Häuser und Straßen auf schiefer Ebene fotografiert
Bernburg/MZ. - Die ganz andere Perspektive sei zunächst auch für Angelika Böhlk, Vorsitzende der Kulturstiftung, fremd gewesen. Bis sie direkt neben dem Fenster ein Bild des Fotografen sah. Sergej Weissgerber sitzt im Rollstuhl. Frau Böhlk hat erfahren, dass der Rheinenser seine Fotos vom Schoß aus schoss.
Die Gastgeberin hat den jungen Mann nie kennen gelernt. Wenige Tage, bevor seine Ausstellung in Bernburg eröffnet worden ist, verstarb der Rheinenser. Von dessen Mutter habe man jedoch erfahren, dass es sein Wunsch gewesen sei, seine Fotografien auch in der Partnerstadt zu zeigen.
Sergej Weissgerber, der aus Estland stammte, wurde nur 28 Jahre alt. Seit seiner Geburt litt er an einer progredienten Muskeldystonie. Das ist eine Erkrankung, in der die Muskeln nicht mit wachsen. 1995 hatte er mit dem Fotografieren angefangen.
Gerade, weil er dabei nicht durch den Sucher schauen konnte, verblüfft seine Neugierde und der Perspektivwechsel, zu dem seine Fotos den Betrachter anregen. Mit ihren Beinen scheinen die Menschen auf der Straße mit hektischer Umtriebsamkeit davon zu eilen. Kirchen und andere Gebäude verweilen dadurch unsicher auf der schiefen Ebene.
Die Ausstellung in der Kulturstiftung ist noch bis zum 29. Oktober montags bis donnerstags von 11 bis 15.30 Uhr, freitags von 11 bis 13 Uhr zu sehen.