerhalb von ein bis zwei Jahren ist das auch bei uns realistisch“, findet Moritz.

Und deshalb wird groß geworben für die Kampagne. Auf drei Sammelfahrzeugen für Biomüll prangt Werbung. Es gibt einen Flyer „Bioabfall richtig entsorgen“, der im Bürgerbüro und an anderen Stellen in der Stadt ausliegt. Auch der diesjährige Abfallkalender, der allen Haushalten zugestellt wurde, macht bereits auf „#wirfür bio“ aufmerksam.

Papiertüten sind die Alternative zu Tüten aus Plastik

„Umweltschutz beginnt zu Hause“, sagt Matthias Tuchel. Und Plastiktüten, auch vermeintlich kompostierbare Plastiktüten, haben nichts im Biomüll zu suchen. Denn der Kompostierungsprozess auf Anlagen wie der Dessauer ist nach sechs Wochen abgeschlossen. In dieser Zeit zersetzen sich auch vermeintlich kompostierbare Plastikbeutel nicht. Zwar habe es schon Empfehlungen im Bundesumweltausschuss gegeben, solche Tüten nicht mehr im Handel zu vertreiben, sagt Moritz, der Verstoß sei aber gescheitert.

Also müssten die Bürger aufgeklärt werden. Auch mit Aufklebern „Kein Kunststoff in die Biotonne“ soll das geschehen. Zudem bietet der Stadtpflegebetrieb Papierbeutel zum Kauf an - zehn Stück für 1,50 Euro. Darauf ist auch vermerkt, was in die Biotonne darf und was nicht.

Aus Biomüll wird Strom, Wärme und schließlich Kompost

Denn aus dem Biomüll wird in der Biogasanlage, die der Stadtpflegebetrieb seit 2019 betreibt, Wärme und Strom. Die Gärreste aus der Biogasanlage werden schließlich zu Biokompost. Und den kann auch jeder Bürger kaufen. Acht Euro kostet die Tonne.

Der Kompost, sagt Moritz, soll frei von Plastik und anderen Störstoffen sein. Deshalb ist es wichtig, sagt sie, dass sich die Leute von der Plastiktüte trennen. „Am allerbesten ist es, den Biomüll ohne Tüte in die Tonne zu geben“, rät Tuchel.

Was gehört in die Biotonne?

Aus der Küche: Obst- und Gemüsereste; Kartoffel-, Eier und Nussschalen; Kaffeesatz und -filter sowie Tee und Teebeutel, Brotreste sowie Schnittblumen sowie Topf und Balkonpflanzen (ohne Töpfe).

Aus dem Garten: Rasen- und Grasschnitt; Hecken-, Baum- und Strauchschnitt; Blumen-, Stauden- und Pflanzenreste; Unkraut und Moos, naturbelassene Holzspäne, Laub und Fallobst.

Was gehört nicht hinein in die Biotonne?

Nicht in die Biotonne gehören: Kunststoffe, Verpackungen, Folien, Tüten, „kompostierbare“ Kaffeekapseln, „kompostierbares“ Besteck; Fleisch-, Fisch- und Wurstabfälle; Knochen, Gräten und Tierkörper; Katzen- und Kleintierstreu, Tierkot; Zigarettenkippen, Kehricht; Metalle, Alufolien, Dosen, Hygieneartikel, Textilien und Leder; behandeltes Holz, Asche. Auch Erde, Sand, Kies und Steine gehören nicht hinein.