Im Notfall gibt es Geld beim Händler Im Notfall gibt es Geld beim Händler: Kassenautomaten im Jobcenter von Dessau-Roßlau werden abgeschafft

Dessau - Seit dieser Woche erhalten Kunden von Arbeitsagentur und Jobcenter in den Behörden kein Bargeld für den Notfall mehr. Die Kassenautomaten wurden abgeschaltet. Stattdessen können die Kunden per anonymisiertem Auszahlschein bei ausgewählten Einzelhändlern eine Bargeldsumme anfordern.
Das neue Verfahren wird bundesweit eingeführt. Es wurde zuvor an neun Standorten für jeweils drei Monate erprobt. Die Resonanz war positiv, informiert Ingrid Geiseler, Bereichsleiterin im Jobcenter Dessau-Roßlau. Ob und wie mit dem neuen Verfahren Datenschutz und Persönlichkeitsrechte gewahrt werden, wird nachfolgend erläutert.
Warum werden die Kassenautomaten in der Behörde abgeschafft?
Die Automaten waren veraltet und technisch nicht mehr zuverlässig. Ersatzteile waren nicht mehr lieferbar, neue anzuschaffen sehr teuer. „Es war eine wirtschaftliche Entscheidung“, sagt Ingrid Geiseler. Das Angebot der Bargeldauszahlung einzustellen, war keine Option.
Wer kann Notfallgeld erhalten? Was ist ein Notfall?
Jeder Alg I- oder Alg II-Bezieher, der kurzzeitig nicht in der Lage ist, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, kann es beantragen. Dafür müssen Konto und Portemonnaie leer sein. „Das wird von uns überprüft“, so Ingrid Geiseler. Bestätigt sich die akute Notlage, so werde das Verfahren angestoßen. Die Höhe der Summe legt das Jobcenter fest. „Es wird so viel gezahlt, wie notwendig ist, um Abhilfe zu schaffen.“
Wie erfolgt die Legitimation für den Zahlschein, bei gleichzeitiger Einhaltung des Datenschutzes?
Das Verfahren wird über einen Dienstleister, der Cash Payment Solutions GmbH, abgewickelt. Das Jobcenter übermittelt die Daten des Anspruchsberechtigten anonymisiert (ohne Name und Anschrift) an das Unternehmen. Das wiederum erzeugt einen Barcode, der auf dem Zahlschein aufgetragen wird. Den Erhalt des Zahlscheins quittiert der Kunde und das wird in der Akte abgelegt.
Für das Dienstleistungsunternehmen sind nicht nur Jobcenter und Arbeitsagentur Partner, es arbeitet zum Beispiel auch für Onlinehändler, Stromanbieter, ebenfalls mit Zahlscheinen. Insgesamt sind es circa 600 unterschiedliche Partner. „Es kann also nicht automatisch darauf geschlossen werden, dass es sich um einen Jobcenterkunden handelt“, erklärt Ingrid Geiseler. Auch der Händler kann keinerlei Rückschlüsse auf die Person ziehen. Er rechnet mit Cash Payment Solutions ab.
Wo können in Dessau-Roßlau die Zahlscheine eingelöst werden?
Bei den Einzelhändlern Rossmann, Penny, dm und Rewe. Eine Kaufverpflichtung besteht nicht.
Wie oft zahlt das Jobcenter Dessau-Roßlau Bargeld aus?
Im Durchschnitt erhalten 15 Kunden im Monat Bargeld ausgezahlt. Bei 4 866 Bedarfsgemeinschaften also ein sehr geringer Anteil.
Was passiert, wenn der Zahlschein verloren geht?
„Das ist wie verlorenes Bargeld, es ist weg“, sagt Ingrid Geiseler. Der Schein ist aber nur zwei Tage gültig. Wer ihn später findet, kann damit nichts mehr anfangen. „Und der Kunde braucht das Geld ja sofort, der wird ihn also zügig einlösen.“ (mz)