Hohsdorf Hohsdorf: Jürgen Schulze bringt Farbe in den Ort
Hohsdorf/MZ. - Deren Erschaffer - Schulze höchstselbst - hat gerade in der Lindenstraße 3 an der Seitenfront des Grundstücks von Marlies Wolfram ein weiteres Bild beendet. Ein landschaftliches Phantasiemotiv mit Teich, Bäumen, Wildenten im Wasser und Raubvögeln, die durch die Luft kreisen.
"Damit die Wand nicht so leer aussieht", begründet Marlies Wolfram ihren Wunsch, dass Schulze Hand bzw. Pinsel anlegen möge. Und der macht es - aus reinem Hobby, ohne Bezahlung. Freut sich über die moralische Anerkennung, aber auch über das eine oder andere Geschlachtete, das er aus Dankbarkeit von den Besitzern der von ihm gestalteten Wände erhält.
"Man muss doch ein bisschen Farbe reinbringen in den Ort", sagt er und stellt sich vor, wie schön alles einmal aussehen kann, wenn auch die Straßenarbeiten in Hohsdorf beendet sind. Seine Motivation zieht der einstige Raguhner, der vor acht Jahren mit seiner Frau nach Hohsdorf zog, auch aus seiner eigenen eher unglücklichen Situation: "Man kann doch die Arbeitslosigkeit nicht nur mit Traurigkeit verbringen", sagt dazu der 55-Jährige.
Optimismus, der Blick nach vorn - genau das will der Mann, der durch seine Schwerbehinderung in seinem letzten Beruf als Chemikant nicht mehr weiterarbeiten konnte. "Man muss aus seiner Situation etwas machen", sagt er sich. Und plant, aus dem Hobby vielleicht sogar eine Selbstständigkeit zu entwickeln. Ein Existenzgründerseminar hat er bereits belegt.
Das Zeichnen an sich, das liegt dem Hohsdorfer schon seit seiner Kindheit. "Das war die beständigste gute Zensur neben Bio in der Schule", erinnert er sich. Allerdings sei es doch bei Glückwunschkarten oder dem einen oder anderen Ölbild zum Verschenken geblieben.
Die erste Hauswand hat Schulze erst vor zwei Jahren bemalt - grundsätzlich wird dafür mit weißer Fassadenfarbe grundiert und mit Abtönfarbe das Motiv gestaltet. Bei einem Nachbarn. "Danach hat meine Frau gesagt: 'Mach doch unser Haus auch ein bisschen schmuck'". Ein Pferdegespann im Flair der 50-er Jahre ziert nun bereits seine Scheune, ein Schmetterling die Sat-Anlage, das Wohnhaus selbst soll auch noch drankommen, vermutlich in diesem Sommer.
Und Anfragen bzw. bereits erledigte Wünsche aus dem Dorf gibt es obendrein. Ein zugemauerter einstiger Torweg am Gut wirkt dank der malerischen Gestaltung von Schulze heute so täuschend echt, als wäre er wirklich wieder einer. Der Fleischer, der das Schwein zum Schlachten führt, die Gutsidylle mit Hühnern und Hund, der Hintergrund mit Petersberg und Mühlen. Die andere Front des einstigen Stallgebäudes soll demnächst ein Kuhmotiv zieren, weil, so der Hobby-Maler, "Köthen doch Kuhstadt ist".
Eine Woche bis 14 Tage braucht Schulze für größere Motive, die er unter Umständen von einem Baugerüst aus fertigt. Das "kleine" Bild am Hause von Marlies Wolfram hat er an etwas mehr als einem Tag fertiggestellt. "Bei dieser Art der Malerei muss man ja öfter mal zurücktreten und schauen, ob die Perspektiven noch stimmen", sagt der Maler.
Wichtig ist für den 55-Jährigen aber trotz des Zeitaufwands momentan nur eins: "Die Leute begeistern sich dafür und sind zufrieden." Und wer weiß, vielleicht gelingt Jürgen Schulze ja auch der Sprung in die Selbstständigkeit. Dann könnten seine Wandmalereien bald auch in anderen Orten zu finden sein.