Gesunde Ernährung Gesunde Ernährung: Diese Dessauer Kita setzt auf Selbstgemachtes statt Süßigkeiten

Rodleben - Langsam füllt sich das Backblech mit dem Nusskuchenteig, den Lilly, Marlena, Leo und Lea hoch konzentriert Löffel für Löffel dazugeben. Zuvor haben die fleißigen Bäcker der Kindertagesstätte „Sonnenkäfer“ in Rodleben den Teig angerührt, Nüsse geknackt, Schokolade geraspelt. Am Nachmittag, zum Vesper, wird der selbst gebackene Kuchen serviert. Darauf freuen sich schon alle.
Kinder der Kita „Sonnenkäfer“ lernen in eigenen Küche das Kochen und Backen
Es ist nicht das erste Mal, dass die Jungen und Mädchen des Kindergartens in ihrer Kinderküche stehen und selbst etwas beisteuern zum Speiseplan.
Seit Oktober ist die Lernküche einsatzbereit. Angeschafft wurde sie aus Spendenerlösen und mit Hilfe von Sponsoren. Ein Jahr hat die Kindereinrichtung dafür gesammelt, die Erlöse aller Feste, Feiern und Veranstaltungen dafür verwendet. „Die Kinder lieben ihre Küche“, strahlt Kita-Leiterin Grit Frens. Unter Anleitung von Erzieherin Manuela Schacht werden sie zu richtig kleinen Küchenprofis.
Auf gesunde Ernährung legt Kita „Sonnenkäfer“ großen Wert
In dem Vorort-Kindergarten, dessen Träger die evangelische Gemeinde des Ortes ist, wird auf eine gesunde Ernährung großer Wert gelegt. Seit 2014 werden die 85 Kinder in Form einer Ganztagsversorgung verpflegt. Zur Zufriedenheit aller, wie Grit Frens betont.
Der Weg dorthin sei aber lang und arbeitsintensiv gewesen. Im Frühjahr 2013 habe es bei Eltern und Erzieherinnen gleichermaßen den Ruf nach einem bewussteren Umgang mit Süßigkeiten gegeben, berichtet Grit Frens. „Viele Eltern hatten regelmäßig Süßes zum Naschen mitgebracht, unsere Schränke wurden voll und voller.“
Gemeinsam wurde nach Alternativen gesucht. Eine Arbeitsgruppe Ernährung, bestehend aus Eltern, Erzieherinnen und dem Caterer, dem Menüservice Conrad aus Bebitz bei Könnern, beschäftigte sich intensiv mit dem Thema. „Wir haben ein Jahr gebraucht, um die Ganztagsversorgung nach unseren Vorstellungen vorzubereiten“, berichtet Grens.
Frühstück und Vesper werden frisch zubereitet - Gemüse kommt aus dem eigenen Gemüsegarten.
Gewollt haben die Rodlebener zum Beispiel keine fertigen Wurst- oder Käseschnitten zum Frühstück oder Vesper, wenig Weißbrot, keine Fertig-Süßspeisen, keine süßen Riegel. „Jetzt lassen wir uns die Zutaten liefern und bereiten daraus das Frühstück oder Vesper selbst zu“, erklärt Grit Frens.
Früh übernimmt das eine Stundenkraft, die sie dafür eingestellt haben, nachmittags liegt die Aufgabe bei den Erzieherinnen. Das Brot liefert täglich die Bäckerei Richter aus Zerbst. „Wir wollten frisches abwechslungsreiches Brot und haben das mit dem Caterer ausgehandelt.“
Was sonst noch gebraucht wird, gibt Frens in einer wöchentlichen Bestellung an den Caterer weiter. Obst und Gemüse der Saison gehören da auch dazu. Aber vieles würden sie auch aus dem eigenen Gemüsegarten ernten, den die Kinder bewirtschaften. Tomaten, Gurken, Zucchini, Kräuter, Johannisbeeren kamen erntefrisch auf den Tisch.
Kita „Sonnenkäfer“ will Freude an gesunder Ernährung wecken
„Essen soll Freude machen, das wollen wir vermitteln und auch die Grundlage einer gesunden Ernährung vermitteln“, erklärt Grit Frens das pädagogische Konzept, das sie mit der Ganztagsversorgung umsetzen.
Was den Aufwand für die Erzieherinnen größer macht. „Es macht mehr Mühe, wenn der Joghurt selbst angerührt wird, sich die Kinder die Speisen selbst nehmen und ihre Schnitten selbst schmieren, aber das ist es uns wert“, betont Frens.
Gesunde Ernährung: Eltern wurden von Anfang an mit einbezogen.
Nicht nur die Erzieherinnen sind von der Ganztagsversorgung überzeugt. Auch die Eltern. „Man kann ihnen so etwas nicht überstülpen, deshalb haben wir sie von Anfang an einbezogen und das Konzept mit ihnen gemeinsam entwickelt“, sagt die Kita-Leiterin.
Letztlich wurden alle gefragt, ob sie die Ganztagsversorgung wollen. „Hätte es da keine Mehrheit gegeben, hätten wir es sein lassen.“ Den Skeptikern wurde eine Übergangszeit eingeräumt. „Nach ein paar Wochen sind alle umgeschwenkt, denn sie haben gesehen, dass die Qualität stimmt.“ Der Preis von 4,05 Euro sei von den Eltern wohl auch deshalb problemlos akzeptiert worden, sagt Frens.
Mit einem 12-monatigen Projekt der Techniker Krankenkasse „Gesund essen?- Na klar!“ vervollständigten Eltern und Erzieher ihr Wissen über gesunde Ernährung, so dass es auch auf diese Weise zur Sache aller wurde.
Die Kommunikation zum Thema ist bis heute wesentliche Basis für den Erfolg. Eltern, Erzieher, Caterer stehen im ständigen Austausch. Auch und insbesondere über die Qualität des Essens. Süßes kommt im „Sonnenkäfer“ jedenfalls nur noch selten auf den Tisch. Was aber nicht heißt, dass in der Rodlebener Kindereinrichtung nicht genascht wird. (mz)
