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Hochwasser in Dessau-Roßlau Hochwasser in Dessau-Roßlau: Taube steigt um 35 Zentimeter

Von steffen Brachert 11.06.2013, 07:26
Die schwer erreichbare Überströmungsstelle mitten im Wald.
Die schwer erreichbare Überströmungsstelle mitten im Wald. FEUERWEHR Lizenz

Dessau-Rosslau/MZ - Dessau-Roßlau hat am Montag den Rückbau der provisorischen Deiche in der Stadt gestoppt - und fast alle Kräfte zwischen Großkühnau und Aken konzentriert. Dort hatte die Elbe in der Nacht zum Sonnabend ein Hochufer überströmt und die Landstraße überflutet. Das Wasser sucht sich seither seinen Weg in Richtung Aken und Susigke. Beide Ort wurden am vergangenen Wochenende evakuiert.

Ein Versuch, entlang der Landstraße zwischen Großkühnau und Aken einen Deich zu errichten, wurde am Nachmittag abgebrochen. Aken hat von seiner Seite aus etwa 500 Meter Deich errichtet, Dessau sollte mit einem 300 Meter langen Wall aus Big Bags, großen Sandpaketen, entgegenkommen und die Lücke im Deich schließen. „Das Wasser ist zu hoch, der Wasserdruck zu groß“, schüttelte Martin Müller, Einsatzleiter im Katastrophenstab, den Kopf. Und das, obwohl der Pegel der Elbe seit Sonnabend stetig abnimmt. Die Dessauer Kräfte vermuten, dass nach der Überströmung das Hochufer weiter ausgespült wurde.

Baumfällungen und Big Bags

Mit vereinten Kräften wurde deshalb versucht, das Überströmen zu begrenzen. Kameraden der Berufsfeuerwehr begannen links und rechts des Durchbruches Bäume zu fällen. Eine nicht ungefährliche Arbeit. Mit Hubschraubern wurden Big Bags an den kritischen Stellen abgeworfen. „Wir werden das nicht komplett dicht kriegen“, sagte Müller. „Doch wir wollen versuchen, das Wasser zu begrenzen.“ Für Mosigkau hatte zwar auch am Montag keine Gefahr bestanden. Allerdings hatte das sich ausbreitende Wasser dazu geführt, dass die Taube um 35 Zentimeter angestiegen war. Nicht zuletzt, weil nach der Stromabschaltung in Aken das Schöpfwerk der Taube einige Zeit nicht funktionierte. Ein Taube-Rückstau könnte für Mosigkau neue Gefahren bringen. „Wir beobachten die Lage an der Taube aufmerksam“, sagte Müller. Im Falle eines Falles sei eine Erhöhung des Ufers denkbar.

Deutlich wurde allerdings, dass die Kommunikation zwischen dem Katastrophenstab in Dessau-Roßlau und der Technischen Einsatzleitung Aken, die seit dem Wochenende ihren Sitz in Osternienburg hat, nicht problemfrei war. Aken hatte schon früher auf eine Zusammenarbeit gedrängt. „Dann wären wir jetzt schon weiter“, meinte der Akener Einsatzleiter Danilo Licht und hatte eine Begründung für das größer werdende Engagement. „Wenn sie jetzt hier nichts machen, wird es für Dessau kritisch.“

Dessau-Roßlau klagte seinerseits über schlechte Kommunikation mit der Nachbarstadt. Was nicht nur am immer wieder ausfallenden Handynetz gelegen habe. „Jeder hat seins gemacht“, so Müller. Die Deichüberströmung bei „Mutter Sturm“ sei zwar nahe Dessau, aber eben doch auf dem Gebiet des Landkreises „Anhalt-Bitterfeld“. Vernünftige Gespräche seien erst möglich gewesen, nachdem sich Roland Schneider, der Chef des Dessau-Roßlauer Katastrophenstabes, am Montag persönlich nach Osternienburg aufgemacht habe.

Mit Pumpen gegen Grundwasser

In der Stadt Dessau-Roßlau selbst blieb es sonst ruhig. Trotz des Starkregens in der Nacht zum Montag, der zu zahlreichen besorgten Anrufen im Katastrophenstab führte, dort aber nicht für Hektik und Aufregung sorgte. Die Elbe sank am Montag bis 17 Uhr auf 7,03 Meter - und lag damit wieder unter dem Wert des 2002er Hochwasser von 7,16 Meter. Die Elbe war binnen 24 Stunden über 30 Zentimeter zurückgegangen. Die Mulde lag bei 5,11 Meter (17 Uhr). Der Katastrophenalarm in der Stadt wurde trotz der niedriger werdenden Pegel aufrechterhalten. „Gerade der Einsatz bei Großkühnau hat gezeigt, dass wir weiter alle Kräfte brauchen“, sagte Müller. Die haben inzwischen nicht mehr nur mit dem Hochwasser zu tun.

In Großkühnau ist es seit Sonntag gelungen, das Grundwasser zu stabilisieren. In Dessau-Nord wird dies seit Montag versucht. Dort hatten sich in der Scheplake, Walderseestraße und Ringstraße Wasserlachen gebildet. Erneut kamen hier die Pumpen-Spezialisten der Ludwigshafener Feuerwehr zum Einsatz. Das Team aus der Partnerstadt wird hier weiterhin gut gebraucht.

Gaffer erhält Anzeige

Als unbelehrbar erwies sich ein 53-jähriger Roßlauer. Am Samstag erhielt die Polzei die Mitteilung, dass ein Mann mit einem Fahrrad die Deichanlagen in Nähe der Küchenbreite befährt. Trotz Aufforderung durch Mitarbeiter der Wasserwacht, ließ er sich nicht von seinem Handeln abbringen. Obwohl die Anlagen abgesperrt waren und ihm das Verbot des Betretens bekannt war, zeigte er sich uneinsichtig und wollte unbedingt Fotos vom Zustand der Deichanlagen fertigen. Erst nach dem Eintreffen der Polizeibeamten verließ er widerwillig den Deich. Gegen ihn wurde Anzeige erstattet.

Ordnungsamtsmitarbeiter kontrollieren die Dessauer Deiche: Das Betreten ist verboten. Nicht alle halten sich dran.
Ordnungsamtsmitarbeiter kontrollieren die Dessauer Deiche: Das Betreten ist verboten. Nicht alle halten sich dran.
Sebastian Lizenz