Hotel statt Heim Hotel statt Heim: Pflegekomplex steht noch immer leer

Dessau - „Das schönste Heim in Dessau steht ungenutzt da“, stellt Gisela Bluhm fest und schüttelt den Kopf. Denn die Dessauerin, eine ehrenamtliche Betreuerin, wartet darauf, dass ihr Schützling dort einziehen kann. Jetzt ist der Mann im ehemaligen Klubhaus „Maxim Gorki“ in der Seniorenresidenz „An den Kienfichten“ untergebracht. Und wartet darauf, genau vis-à-vis zu wohnen. Dort ist der von Bluhm angesprochene Neubau entstanden. „Wir haben sogar schon ein Zimmer und angefangen, es einzurichten“, sagt die Dessauerin. Aber wann geht es los?
Ausscheiden aus gemeinsamen Pflegebetrieb
Gebaut hat das neue Haus Thomas Jetzke. Ihm gehören auch das Grundstück und die Immobilie der Seniorenresidenz „An den Kienfichten“. Betrieben werden die beiden unteren Etagen der Residenz von Matthias Zinke. Ob der auch Betreiber im neuen Komplex wird, dazu hält sich Jetzke bedeckt. Denn diese Frage sei noch nicht entschieden - und auch der Grund, warum das Haus noch leer stehe. „Auch mir gefällt das nicht“, gibt er zu, denke aber, dass es in vier bis sechs Wochen losgehen wird. Die Verzögerungen begründet er mit seinem Ausscheiden aus dem vorher gemeinsam mit Zinke gegründeten Pflegebetrieb Kienfichten GmbH. „Deshalb muss es vertragliche Anpassungen geben.“
Pläne gab es bereits 2008/09
Pläne, dass es in der Oechelhaeuser Straße eine Art Pflegezentrum geben und das ehemalige Klubhaus Zuwachs bekommen soll, gab es bereits 2008/09. Damals wurde die frühere Fabrikantenvilla, die zu DDR-Zeiten Klubhaus war, saniert. Der geschichtsträchtige Ort bietet seit 2009 32 Bewohnern im Pflegeheim ein Zuhause. Hinzu kommen 14 Wohnungen für betreutes Wohnen. Künftig, so Jetzke, solle der ganze Altbau für betreutes Wohnen genutzt werden, die stationäre Pflege in den Neubau ziehen. Dort soll es zudem eine alternative Wohnform geben - das „Pflegehotel“.
Baubeginn vor drei Jahren
Vor drei Jahren wurde mit dem Bau des neuen Komplexes in der Oechelhaeuser Straße begonnen. „Wir hatten zuvor mehrmals umplanen müssen“, sagt Jetzke und erklärt dies zum einen mit dem Geländeprofil, zum anderen mit dem Denkmalschutz, der berücksichtigt werden musste. Doch seit Ende 2016 ist der Neubau fertig. Mittlerweile lägen auch alle erforderlichen Genehmigungen vor, so dass dem Start im Pflegeheim- beziehungsweise -hotel eigentlich nichts mehr im Wege stünde.
Insgesamt ist das neue Haus für 62 Personen ausgelegt. Auf drei Etagen bietet es sechs Bereiche. Auf jeder Etage gibt es Gemeinschaftsräume, Dienstzimmer und ein Pflegebad. Die Räume für die Bewohner haben alle bodentiefe Fenster und müssten vom neuen Betreiber nur noch mit Möbeln ausgestattet werden. Wenn dieser denn feststünde...
Alternative Wohnform „Pflegehotel“
Bei der alternativen Wohnform „Pflegehotel“, für das das neue Haus vorwiegend genutzt werden soll, „können sich die Interessenten auf Zeit einmieten“, so Jetzke. Den typischen Heimcharakter solle es nicht geben. Pflege werde ambulant angeboten. „Alle Betreuungsleistungen können individuell dazugekauft werden.“ Der Vorteil des Hauses sei zudem, dass eine 24-Stunden-Betreuung abgesichert werden könne. „Am Friederikenbad wird das bereits so angeboten und funktioniert gut.“ Das Hotel sei aber nicht mit einer Kurzzeitpflege zu verwechseln. Denn die sei ein stationäres Angebot. In sogenannten eingestreuten Betten werde auch das möglich sein.
Es soll keine Verunsicherung geben
Wenn das Pflegeheim über den Hof in den Neubau umzieht, so Jetzke, müsse das sehr behutsam geschehen. Das Personal würde sich aber schon darauf freuen, in den neuen Räumen Dienst zu tun, weiß Jetzke, denn die Bedingungen seien besser. Die Villa dann ausschließlich fürs betreute Wohnen herzurichten, sei nicht mit viel Aufwand verbunden.
Ob die jetzigen Bewohner lieber im Altbau bleiben oder umziehen möchten, so wie der Schützling von Frau Bluhm, sagt Jetzke, könnten sie selbst entscheiden. Auf alle Fälle solle alles so geräuschlos wie möglich geschehen. Weder beim Personal, noch bei den Bewohnern solle es Verunsicherungen geben.
(mz)