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Historisches Dessau Historisches Dessau: Vor 50 Jahren waren Ideen für Romanjuk-Platz gesucht

02.02.2019, 13:00
Wo heute das Rathaus-Center steht klaffte vor 50 Jahren noch der „Romanjuk-Platz“.
Wo heute das Rathaus-Center steht klaffte vor 50 Jahren noch der „Romanjuk-Platz“. Stadtarchiv

Dessau-Roßlau - MZ-Mitarbeiter Danny Gitter hat in den Zeitungsbänden der Vergangenheit geblättert:

Vor 100 Jahren

Die Nachwehen des Ersten Weltkriegs sind auch zu Beginn des Jahres 1919 noch heftig. In vielen Bereichen gibt es Versorgungsengpässe. So meldet der „Anhalter Anzeiger“ am 10. Januar, dass „wegen der großen Kohlennot bis auf weiteres alle Eingänge von Kohlen zur Verteilung an die Bevölkerung verwendet werden müssen, weshalb in den Schulen äußerste Sparsamkeit an Kohlen geboten ist. Darum sollen die Kinder von je zwei Schulstellen in einem Gebäude unterrichtet werden.“

Wo Mangel herrscht, gibt es gleichzeitig an anderen Stellen Überfluss. Der Arbeiter- und Soldatenrat berichtet in der Ausgabe vom 25. Januar von einer Hausdurchsuchung bei einem Landwirt in der Umgebung von Dessau durch die Versorgungskommission. Es lag der Verdacht vor, dass er wohl nicht alle Vorräte ordnungsgemäß meldete. Fünf Töpfe zu je zehn Pfund Schweinefleisch. Drei Töpfe zu elf Pfund Melkfett sowie ein beträchtliches Quantum Schinken, eingewecktes Geflügel und noch vieles andere werden sichergestellt.

Vor 75 Jahren

Durchhalteparolen und Propaganda-Berichte über die Kriegsgräuel der Alliierten dominieren im Januar 1944 die Berichterstattung im „Anhalter Anzeiger“, der zu dieser Zeit offiziell „Amtliches Organ der NSDAP, des Reichsstatthalters und der Behörden“ ist. In der Ausgabe vom 10. Januar wird verkündet: „Die Frauen unseres Gaues arbeiten für den Sieg.“

Erziehung der Kinder, Pflege ihrer Familiengemeinschaft, Verwundetenbetreuung und die Mitarbeit in den Nähstuben für die Lazarette werden besonders gelobt. Am 30. Januar steht die Machtergreifung der NSDAP elf Jahre zuvor im Fokus. Überall finden Kundgebungen statt. In Dessau sprach auf dem Marktplatz vor „vielen Tausenden“ Gaupropagandaleiter Knöbel.

Vor 50 Jahren

Aufbruch liegt in Dessau und Roßlau in der Luft. Schließlich wird die DDR 1969 ihren 20. Geburtstag begehen. Leser der „Freiheit“ schreiben Geburtstagswünsche. „Wir alle gestalten das Morgen“ lautet Mitte des Monats ein Aufmacher im Dessauer Lokalteil. Die Bürger sind aufgerufen sich an einem Ideenwettbewerb zur Gestaltung des Zentralen Platzes zu beteiligen. Zeitweise hieß er auch „Romanjuk-Platz“ und verband den Stadtpark mit dem Rathaus, wo heute das Rathaus-Center steht. „Der Zentrale Platz muß seiner politischen Funktion als Kundgebungsplatz gerecht werden. Er muß zweckdienlich, belebt und kulturvoll sein und hat das Gemeinschaftsleben im Zentrum der Stadt zu fördern“, hieß es im Aufruf zum Ideenwettbewerb.

In Roßlau bilanziert am 31. Januar ein Verkehrspolizist noch einmal das Verkehrsunfallgeschehen von 1968 im Kreis. Wie viele Unfälle es gab, wird nicht konkret erwähnt. Nur festgestellt, dass sie gegenüber den Vorjahren gestiegen sind. Insgesamt 82.500 Mark betrugen die Sachschäden. Im Jahr zuvor waren es 75.500 Mark. Die Zahl der Verletzten stieg von 74 Personen 1967 auf 91 im Jahr 1968. Die Zahl der Verkehrstoten stieg von zwei auf fünf. „Abgesehen von dem großen persönlichen Leid, ist der volkswirtschaftliche Schaden enorm. Wochenlang blieben Arbeitsplätze verwaist, wertvolle Nutzfahrzeuge fielen aus“, stellt der Verkehrspolizist fest.

Vor 25 Jahren

Das Jahr 1994 beginnt mit sorgenvollen Blicken in Richtung Dessau-Nord. Das markante Eckhaus am Lidiceplatz, in der Kurt-Weill-Straße 6, im Volksmund „Katzenhaus“ genannt, soll abgerissen werden. Dem Baudezernat läge vom neuen Investor ein Abbruchantrag vor, berichtet die Mitteldeutsche Zeitung in ihrer Ausgabe vom 6./7. Januar.

Ein Gutachten bescheinigt dem maroden Haus ein Sanierungsbedarf von rund drei Millionen D-Mark. Auch eine andere Schlagzeile sorgt für Gesprächsstoff in der Stadt. „Projekt für Kaufhaus wankt“, hieß es am 26. Januar in der Mitteldeutschen Zeitung. Der Karstadt-Konzern drohte sich von seinem Bauvorhaben auf dem Dessauer Romanjuk-Platz zurückzuziehen, weil seiner Ansicht nach zu viele Einzelhandelsflächen außerhalb der Innenstadt entstanden sind.

Gute Nachrichten dagegen gibt es für alle Fans des Handball-Zweitligisten ZAB Dessau. Der polnische Nationalspieler und Dessauer Leistungsträger Tomasz Lebiedzinski verlängerte seinen Vertrag an der Mulde um weitere zwei Jahre. (mz)

Das Stadtarchiv Dessau-Roßlau, Heidestraße 21, verfügt über eine umfangreiche Zeitungssammlung sowie über ein Fotoarchiv mit etwa 70.000 historischen und zeitgeschichtlichen schwarz-weiß Fotos, Farbfotos, Digitalfotos, Dias, Glasnegativen, Ansichtskarten sowie über laufende stadtgeschichtliche Bilddokumentationen.

Zu finden sind im Stadtarchiv unter anderem der Anhalter Anzeiger und seine Vorläufer (1763-1945), das Volksblatt für Anhalt (1892-1933), die Freiheit/Mitteldeutsche Zeitung (ab 1945), die Mitteldeutsche Neueste Nachrichten/Tageblatt (1952-1991), die Liberal-Demokratische Zeitung (1959-1979) und die Dessauer Zeitung (1962-1971).

Der Lidiceplatz mit dem sogenannten „Katzenhaus“ (Mitte)
Der Lidiceplatz mit dem sogenannten „Katzenhaus“ (Mitte)
Stadtarchiv