Hilfe für Kinder und Familien: Hilfe für Kinder und Familien: Dessauer Tagesklinik für Kinder besteht seit 20 Jahren

Dessau - Auch wenn die Salus-Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Dessau-Roßlau gegenwärtig aufgrund der Corona-Pandemie Eltern und Kindern nur telefonisch zur Seite steht, so gibt es jetzt dennoch ein Jubiläum zu würdigen. Seit 20 Jahren steht die durch das Salus-Fachklinikum Bernburg eröffnete Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie in Dessau jungen Patienten und ihren Familien zur Seite.

„Die Einrichtung wird gut angenommen“, sagt Franka Petzke, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Salus gGmbH. Seit der Eröffnung im Mai 2000 fanden hier rund 1.400 Mädchen und Jungen, deren gesunde Persönlichkeitsentwicklung durch psychische Störungen gelitten hat, medizinisch-therapeutische Hilfe. Jungen (82 Prozent) waren dabei weitaus häufiger vertreten als Mädchen.

Die Einrichtung in der Schillerstraße - bis 2009 hatte sie in der Rheinstraße ihr Domizil - war damit von Anbeginn stets ausgelastet. Häufig überstieg die Zahl der Voranmeldungen die Kapazität.

Eigentlich sollte das 20-jährige Bestehen der Dessauer Tagesklinik im Mai mit einem Tag der offenen Tür gefeiert werden. Doch Corona machte einen Strich durch die Rechnung. Nun soll er - kombiniert mit einem Treffen ehemaliger Patienten und Mitarbeiter sowie einem öffentlichen Kinderfest - möglichst im Herbst nachgeholt werden.

Die Außenstelle der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie Bernburg steht unter chefärztlicher Leitung von Tilo Kranepohl und ist inzwischen fest im regionalen Hilfesystem verwurzelt, stellt Petzke fest. Besonders häufig erfolgt die tagesklinische Behandlung der fünf- bis 18-jährigen Patienten aufgrund von kombinierten Störungen des Sozialverhaltens und der Emotionen (36,5 Prozent) sowie Aufmerk-samkeits- und Konzentrationsdefiziten mit und ohne Hyperaktivität (ADS und ADHS, 23,6 Prozent). Die jungen Patienten haben beispielsweise Lern- und Leistungsprobleme, Schulängste, mangelnde Akzeptanz von Regeln oder zeigen aggressive oder auch extrem zurückgezogene Verhaltensweisen.

„Die mögliche Symptomatik ist zwar vielgestaltig und individuell verschieden“, erklärt die Psychologische Psychotherapeutin Esther Dahlhoff-Böker. „Fast immer aber spielen ungelöste Konflikte, Spannungen und Belastungen sowie damit einhergehende Beziehungsprobleme im familiären, schulischen und sozialen Umfeld eine Rolle.“

Kinder seien besonders sensible Empfänger und Alarmgeber, wenn etwas nicht stimmt, ihre Symptome oft ein Zeichen von Überforderung, Verlust- und Trennungsängsten oder seelischen Verletzungen, erklärt die erfahrene Therapeutin. Für die tagesklinische Arbeit bedeute dies, die Interaktionen zwischen den jungen Patienten, ihren Eltern und anderen engen Bezugspersonen in Familie, Schule und Freizeit intensiv einzubeziehen.

Die Salus-Tagesklinik in Dessau wird als Außenstelle der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie am Fachklinikum Bernburg geführt. Sie verfügt über 12 Plätze und nimmt junge Patienten im Alter zwischen ca. 5 und 18 Jahren auf, bei denen sich dadurch eine stationäre Behandlung vermeiden oder verkürzen lässt.

Versorgt werden Patienten aus der Stadt Dessau-Roßlau, dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld sowie Teilen des Landkreises Wittenberg.

„Mit dem Kind kommt oft die ganze Familie. Die Bereitschaft der Erwachsenen, etwas verändern zu wollen, ist ebenso wichtig wie die Motivation des Kindes oder Jugendlichen“, verweist Dahlhoff-Böker.

Es gehe nicht um Schuldzuweisungen, sondern um Einsichten und Fähigkeiten für eine bessere gemeinsame Lebensgestaltung zum Wohle des Kindes und der ganzen Familie. Dafür sei die tagesklinische Behandlungsform besonders gut geeignet. Die jungen Patienten können jeden Tag in ihr vertrautes Zuhause zurückkehren. (mz)