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Historisches Museum Köthen Historisches Museum Köthen: Erinnerung an eine bemerkenswerte Frau

Von Matthias Bartl 28.01.2002, 19:05

Köthen/MZ. - In Köthen über die Bedeutung Johann Sebastian Bachs zu sprechen, hieße so langsam, Eulen nach Athen zu tragen. Die Stadt schmückt sich gern mit dem Zusatz "Bachstadt", lädt zu Bachfesttagen und zum Bach-Wettbewerb für junge Pianisten, eine Bach GmbH wurde gegründet, es gibt eine Bach-Straße und ein Bach-Denkmal.

Und eine Bach-Gedenkstätte im Historischen Museum, wo am Freitag eine Ausstellung eröffnet wurde. Nein, nicht über den Meister selbst, sondern über seine zweite Frau Anna Magdalena, die er im Dezember 1721 in Köthen geheiratet hat, nachdem seine erste Frau Maria Barbara gestorben war.

Museumsdirektor Günter Hoppe ist dafür zu danken, dass er in seiner Eröffnungsrede einfühlsam und erlebbar das Leben der Anna Magdalena Bach nachzeichnete. Die, in Zeitz geboren, 1721 ihre erste feste Anstellung als Sängerin am Hof zu Köthen erhielt und dort mit dem verwitweten Hofkapellmeister zusammentraf. Die gegenständlichen Erinnerungen an Anna Magdalena sind immer bescheiden gewesen und geblieben; ihre gerühmte Stimme, so Hoppe, sei unter der Handschrift der Kopistin verschüttet, unter "Schriftzügen aus Gallustinte", die im Dienen an Mann und Kindern aufgegangen sei. Es gebe von ihr kein Konterfei, es gibt keinen Briefwechsel und kaum Zeugnisse über das Ehepaar Bach. Unschätzbare, weil nonverbale Dokumente nicht nur ihres Zusammenlebens, sondern auch ihrer Gemeinsamkeit in der Musik, sind die "Clavierbüchlein vor Anna Magdalena Bachin" aus den Jahren 1722 und 1725.

Umso verdienstvoller ist die Arbeit, die Maria Hübner vom Leipziger Bach-Archiv mit der Konzipierung und Zusammenstellung der Ausstellung geleistet hat, die noch bis zum 24. März in Köthen zu sehen ist. Sie habe sich bemüht, so Maria Hübner zur MZ, mit der Exposition an den biographischen Daten Anna Magdalenas entlang zu gehen. Und es habe sich bei genauer Recherche doch einiges gefunden, was an die bemerkenswerte Frau erinnere. Im März 2001 habe sie mit den Arbeiten an der Ausstellung begonnen und zu ihrer Freude sei die Exposition bereits bis zum Herbst 2003 ausgebucht - nach Köthen wird sie in Arnstadt, Weißenfels, Frankfurt/Oder und Zeitz zu sehen sein.

Vermutlich wird die Kabinettausstellung auch dort in einigen Originalen Variationen erfahren. In Köthen jedenfalls war einiges, was in Leipzig zu sehen war, gegen Exponate aus Köthen ausgetauscht worden: Pfarrer Lothar Scholz verwies darauf, dass die Köthener Agnuskirche einen Abendmahlskelch aus Bachs Köthener Zeit, und das Abendmahlsregister, in dem Bach und seine Frau vermerkt sind, zur Ausstellung beigesteuert habe. Aus dem Fundus des Naumann-Museums stammt der präparierte Bluthänfling, der in einem typischen Holzkäfig der Zeit die Ausstellung bereichert - Anna Magdalena Bach hatte sich am Gesang solcher Vögel gern und oft erfreut.

Am Gesang von Mona Deibele konnte sich dagegen die Gäste der Ausstellungseröffnung erfreuen. Die aus Köthen stammende Sängerin ließ - mit Unterstützung der Violinistin Christine Trinks und von Bernhard Prokein am Cembalo, beide vom Opernhaus Halle - in der Bach-Gedenkstätte eine Ahnung aufkommen, wie vielleicht der Gesang Anna Magdalena Bachs geklungen haben mag.