Fußball-Nachwuchs in Dessau Fußball-Nachwuchs in Dessau: Jugendspielgemeinschaft vor dem Umbau

Dessau - René Eßbach möchte dem Projekt seinen Sinn gar nicht absprechen. An sich sei die Jugendspielgemeinschaft (JSG) Union Dessau eine „schöne Geschichte“, wie der Abteilungsleiter von Blau-Weiß Dessau sagt. Ein Nachschub lässt aber nicht lange auf sich warten: „Es müssten alle dabei sein“, meint Eßbach, „aber viele backen ihre eigenen Brötchen und sehen nicht über den Tellerrand hinaus.“
Umstrittenes Argument
Deshalb wird die JSG Union bald um einen weiteren Verein ärmer sein: Nachdem sich im vergangenen Jahr bereits die Gründungsmitglieder TSV Mosigkau und SV Mildensee aus dem Projekt verabschiedeten, ist nun auch bei Blau-Weiß Dessau der Entschluss gereift, dass „wir keinen Sinn mehr darin sehen mitzumachen“, so Eßbach. „Wir haben den Vertrag fristgerecht gekündigt“, sagt der Abteilungsleiter. „Ab dem Ende der Saison, also dem 30. Juni, sind wir nicht mehr dabei.“
So bleiben nur noch zwei: Neben dem SV Dessau 05 gehört ab dann noch der Dessauer SV 97 zur Jugendspielgemeinschaft. Warum? „Wir sind ein Breitensportverein“, erklärt der Fußball-Abteilungsleiter von Blau-Weiß, „wir müssen den anderen Abteilungen Rede und Antwort stehen. Für den Verein ist der Kostenaufwand sehr reichlich.“
Ein Argument, das Ulf Schuster, Präsident des SV Dessau 05 und 2011 einer der Initiatoren der JSG Union, nicht wirklich verstehen kann. „Die Begründung mit der Finanzierung kann ich nicht so ganz nachvollziehen“, meint Schuster. Als eigenständiger Verein drei Altersklassen zu besetzen, sei schließlich mindestens genau so kostenaufwendig, sagt der 05-Präsident - ohne konkrete Zahlen nennen zu wollen.
Dass Blau-Weiß zuletzt nur noch mit drei Akteuren in den JSG-Teams vertreten war, wie Nachwuchskoordinator André Herrmann erzählt, sei laut Schuster schon eher ein Argument. „Da muss man natürlich den Aufwand und Nutzen im Blick behalten“, weiß André Herrmann, der im vergangenen Sommer Sandro Stuppia als Nachwuchskoordinator abgelöst hatte. Wie es mit der JSG weitergeht? „Wir sind gerade dabei, das zu klären, viel mehr kann ich dazu noch nicht sagen“, meint Herrmann.
Ralph Hirsch, Sportdirektor der Stadt Dessau-Roßlau und ebenfalls federführend an der Gründung 2011 beteiligt, verrät mehr. „Wir sind im Umbruch“, sagt er und entkräftigt jegliche Gerüchte um ein Ende der Zusammenarbeit im Dessauer Nachwuchsfußball: „Es geht auf jeden Fall weiter.“
Bis Anfang Mai solle feststehen, wie das Konstrukt in Zukunft aussehen wird. Die Jugendspielgemeinschaft als solche mit zwei Mitgliedsvereinen aufrechtzuerhalten, könnte jedoch schwierig werden. „Die Spielordnung schreibt ja vor, dass eine Spielgemeinschaft zum Zwecke der Erhaltung des Spielbetriebs geschlossen wird“, erzählt Ulf Schuster. Da beide Vereine aber auch eigenständig genug Spieler haben, wäre das nicht der Fall.
Neues Konstrukt?
Fest steht in jedem Fall: Dessauer Nachwuchsfußballer sollen weiterhin in ihrer Heimatstadt gefördert werden. „Die Inhalte bleiben gleich“, sagt Ralph Hirsch, „es wird momentan konkret daran gearbeitet, ein Nachwuchsleistungszentrum zu installieren.“ Gespräche sollen in den kommenden Wochen für Klarheit sorgen. „Das Ganze ist im positiven Sinne in Bewegung“, sagt der Sportdirektor. „Eigentlich“, so Hirsch, „geht es sogar einen Schritt voran.“
In welcher Form, bleibt abzuwarten. Vermutlich mit weniger Mitgliedsvereinen, sollten die Verantwortlichen nicht neue Klubs überzeugen können. Denn: „Wenn nicht alle einhundertprozentig dahinter stehen“, meint Ulf Schuster, „dann ist das jetzige Konstrukt schwer zu realisieren.“ (mz)