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Hohe Zahl von Bränden bekämpft

Von GINA APITZ 01.02.2009, 18:13

ROSSLAU/MZ. - 91 Brände und 73 andere Hilfsleistungen weist die Einsatzstatistik aus. "Das ist ungewöhnlich", sagte Ortswehrleiter Enrico Schammer (27). Normalerweise rücke die Feuerwehr immer seltener wegen eines Brandes aus, sondern immer öfter, um bei Verkehrsunfällen zu helfen, Tiere aus Notsituationen zu befreien oder voll gelaufene Keller leer zu pumpen.

Im vergangen Jahr überwogen dagegen die Brände. Feuer loderte in Dachstühlen, Garagen, Industrieanlagen und auf Feldern. Die meisten Einsätze absolvierte man gemeinsam mit der Dessauer Berufsfeuerwehr. Die Zusammenarbeit sei gut, so Schammer, auch wenn "nicht immer die gleiche Meinung an der Einsatzstelle herrschte."

Was der Feuerwehr derzeit mehr Sorgen bereitet, ist die stagnierende Mitgliederzahl. Von den 78 Mitgliedern sind nur noch 41 im aktiven Dienst, acht Frauen und 33 Männer. Es werde immer schwieriger, neue Mitglieder zu gewinnen, hieß es auf der Zusammenkunft. Die Gründe sind vielfältig: Ehemalige arbeitslose Feuerwehrmänner haben nun Arbeit gefunden und fahren auf Montage. Mitglieder der Jugendfeuerwehr studieren in anderen Städten. Vor allem der Nachwuchs fehlt.

Und noch etwas macht den ehrenamtlichen Rettern zu schaffen. "Die Feuerwehr verliert in der Bevölkerung an Ansehen", sagte Enrico Schammer. In Notfällen wählen die meisten zwar die 112, "machen sich aber keine Gedanken darüber, dass auch drei Uhr nachts jemand kommt, der am Morgen normal zur Arbeit fährt."

Noch müsse man sich um die Einsatzbereitschaft der Roßlauer Wehr keine Sorgen machen, versichert Schammer. Doch die Zukunft sei ungewiss. Dabei sei die Zahl der Freiwilligen seit langem ungefähr dieselbe. Das sagt zumindest Werner Künzl, einer, der es wissen muss. Am Samstag erhielt der 74-Jährige eine Urkunde für seine 50-jährige Mitgliedschaft. Künzl erinnerte an große Einsätze der Roßlauer Feuerwehr, die ihm Gedächtnis geblieben sind: Der Brand eines Silogebäudes in den 50er Jahren, ein paar Jahre später ein Feuer im Hydrierwerk in Rodleben. In all den Jahren sei aber niemand zu Schaden gekommen.

Nach der Wende habe es einen großen technischen Sprung gegeben. Immer öfter musste die Wehr bei Verkehrsunfällen ausrücken. Doch menschlich, meint Künzl, gebe es heute wie damals kaum Unterschiede. "Es kommen nur die zu uns, die wirklich helfen wollen." Wer in der Feuerwehr nach Action und Abenteuer suche, werde schnell enttäuscht, sagt Künzl.