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Hilfsaktion Hilfsaktion: Ex-Köthenerin organisierte Konvoi

Von Helmut Dawal 25.08.2002, 16:05

Köthen/Wermelskirchen/MZ. - Zwei bis unter das Dach beladene Kleintransporter kamen am späten Freitagabend in der Köthener Aribertstraße an. Die beiden Fahrzeugbesatzungen - Katja Andreae und ihr Freund Martin Pillmann sowie das Ehepaar Ilona und Paul Braun - hatten von Wermelskirchen bei Leverkusen die Reise ins Anhaltische angetreten, um in Köthen eine Verschnaufpause einzulegen. Am Sonnabend ging die Fahrt dann weiter nach Bitterfeld und Jeßnitz, um die an Bord befindlichen Hilfsgüter Menschen zukommen zu lassen, die bei der Hochwasserkatastrophe ihr Hab und Gut verloren haben.

Die Hilfsaktion kam binnen zweier Tage zustande, viele Menschen aus Wermelskirchen trugen zu ihrem Gelingen bei. Was zu einem guten Teil der Organisation von Katja Andreae zu verdanken war, aber auch ihrer Familie. Denn die junge Frau stammt aus Köthen, hat in Wermelskirchen ihre Berufsausbildung absolviert und arbeitet jetzt als Rechtsanwaltsgehilfin.

Hunderte Kilometer von ihrem Heimatort entfernt interessierte sie sich natürlich dafür, was hier in der Region passiert ist und telefonierte oft mit ihren Eltern. Andrea und Thomas Andreae hatten selbst mit zugepackt und Sandsäcke zum Schutz der Deiche geschleppt. Sie erzählten ihrer Tochter von den Heerscharen von Helfern, aber auch davon, dass nur eine halbe Autostunde von Köthen entfernt Menschen durch die Fluten alles verloren hatten. "Da stand fest, dass wir auch etwas tun müssen", sagte Katja. Und bei den Kollegen der Kanzlei Küpper, in der sie arbeitet, fand sie schnell Verbündete.

15 Matratzen, Bettwäsche, Geschirr, Schuhe, Spielzeug - all das wurde in kurzer Zeit zusammengetragen. Gespendetes Geld nutzte man, um Duschgel, Zahnpasta und Hygieneartikel zu kaufen. Bald zeigte sich, dass ein Transporter gar nicht mehr ausreichte, um die ganzen Hilfsgüter aufzunehmen. Da half die Solinger Niederlassung der Firma Europcar. Sie stellte kostenlos einen nagelneuen VW-Transporter zur Verfügung, dessen Jungfernfahrt nun in das Katastrophengebiet führte. Und während in Wermelskirchen der Hilfskonvoi zusammengestellt wurde, bereitete Andrea Andreae in Köthen die Ankunft vor und organisierte die Abnahme der Hilfsgüter. "Sie sollten ja nichts ins Blaue fahren", meinte sie.

Der Hilfsaktion folgt möglicherweise schon bald die nächste. Wie Katjas Arbeitskollegin Ilona Braun berichtete, wollen einige Männer aus Wermelskirchen als Handwerkertrupp in den Osten reisen, um beim Reparieren und Renovieren von Wohnungen und Häusern zu helfen, die durch das Hochwasser Schaden genommen haben. "Die Bilder von den großen Zerstörungen sind uns sehr nahe gegangen. Wir wollen den betroffenen Menschen helfen."