1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Gestalten ist die Maxime: Gestalten ist die Maxime: Christian Deckert führt jetzt das Jugendamt der Stadt Dessau-Roßlau

Gestalten ist die Maxime Gestalten ist die Maxime: Christian Deckert führt jetzt das Jugendamt der Stadt Dessau-Roßlau

Von Sylke Kaufhold 13.10.2018, 07:00
Christian Deckert leitet seit September das Dessauer Jugendamt.
Christian Deckert leitet seit September das Dessauer Jugendamt. Lutz Sebastian

Dessau - Seit fünf Wochen führt Christian Deckert das Jugendamt der Stadt Dessau-Roßlau. Für den 53-Jährigen, der in Halle wohnt und bisher auch dort gearbeitet hat, war es eine Rückkehr. „Ich habe am Bauhaus vor 36 Jahren mein Abi gemacht und in der Villa am Tierpark gewohnt“, erzählt er.

Von dort ging es weiter an die pädagogische Hochschule Halle-Köthen, wo er Lehrer für Mathe und Physik wurde. Seine Pläne, als wissenschaftlicher Nachwuchskader an der Hochschule zu bleiben, durchkreuzte die Wende.

„Was sich bewährt hat, soll sich auch weiterhin bewähren“

Christian Deckert begann in Halle in der Jugendhilfe zu arbeiten - als Streetworker, in einem Jugendklub und war zuletzt Jugendhilfeplaner im Rathaus. „Es war Zeit für mich, etwas anderes zu machen, mich weiterzuentwickeln“, begründet er seinen Wechsel in das Dessauer Rathaus.

Einige Kollegen und auch seine Amtsvorgängerin Heike Förster kannte er bereits. „Wir haben im Rahmen des Städtevergleichs der kreisfreien Städte schon eng zusammengearbeitet.“ Aber er sei von allen Mitarbeitern sehr freundlich aufgenommen worden, freut sich Deckert.

Prinzipielle Veränderungen hat der neue Chef nicht vor. „Man sagt ja, neue Besen kehren gut, aber die alten kennen die Ecken“, erklärt er sein Motto. Deshalb setze er auf die Erfahrungen der langjährigen Mitarbeiter. „Was sich bewährt hat, soll sich auch weiterhin bewähren.“

Christian Deckert sieht sich nicht nur als Verwalter, „ich möchte gestalten“

Was natürlich Veränderungen nicht ausschließe. Die aber würden behutsam passieren und wertschätzend dem Bisherigen gegenüber.

Christian Deckert sieht sich nicht nur als Verwalter, „ich möchte gestalten“, betont er. Grundlage dafür seien die klaren Strukturen des Amtes, innerhalb dieser möchte der 53-jährige aber den möglichen Gestaltungsspielraum ausnutzen. Auch die Menschen, um die es geht, zu beteiligen, sie mitentscheiden zu lassen, ist eine Leitidee Deckerts. „Wir setzen die Rahmenbedingungen und sind da, wenn es Probleme gibt und Hilfe gebraucht wird.“

Der erste Arbeitsschwerpunkt des neuen Amtsleiters wird der Bereich des Allgemeinen Sozialen Dienstes sein. Im Bereich der erzieherischen Hilfen gebe es viele Veränderungen, aber noch keine Fach-Standards, wie sie etwa für die Kindertagesstätten und die Jugendhilfe schon da sind. Deckert möchte hier (s)eine neue Blickrichtung einbringen, nicht mehr nur verwalten, sondern in enger Zusammenarbeit mit den Leistungserbringern die Hilfe gestalten. „Dafür braucht es Standards, die für alle gelten.“

Insbesondere im innerstädtischen Bereich fehlen Kitaplätze

Die derzeit aktuelle Frage, ob Dessau-Roßlau genügend, zu wenige oder zu viele Jugendeinrichtungen hat, ist für den Amtsleiter „nicht pauschal zu beantworten“. „Fakt ist, das Gießkannenprinzip ist wenig zielführend, man muss vielmehr auf den Bedarf schauen“, zielt er auf die aktuelle Debatte um die Bewertung der Jugendeinrichtungen und daraus resultierende Schließungsvorschläge ab. Er werde sich in den nächsten Wochen ein Bild von den Jugendklubs und -treffs machen.

Auch die angespannte Platzsituation in den Kindereinrichtungen hat den Jugendamtsleiter in seinen ersten Dienstwochen beschäftigt. „Wir können 2020 den Bedarf nicht mehr befriedigen“, sieht er die Situation. Insbesondere im innerstädtischen Bereich fehlten dann Kitaplätze. Rund sechs Jahre werde der zusätzliche Bedarf anhalten, meint Deckert, dann sinkt er wieder. „Die Schwierigkeit ist, das zu steuern.“

Jugendhilfeausschuss noch mehr als bisher als entscheidendes Fachgremium profilieren

Derzeit würden mehrere Varianten einer zusätzlichen Einrichtung geprüft. Ob ein Anbau, eine Modulbauweise oder ein klassischer Neubau die passende Lösung sein wird und wo, soll dann im politischen Raum entschieden werden. „Noch in diesem Jahr werden wir die entsprechende Beschlussvorlage vorlegen“, kündigt Deckert an.

Den Jugendhilfeausschuss möchte der Amtsleiter noch mehr als bisher als entscheidendes Fachgremium profilieren. Fachpolitisch gerungen werde bereits sehr intensiv, hat er bei seiner ersten Ausschusssitzung beobachtet. (mz)