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Hochwasser in Coswig Hochwasser in Coswig: Harter Vorwurf gegen Maßnahmen im Luch

Von Steffen Drenkelfuss 27.08.2002, 17:48

Coswig/MZ. - Kaum ist die Flutwelle der Elbe abgeklungen, schlägt schon eine harte Welle schwerer Vorwürfe gegen die Coswiger Verwaltung hoch. Konkret: Der in der Wittenberger Straße ansässige Willi Dittrich macht Fehlinformationen und vermeintlich falsches Handeln durch das Coswiger Rathaus bei der Hochwasserbekämpfung im Coswiger Luch dafür verantwortlich, dass die Garagen der elbseitigen Anwohner der Wittenberger Straße abgesoffen sind.

"Etwa 2,20 Meter stand das Wasser in den Garagen", beklagt sich Dittrich. "Das Wasser kam viel zu schnell. Ich konnte nicht alle Werkzeugmaschinen und Materialien mehr bergen." Den entstandenen materiellen Schaden beziffert Dittrich auf etwa 5 000 Euro. Hinzu käme, dass Akten aus Zeiten unternehmerischer Selbstständigkeit, die er zehn Jahre aufbewahren müsse, völlig durchnässt, verklebt und wohl in Teilen irreparabel beschädigt seien.

Besonders erzürnt den heutigen Ruheständler Dittrich, dass dies alles hätte vermieden werden können. "Die Stadt Coswig hat nicht das Siel geöffnet, welches das Coswiger Luch kontrolliert aber langsam geflutet hätte. Statt dessen hat man gewartet bis der Deich überspült wird. Das Ergebnis war, dass das Luch schnell voll lief und mir keine Chance gegeben war, die Garage vollständig zu beräumen." Darüber hinaus hätte die Stadt Coswig es versäumt, rechtzeitig vor der Gefahr des Überspülen des Deiches zu warnen. "Und jetzt wird wiederum das Siel nicht oder nur sehr wenig geöffnet. Das Wasser bleibt stehen, kann nicht schnell in die Elbe ablaufen", meint Dittrich.

Diesen Vorwürfen tritt die Coswiger Bürgermeistern Doris Berlin jedoch energisch entgegen. "Ich bedauere, dass Herr Dittrich geschädigt wurde. Aber seine Vermutungen sind Unsinn." So habe man im Coswiger Krisenstab schon Tage vor Eintreffen der Scheitelwelle das Staatliche Amt für Umweltschutz Wittenberg (STAU) gebeten, das Siel im Coswiger Luch zum kontrollierten Fluten zu öffnen. Dies sei abgelehnt worden.

Nachdem das Wasser weiter stieg und nun auch das STAU Wittenberg Wasser zum Druckausgleich des Deiches am Walberg in das Luch leiten wollte, sei das Siel nicht mehr zu öffnen gewesen - das Wasser suchte sich nun seinen Weg über die Deichkrone. "Aber wir haben zwei Tage vor der kritischen Situation durch Mitarbeiter des Ordnungsamtes die Anlieger davon in Kenntnis gesetzt. Von Fehlinformation kann keine Rede sein." Dass jetzt das Siel weiter geschlossen sei und das Wasser im Luch nicht abfließen könne, sei ebenfalls nicht zutreffend.

Eine Rückfrage beim zuständigen Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft in Wittenberg ergab, dass die Stadt Coswig tatsächlich frühzeitig um die Öffnung des Siels und um eine kontrollierte Luch-Flutung gebeten hatte.

"Bei Hochwasser bleibt das Siel grundsätzlich erst einmal geschlossen", so Sachbearbeiter Gerd Dörre. "Erst wenn eine hinreichende Höhe des Hochwasser-Pegels gegeben ist, wird das Siel geöffnet." Warum aber die Öffnung dann später nicht erfolgte, vermochte Dörre nicht zu sagen. Die zugesagte Recherche des damaligen Entscheidungsweges blieb er am Dienstag schuldig. Bestätigen konnte er jedoch, dass seit Sonntagabend das Siel geöffnet sei und das Wasser aus dem Luch zurück in die Elbe laufe.