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Gruppenvergewaltigung in Dessau Gruppenvergewaltigung in Dessau: Gespräche der Eritreer drehten sich nur um Sex

Von Thomas Steinberg 13.03.2018, 16:30
Yonas A., einer der vier Angeklagten aus Eritrea (rechts), legte in der vorigen Woche am Landgericht Dessau ein Geständnis ab und bestätigte im Kern die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft.
Yonas A., einer der vier Angeklagten aus Eritrea (rechts), legte in der vorigen Woche am Landgericht Dessau ein Geständnis ab und bestätigte im Kern die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft. Lutz Sebastian

Dessau - Im Verfahren vor dem Landgericht Dessau um eine Gruppenvergewaltigung hat am Dienstag einer der vier angeklagten Eritreer ein Geständnis abgelegt. Yonas A. ließ seinen Verteidiger erklären, er habe das Opfer teilweise entkleidet und vergewaltigt. Das Opfer habe das nicht gewollt, sich aber nicht besonders stark gewehrt.

A. ist damit der erste der vier jungen Männer, der die Vorwürfe einräumt. Am ersten Verhandlungstag hatte ein Mitangeklagter behauptet, sich an nichts zu erinnern, ein zweiter hatte seine Teilnahme bestritten. A. wollte sich nicht äußern, was die anderen getan haben, ließ seinen Verteidiger dennoch sagen: „Jeder wollte teilhaben, wir waren wie durchgedreht.“ Er schäme sich sehr für das, was sein Mandant getan habe, beteuerte A.’s Verteidiger. „Das sagte er von sich aus.“

A. bestätigte im Kern Vorwürfe der Anklage und Aussagen der Mitangeklagten. Man sei am Nachmittag des 15. August vorigen Jahres zu sechst in die Stadt gegangen, um sich die Zeit zu vertreiben. Zwei Personen hätten sich entfernt, zu viert habe man dann hinter der ehemaligen Schule am Schlossplatz Bier getrunken.

Die 56-jährige Dessauerin war häufiger hinter der ehemaligen Schule anzutreffen

Am Abend sei eine Frau vorbeigekommen, habe Flaschen gesammelt, einer von ihnen sei mit ihr ins Gespräch gekommen. Man habe ihr die leeren Flaschen überlassen. Die Frau habe gefragt, ob sie die restlichen später abholen dürfe. Als die Frau gegangen war, drehten sich die Gespräche wohl einzig um Sex - als sie zurückkehrte, wurde sie das Opfer der Phantasien.

Die 56-jährige Dessauerin war häufiger hinter der ehemaligen Schule anzutreffen. Auf der Suche nach Flaschen. Diese Streifzüge habe seine Frau seit etwa acht Jahren unternommen, nachdem ihr der Arzt dringend zu mehr Bewegung geraten hatte, sagte ihr Mann am Dienstag vor Gericht. Zu Problemen sei es dabei nie gekommen. „Sie hatte keine Angst.“ Am Tattag habe er schon im Bett gelegen, als seine Frau zurückgekehrt sei und ihm eröffnet habe: „Ich wurde vergewaltigt. Was soll ich tun?“

Beide gingen gemeinsam zur Polizei, die Frau wurde dann sofort ins Klinikum gebracht. Die Polizeibeamten beschrieben die Frau vor Gericht als eher ruhig, einer als wie unter Schock stehend. Im Krankenhaus konnten auch Spuren gesichert werden, die vermutlich im weiteren Verlauf des Prozesses eine erhebliche Rolle spielen dürften.

Weitere Zeugen für die Tat am Schloßplatz gibt es nicht

Ihr Ehemann sagte, seine Frau spreche nicht gern über das Erlebte. „Sie blockt, wenn man es anspricht und würde am liebsten nicht zur Verhandlung erscheinen.“ In psychologischer Behandlung sei sie nicht, eine Psychologin habe diese für nicht notwendig erachtet.

Zeugen für die Tat gibt es nicht, was kaum überrascht: Der Tatort liegt zwar nur ein paar Schritte vom Stadtzentrum entfernt, ist aber gleichzeitig völlig abgeschieden. Das ehemalige Schulgebäude selbst riegelt das Gelände nach Westen ab, im Süden wächst eine dichte Hecke, die Sicht von den nördlich gelegenen Wohnhäusern versperren Bäume nahezu vollständig.

Zudem waren es wohl mehrere Angeklagte, die ihr Opfer gemeinsam die Kellertreppe hinunter und damit wirklich ausjedem Sichtfeld getragen hatten.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. (mz)