Insolvenz in Dessau Insolvenz in Dessau: Laukötter GmbH entlässt alle Mitarbeiter

Dessau/MZ - Der Dessauer Laukötter GmbH droht das endgültige Aus. 15 Monate nach dem Insolvenzantrag haben alle verbliebenen 125 Mitarbeiter die Kündigung zum 30. September 2014 erhalten. Entsprechende MZ-Informationen bestätigte Insolvenzverwalter Henning Schorisch von der bundesweit tätigen Kanzlei HWW Wienberg Wilhelm am Freitag auf Anfrage.
Hauptkunde springt ab
Die Stilllegung des Geschäftsbetriebes sei erforderlich gewesen, weil eine Fortführungsvereinbarung mit einem Hauptkunden auslaufe. Damit würden dem Unternehmen „relevante, auch nur annähernd kostendeckende Aufträge“ fehlen, erklärte Schorisch. Die Löhne und Gehälter nach dem 30. September weiterzubezahlen, würde die Insolvenzmasse schmälern. „Das ist rechtlich nicht zulässig.“
Die Laukötter GmbH, 1991 von Firmenchef und Namensgeber Karl-Heinz Laukötter aus dem 1949 gegründeten VEB Modell- und Formenbau privatisiert, hat ihren Sitz in der Oechelhaeuserstraße direkt an der Bahnlinie zwischen Dessau und Köthen.
Von 2004 bis 2008 fanden dort aufwändige Bodensanierungsarbeiten statt. Vorgängerfirmen hatten auf dem Firmengelände tausende Tonnen Teer in drei Gruben hinterlassen. Die dortige „Altlastensanierung“ förderte das Land mit etwa drei Millionen Euro.
Laukötter hatte sich einen Namen als Automobil-Zulieferer gemacht und vor allem für VW gearbeitet. Von 2003 bis 2008 stieg der Umsatz von 19 auf 32,5 Millionen Euro. Lange forschte die mittelständische Firma an einem neuartigen Kolben, in dem Karbon einen Teil des Aluminiums ersetzt. Der Durchbruch blieb aus.
Die Laukötter GmbH, 1991 aus dem 1949 gegründeten VEB Modell- und Formenbau hervorgegangen, hatte am 2. April 2013 Insolvenzantrag gestellt. Die damals 188 Mitarbeiter zählende Firma hatte sich auf Druckgusse aus Leichtmetall und auf den Werkzeugformenbau spezialisiert und war ein wichtiger Zulieferer für die Automobilindustrie. Das Insolvenzverfahren selbst wurde zum 1. Juni 2013 offiziell eröffnet. Schorisch, erst vorläufiger, dann ordentlicher Insolvenzverwalter, hatte sich damals „verhalten optimistisch“ gezeigt, dass es möglich ist, einen Investor zu finden. Die Skepsis hat sich nun bestätigt.
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Zuletzt war der VW-Konzern Hauptkunde der Laukötter GmbH. Im Vier-Schicht-Betrieb wurden Kupplungsgehäuse, Windabweiser für den VW T 5 und Zubehörteile für Bentley-Cabrios hergestellt. Es dürfte ein letztes Aufbäumen sein, bevor die Laukötter GmbH nun Ende September schließt.
Insolvenzverwalter Schorisch hatte in den vergangenen Monaten intensiv nach einem Investor gesucht und immer wieder Interessenten über das Firmengelände geführt. Doch neben einem veralteten Maschinenpark dürfte auch die hohe Zahl an Mitarbeitern einen Verkauf erschwert haben. Die Mitarbeiter hatten sich zuletzt immer wieder über mangelnde Informationen zur Zukunft des Unternehmens beklagt.
Verhandlungen gehen weiter
Mit dem Aus für Laukötter will Insolvenzverwalter Schorisch aber nicht das Aus für den Industrie-Standort in der Oechelhauserstraße verbinden. Mitarbeiter berichteten der MZ, dass sich zuletzt wieder Investoren aus China auf dem Gelände umgeschaut haben. „Aktuell wird wieder mit mehreren Interessenten über eine Übernahme des Unternehmens oder Teile von diesem verhandelt“, bestätigte Schorisch. Primäres Ziel sei es, einen Investor zu finden, der das Unternehmen und möglichst viele Arbeitsplätze erhält. Ob das zeitnah gelingt, ist unklar. Mit der bisherigen Mitarbeiter-Zahl sei es mehr als unwahrscheinlich.