Hugo-Junkers-Museum in Dessau Hugo-Junkers-Museum in Dessau: Teures Konzept für Modernisierung

Dessau - Die Lehrwerkstatt - bei Junkers legendär - könnte dort entstehen, wo sich die kaum genutzte Cafeteria befindet. Die noch vorhandenen originalen Büromöbel von Hugo Junkers könnten in seinem Stahlhaus platziert werden. - Michael Otto, seit wenigen Monaten Vorsitzender des Fördervereins Technikmuseum Hugo Junkers, hat ehrgeizige Ziele. Jahrelang schon wird darüber gesprochen, die Ausstellung im Junkers-Museum besser präsentieren zu können. Mittlerweile liegt ein neues Museumskonzept vor.
Noch viele Hürden zu überwinden
Ein Haken dabei: Es braucht ersten Schätzungen zufolge 1,8 Millionen Euro, um das Konzept umzusetzen. Ein zweiter: „Wir haben auf der Vorstandssitzung in dieser Woche beschlossen, eine Arbeitsgruppe zu bilden“, erklärt Otto: Das Museumskonzept ist in den eigenen Reihen noch nicht ausdiskutiert. Genau das soll mit Hilfe der neuen Arbeitsgruppe erfolgen.
Ein dritter: Möglichst bis zum Bauhausjubiläum 2019 soll das neue Konzept umgesetzt sein. Denn das Technikmuseum will Korrespondenzstandort des Bauhauses sein. Schließlich hatte Junkers einen Anteil daran, dass das Bauhaus nach Dessau kam.
Die NiRoVe Industrieservice GmbH unterstützt das Dessauer Technikmuseum mit 10000 Euro. Geschäftsführer Detlef Wenzel übergab am Donnerstag einen symbolischen Scheck an den Fördervereinsvorsitzenden Michael Otto. Das Geld soll in die Neugestaltung des Eingangsbereichs im Technikmuseum und damit in die Umsetzung eines Teils des neuen Museumskonzepts investiert werden. Im Mai öffnet im Bauhaus die Ausstellung „Große Pläne“. Das Technikmuseum wird Korrespondenzstandort sein. Bis Pfingsten soll dort eine neue Teilausstellung über Junkers' Leben und Wirken, über seine Familie und über den Bauhausfreund Junkers installiert werden. Die Gesamtkosten des Projekts betragen 25000 Euro. Detlef Wenzel sagte gestern dem Förderverein weitere Unterstützung zu - nicht in Form weiterer eigener Spenden von NiRoVe, aber bei der Einwerbung von Spenden. „Nimm 3“ lautet sein guter Vorsatz. Mindestens drei Unternehmen will er bitten, es ihm gleich zu tun. NiRoVe beschäftigt 80 Mitarbeiter bundesweit.
Die Notwendigkeit, Veränderungen einzuläuten, sieht der Vereinsvorstand in dem Fakt, dass das Museum in der Kühnauer Straße nicht mit den bundesweit agierenden Technikmuseen (z.B. München, Berlin, Sinsheim) konkurrieren könne. „Wir brauchen in Deutschland kein viertes Technikmuseum“, argumentiert Otto und sieht die Dessauer Techniksammlung in einem Hugo-Junkers-Museum gut aufgehoben. „Wir sind Dessau. Wir sind Hugo Junkers.“
Rund 90 Prozent der zur Zeit ausgestellten Exponate fußen auf den Unternehmer aus Rheydt, dessen Wirken mit der Stadt untrennbar verbunden ist. „Es gibt“, sagt Otto, „noch sehr viele Dokumente und Filmmaterial, die noch nicht gezeigt worden sind.“ Noch wird im Museum nicht deutlich, wie viele Menschen um Junkers an dessen Erfolg beteiligt waren.
Finanzierung durch Crowdfunding
Das „Technikmuseum 2019“, von dem der Fördervereinsvorsitzende spricht, soll sehr modern sein. Es ist mit einem Kinder-Science-Center (Kinderwissenschafts-Center) ausgestattet. Multimedial soll erlebbar werden, was am Anfang des 20. Jahrhunderts Dessaus Industriegeschichte dominierte: Entwicklung von Wärmetechnik, Motorenforschung, Flugzeugbau. Junkers steht auch für experimentellen Wohnungsbau. Das Stahlhaus, das einst in München stand und heute im Technikmuseum Ausstellungsstück ist, kündet davon.
Junkers-Enkel Bernd hatte für die Erstellung eines neuen Museumskonzepts das Münchener Unternehmen „Digital fruit“ und Dr. Günter Knerr gewonnen. Knerr hat in der Vergangenheit u.a. kleinere Ausstellungsflächen im Deutschen Museum München gestaltet. Sein Konzept für Dessau, so geht aus unbestätigten Angaben hervor, sei von der Dessauer Industrie finanziert worden.
Ein Teil des Geldes, das für einen Museumsumbau erforderlich ist, will der Förderverein aus einer Crowdfunding-Aktion gewinnen, erklärt Otto. Klassischerweise werden Crowdfunding-Projekte über das Internet organisiert. Beim Crowdfunding geht es, neben dem finanziellen Aspekt, meistens auch um eine emotionale Beteiligung am Projekt. Michael Otto glaubt, es bedarf außerdem der Unterstützung vieler. Er sieht Potenzial in der Unternehmerschaft und hofft auch auf Unterstützung der Stadt. (mz)