Fußball Fußball: Zerbster Kicker können den Spieß diesmal umdrehen

RODLEBEN/MZ. - Die 325 Zuschauer des Endspiels um den Krombacher-Kreispokal der Fußballer wähnten sich am Sonnabend beinahe um ein Jahr zurück versetzt. Erneut standen sich im Endspiel Germania Roßlau und Rot-Weiß Zerbst gegenüber - und erneut reizten beide Teams die maximale Spielzeit inklusive Verlängerung aus, um dann wieder per Elfmeterschießen den Sieger zu ermitteln. Im Gegensatz zu 2010, als Germania Roßlau die besseren Nerven hatte, triumphierten dieses Mal aber die Rot-Weiß-Kicker aus Zerbst.
Beide Teams hatten das Finale eher verhalten begonnen, wobei die Zerbster durch die früheren Kicker von Dessau 05, Marcel Gieseler (5.), und Bastian Wiegelmann (12.), die ersten Möglichkeiten hatten. Die erste richtige Chance in dieser Partie ging ebenfalls auf das Konto der Zerbster, als sich in der 18. Minute Florian Sens auf der rechten Seite durchsetzte, in die Mitte des Strafraumes passte, wo Matthias Bruchmüller frei zum Schuss kam, aber am glänzend reagierenden Bastian Schneider scheiterte.
Zwei verletzte Roßlauer
Schneider war erst in letzter Sekunde zwischen die Pfosten gerückt, da der eigentlich dafür vorgesehene Matthias Danke sich ebenso wie Thomas Berger beim Warmmachen verletzt hatte. Das schien die Roßlauer aber nicht zu schwächen: Im direkten Gegenzug gingen sie mit 1:0 in Führung. Nach einer Flanke von Florian Mau von der linken Seite stand Kevin Jersak am langen Pfosten frei und brachte das Leder mit einem Volleyschuss im Tor unter.
Nach dieser Führung stellten die Roßlauer jedoch, wie ihr Co-Trainer Torsten Kopocz später resümierte, "das Fußballspielen zunächst etwas ein". Zerbst besaß dadurch leichte Vorteile. Doch wiederum Gieseler (21. / 31.) und Bruchmüller ließen die sich daraus ergebenden Chancen ungenutzt. Trotzdem schaffte Zerbst unmittelbar vor dem Pausenpfiff nach einem Eckball den Ausgleich durch Möhring.
Im zweiten Abschnitt rissen dann beide Teams mit ihrer Spielweise keinen Zuschauer mehr von den Sitzen. Nur wenige Chancen gab es zu bestaunen, die beste davon vergab Möhring nach 74. Minuten. Etwas Aufregung kam erst kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit auf, als der Zerbster Martin Tamm nach wiederholtem Foulspiel Gelb-Rot sah.
Gleich zu Beginn der Verlängerung hatten Sens für Zerbst und Jersak für Roßlau die Führung vor Augen, scheiterten aber. Danach passierte auf beiden Seiten nicht mehr viel, sieht man einmal von der gelb-roten Karte für den Roßlauer Peter Handrich ab, womit beide Teams nach 105 Minuten quantitativ wieder Gleichstand erreicht hatten. In der 112. Minute hatten die Roßlauer noch etwas Glück, als ein Freistoß von Gieseler an den Querbalken des eigenen Tores klatschte.
Sieg in Unterzahl
Vier Minuten später waren die Zerbster wieder in Unterzahl, da Schiedsrichter Tim Niemeier wegen einer Beleidigung Hagen Ernst vom Platz stellte. Kurz darauf war Schluss, das Elfmeterschießen stand an. Bei diesem wurde der Roßlauer Christian Fräßdorf zum Pechvogel, der als einziger der jeweils fünf Schützen seinen Schuss nicht im Tor unterbringen konnte.
Der Jubel der Zerbster kannte danach keine Grenzen mehr. "Wir sind überglücklich. Elfmeterschießen ist immer reine Glückssache, und dieses Mal hatten wir Glück", freute sich der Zerbster Kapitän Florian Sens. Sein Trainer Torsten Marks bekam eine obligatorische Bierdusche verpasst und schien danach fast aufgelöst. "Wir haben uns durch viel Herzblut den Sieg verdient, denn wir haben uns trotz Unterzahl nicht aufgegeben", erklärte er. Sein Roßlauer Kollege Torsten Kopocz ärgerte sich, weil "wir es selbst in der Hand hatten, das Spiel zu entscheiden. Aber so ist halt Fußball".
Germania Roßlau: Schneider, M. Fräßdorf (97. Schulze), Sens, Emmert, Schmidt, Arndt, Jersak, C. Fräßdorf, Mau (ab 75. Fuchs), Görisch, Handrich
RW Zerbst: Werner - F. Sens, Fischer, Möhring (ab 85. Reichert), C. Sens, Tamm, Wiegelmann, Möbius, Bruchmüller, Gieseler, Kosel (64. Ernst)