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Hilfsangebot Hilfsangebot: Notausgang Babynest in der Frauenklinik

Von Carla Hanus 18.04.2002, 16:05

Dessau/MZ. - Etwas größer als die Schilder, die gemeinhin einen Notausgang anzeigen, ist der Wegweiser "Babynest" schon. Erstmals ist ein solcher am Eingang zum Gelände der Frauenklinik in der Kühnauer Straße an einer Backsteinmauer angebracht. Der nächste folgt an einer Lampe hinter dem ersten Gebäude, der dritte schließlich ist an einer hölzernen blickdichten Pergola angebracht. Dahinter befindet sich die Babyklappe, die die Dessauer Babynest nennen. Mütter in Not können hier ihre Neugeborenen ablegen.

Hinter dem Fenster des Babynestes steht immer ein Bettchen bereit, auf dem als liebevolles Detail ein kleines Plüschtier liegt. Legt eine Mutter ihr Neugeborenes in das kuschelige Nest, erklingt im Kreißsaal ein Klingelzeichen. Zusätzlich wurde ein Babyfon angebracht, damit Hebammen und Schwestern sofort informiert werden. Während die Mutter das Klinikgelände wieder verlässt, wird ihr Kind von fürsorglichen Händen aufgenommen.

Ein Fall, den sich weder die Klinikmitarbeiter noch das Jugendamt oder der Jugendhilfeausschuss und auch der Sozialdezernent wirklich wünschen. Das betonten sie am Donnerstag bei der Einweihung des Babynestes mehrfach. Trotzdem hatten sie sich gemeinsam um die Einrichtung dieser anonymen Baby-Rettungsstelle bemüht.

Nicht zuletzt deshalb, weil es gesetzlich noch nicht geregelt ist, dass eine Mutter in Not anonym ihr Kind in einer Klinik zur Welt bringen könne, erklärte Wolfgang Focke bei der Übergabe. Diese Möglichkeit liege in der alleinigen Entscheidung des Arztes und des Personals, erklärte er. Wobei gerichtliche Schritte möglich seien, eben auch Beugehaft drohen könne.

In Dessau haben sich Klinik und Stadtverwaltung für das Babynest entschieden. "Wobei allen klar ist," betonte Focke, "dass das nur eine ergänzende Lösung sein kann zur eigentlichen präventiven Tätigkeit." Focke verwies auf die zahlreichen Beratungsmöglichkeiten, die es für werdende Mütter in schwierigen Situationen gibt. Auch Jugendamtsleiterin Heike Förster hob die Angebote zur Hilfe hervor, die selbst finanzielle Unterstützung einschließen könne. Aber wenn eine Mutter keine anderen Weg für sich und ihr Kind sieht, solle sie die Chance haben, ihr Baby anonym und ohne rechtliche Konsequenzen in Obhut zu geben. Acht Wochen wird das Baby dann versorgt, ohne dass nach seiner Herkunft geforscht wird, bevor es zur Adoption frei gegeben werden kann. Zeit, in der sich die Mutter noch melden könnte.