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Hafenfest Rosslau Hafenfest Rosslau: Kein Schiff aber die Lok fährt

Von silvia Bürkmann 07.10.2015, 06:40
Hafenchef Lutz Wiesel, Axel Tautermann und Werftchef Horst Danke machen Chistel Heppner vom Förderverein neugierig aufs Hafenfest.
Hafenchef Lutz Wiesel, Axel Tautermann und Werftchef Horst Danke machen Chistel Heppner vom Förderverein neugierig aufs Hafenfest. sebastian Lizenz

Rosslau - Lutz Wiesel hat die aktuellen Daten gerade abgefragt, kraust die Stirn und schüttelt den Kopf: „Das wird nichts mehr!“ 74 Zentimeter maß der Elbepegel am Montag, die Fahrrinne gab gerade noch 73 Zentimeter her, so der Hafenbetriebsleiter im Roßlauer Industriehafen. Keine Schiffbarkeit auf der Elbe, selbst für die Fahrgastschiffe nicht. Auch alte Schaufelraddampfer brauchen 85 bis 90 Zentimeter Wasser unter’m Kiel.

Also fährt die „Pirna“ nicht. Der Schaufelraddampfer vom Baujahr 1898 aus Dresden-Blasewitz mit 0,78 Meter Tiefgang leer schafft es unter den aktuellen Bedingungen nicht mal „bergab“ nach Roßlau. Dort stand für den Oldie eigentlich eine turnusmäßige Reparatur im Plan. „Die Maschine ist zu warten“, so Axel Tautermann, Bereichsleiter in der Roßlauer Schiffswerft. Und da die Reparaturen nur das Innenschiff betreffen und die „Pirna“ nicht über die Slipanlage in Aken aufs Trockendock gehievt werden müsste, wäre die Gelegenheit günstig gewesen, den Abstecher von der Ober- an die Mittlere Elbe noch für ein paar Ausflüge zu nutzen. Die standen für das Roßlauer Hafenfest am kommenden Sonnabend im Plan. Reservierungen und Kartenverkauf sind nun rückabzuwickeln. „Sehr schade“, bedauert Christel Heppner, Vorsitzende des Fördervereins Schifferstadt Roßlau. Dessen ehrenamtliche Mitstreiter hätten sich gerade nach den großen Anstrengungen des Heimat- und Schifferfestes im Jubiläumsjahr Roßlau 800 so sehr auf die gemütlichen Rundfahrten gefreut. Die fallen nun buchstäblich nichts ins Wasser sondern landen auf dem Trockenen.

Zwei Häfen auf sechs Kilometern

Zwei Häfen - ein Fest, unter diesem Motto laden am Sonnabend Schiffswerft und Industriehafen Roßlau von 10 bis 16 Uhr Besucher an die Elbe. Dass es in Roßlau zwei Häfen gibt, ist nur Eingeweihten bekannt. Und durch den großen Elbebogen am Unterluch liegen auch gut sechs Kilometer Luftlinie zwischen ihnen: Dem Werfthafen, der am Stromkilometer 258,3 fast in Sichtweite von der Eisenbahnbrücke an den Fluss anbindet und dem Industriehafen Roßlau nahe Rodleben am Kilometer 264,2. Beide Unternehmen stellen sich gemeinsam beim „Tag der offenen Tür“ der neugierigen Öffentlichkeit vor, öffnen ihre Pforten und lassen sich über die Schulter blicken.

Das Hafenfest am 10. Oktober reiht sich zugleich ein in den Veranstaltungsreigen im Jubiläumsjahr Roßlau 800 zur urkundlichen Ersterwähnung im Jahr 1215. In der Roßlauer Schiffswerft sind bei Rundgängen und Betriebsführungen die Hallen, Lehrwerkstatt und Anlagen zu besichtigen, darunter die für Y-Schwellen und Hochwasserschutzanlagen. Gerade die Lehrwerkstatt ist interessant: Am Tag, da in Dessau die Lehrstellenoffensive im Stadtwerkesaal läuft, kann hier die etwaige künftige Lehrstelle live besichtigt werden. Die Roßlauer Schiffswerft ist im Verbund mit dem Stahlbau Dessau zuverlässiger Ausbildungsbetrieb. Gegenwärtig lernen 48 Azubis vom 1. bis 4. Lehrjahr in der Werft. Im gewerblichen Bereich sind noch Ausbildungsplätze für Konstruktionsmechaniker frei.

Schiffahrtsmuseum und Pendelfahrten

Auf dem Gelände der Werft angesiedelt ist auch das vom Roßlauer Schifferverein betreute Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum Roßlau, das am Sonnabend seine Türen öffnet. Im Museum ist der Infostand aufgebaut, wo Unterstützungsurkunden und Produkte für Roßlau 800 erworben werden können. Zu erreichen ist das Schiffermuseum an diesem Sonnabend aber nur über das Werftgelände, Zugang Sachsenbergstraße. Damit der Weg von der einen zur nächsten Hafenkante den Besuchern nicht zu weit wird, pendeln zwischen den Betrieben auch Kremser. Als Transportmittel ebenso beliebt bei den Kindern wie Senioren.

Im Industriehafen dann warten Betriebsführungen auf dem Hafengelände. Von den angesiedelten Betrieben mit dabei ist die Firma Dykerhoff. In Aktion zu erleben ist auch der Hafenkran „Fritz“, der immerhin Lasten bis maximal 75 Tonnen bewegen kann. Ganz Neugierige können auch aufsitzen auf dem Führerstand einer Diesellok und so das Gleisnetz bis zur Wagenübergabestelle (Wüst) vor den Toren des DHW Rodleben erkunden. (mz)