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Hochwasser in Dessau Hochwasser in Dessau: Vorsichtige Erleichterung

Von Steffen Brachert 10.06.2013, 17:46
Die Landstraße zwischen Großkühnau und Aken steht unter Wasser.
Die Landstraße zwischen Großkühnau und Aken steht unter Wasser. SEBASTIAN Lizenz

Dessau-Rosslau/MZ - Dessau-Roßlau hat den Scheitelpunkt der Elbe überstanden. Der Pegel war am Sonnabend, 19 Uhr, am Leopoldshafen auf 7,46 Meter geklettert und lag damit 30 Zentimeter über dem Höchststand von 2002. Seitdem sinkt das Wasser. Größere Probleme gab es nicht. „Wir haben“, bilanzierte Martin Müller vom Katastrophenstab das Wochenende, „alles unter Kontrolle.“ Daran werde auch der am Sonntagabend einsetzende Regen nichts ändern.

Evakuierung in Mosigkau

Sonnabend gegen 5 Uhr hatte eine Deichüberspülung bei „Mutter Storm“ zwischen Großkühnau und Aken für helle Aufregung gesorgt. Nördlich der Eisenbahn in Mosigkau wurden vorsichtshalber sieben Einwohner evakuiert, dazu wurden 100 Rinder und 40 Pferde in Sicherheit gebracht. Die Experten fürchteten, dass das Wasser über Aken und Susigke irgendwann in Richtung Mosigkau fließt. Am Bahndamm wurden Vorbereitungen getroffen, um eine neue Verteidigungslinie aufzubauen. Bis Sonntagabend erwies sich diese Maßnahme aber als unnötig.

„Wir gehen derzeit nicht davon aus, dass das Wasser den Bahndamm erreicht“, sagte Müller. Zusätzlich hat der Katastrophenstab berechnet, ob der Deichbruch bei Groß-Rosenburg nördlich von Aken für Dessau-Roßlau eine Gefahr bedeutet. Das Ergebnis: Selbst wenn an der Bruchstelle mehrere Tage deutlich mehr Wasser als zur Zeit durchfließt, werde das Wasser nicht bis Dessau-Roßlau kommen.

Aken hat es da viel schlimmer erwischt. Am Sonnabendmittag wurden die Stadt evakuiert. Unterstützt von Dessau-Roßlauer Kräften. „Wir hatten zehn Busse rübergeschickt und den Sanitäts-Fachdienst des Katastrophenschutzes, dazu zwei Schlauchboote mit Besatzung“, sagte Müller. Im Diakonissenkrankenhaus wurden dem Akener Katastrophenstab 50 Betten angeboten. 36 waren am Sonntag belegt. Die angebotenen Evakuierungsbetten in den Turnhallen blieben ungenutzt. Es sind viele Akener in Dessau-Roßlau - allerdings meist bei Freunden und Bekannten. Inzwischen gibt es Bilder, die zeigen, wie das Wasser nach Aken hineinfließt.

In Dessau-Roßlau konnte das bislang verhindert werden. Mit der Aufhebung des Katastrophenfalls ist vorerst trotzdem nicht zu rechnen. „Wir sind immer noch deutlich über den Werten von 2002“, sagte Müller. „Wir müssen weiter einsatzbereit bleiben“, erklärte Oberbürgermeister Klemens Koschig. „Es bleibt weiter viel zu tun.“

Das hat sich am Wochenende gezeigt. „Wir haben bestimmt 30, 40 Schad-Stellen kontrolliert“, sagte Müller. Ernsthafte Probleme gebe es nicht - aber eine Verletzte. Eine Mitarbeiterin des Katastrophenstabes hat sich bei einer Kontrolle an einem Deich den Fuß gebrochen.

In Großkühnau haben die Einsatzkräfte am Sonntag mit Pumpen begonnen, um in dem Vorort das steigende Grundwasser in den Griff zu bekommen. „Wir mussten handeln, es standen erste Straßen unter Wasser“, sagte Müller. Auch in der Südstraße in Roßlau war weiter viel zu tun. „Da ist erst mit Entspannung zu rechnen, wenn der Pegel der Elbe wieder unter die Sieben-Meter-Marke fällt.“

Die freien Kapazitäten nutzte der Katastrophenstab, mit dem notwendigen Rückbau der Hochwasserschutzanlagen zu beginnen. Ab Sonnabend, 18 Uhr, wurde der Behelfsdeich auf der Autobahn 9 zwischen den Anschlussstellen Süd und Ost abgetragen. Das führte zu großen Beeinträchtigungen auf der Autobahn. Am Nachmittag war der Stau auf 17 Kilometer bis Halle angewachsen. Am Abend war eine Freigabe geplant - mit Geschwindigkeitsbegrenzung. „Es fehlen ja noch die Leitplanken.“

Sonntag, 14 Uhr, wurden in der Ludwigshafener Straße die Sandsäcke abtransportiert. Erstmalig hatte der Katastrophenstab offiziell per Facebook nach Helfern gesucht - mit Erfolg. Hunderte bauten die provisorischen Deiche zurück. Das Technische Hilfswerk wechselte am Abend vom Einsatzort Autobahn 9 in die Kreuzbergstraße. Von dort wurden Bigpacks zurück an die Alte Landebahn gebracht.

Soldaten ziehen in den Norden

Vor dem Abmarsch stehen auch die Soldaten der Bundeswehr, die im Berufsschulzentrum untergebracht waren, am Wochenende aber kaum noch in der Region zum Einsatz kamen. Die Soldaten werden im Norden gebraucht. Dort steht die Flut erst noch bevor. Dessau-Roßlau scheint die Wassermassen überstanden zu haben - und das halbwegs unbeschadet.

Endgültige Entwarnung wollte Müller aber noch nicht geben. Man habe bei „Mutter Sturm“ gesehen, wie schnell etwas passieren kann. „Und das war nicht einmal auf unserem Stadtgebiet.“ Aber etwas Erleichterung ist allmählich erlaubt.

Auf Dessauer Seite wurde ein Deich gebaut, an der Überströmungsstelle arbeiten Soldaten.
Auf Dessauer Seite wurde ein Deich gebaut, an der Überströmungsstelle arbeiten Soldaten.
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Auf Dessauer Seite wurde ein Deich gebaut, an der Überströmungsstelle arbeiten Soldaten.
Auf Dessauer Seite wurde ein Deich gebaut, an der Überströmungsstelle arbeiten Soldaten.
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