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Fürsten werden umgebettet Fürsten werden umgebettet: Anhaltinische Herzogsfamilie soll letzte Ruhestätte erhalten

Von Silvia Bürkmann 04.04.2019, 08:00
Die Fürstenfamilie wird umgebettet.
Die Fürstenfamilie wird umgebettet. Ruttke

Dessau - Aus grauen Wolken fällt Mittwochmorgen leichter Regen auf die Stadt. Am Friedhof Ziebigk stoppen Absperrzäune den Zugang auf ein Gräberfeld. Bagger heben Erdmassen aus. Sichtschutzplanen verwehren Uneingeweihten genaueren Einblick: Die Grabstätten von Mitgliedern der Anhaltinischen Fürstenfamilie auf dem kommunalen Friedhof werden freigelegt.

Geborgen werden Särge mit den sterblichen Überresten von Mitgliedern der Herzogsfamilie, die 1958 vom im Krieg teilzerstörten Mausoleum am heutigen Tierpark auf den städtischen Friedhof umgebettet wurden. Die neue Grabstätte in Ziebigk wurde damals mit Gottesdienst und kirchlicher Zeremonie geweiht. Blieb aber anonym, ohne Grabstein und Inschrift.

Privatpersonen übernahmen eine ganze Weile die stille Pflege der namenlosen Ruhestätte. Dann legten sich dicker Efeu und Last der Zeitläufe auf das Gräberfeld. Nach 1989 tauchte ein verschämt kleines Kreuz auf, handschriftlich beschriftet mit dem Namen „Anhalt“.

2018 begann Debatte über Ruhestätte der Fürstenfamilie

Im Herbst 2018 wurde der Missstand entdeckt und Teil einer großen öffentlichen Debatte. Die Dessauerin Kerstin Franz wurde persönlich aktiv, beräumte die Fläche, schnitt Strauchwerk frei und bepflanzte die Grabstätte. Dem doppelten Anstoß folgte eine lebhafte Diskussion über die Grenzen der Stadt und Gremien hinaus.

Der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig beklagte den Zustand der Grabstätte als inakzeptabel. Die Stadt verwies auf die Zuständigkeit der Angehörigen für die Grabpflege. Die Familie Anhalt bevorzugte eine Rückführung ins Mausoleum und sah die Stadt in der Pflicht.

Das Land? Erkannte in der vergessenen Grabstätte der Anhaltiner keine originäre Ländersache - bekundete aber Interesse an einer Lösung und bat zu einem Runden Tisch.

Letzte Ruhe der Anhaltiner: Umbettung in die Marienkirche

Drei Optionen gab es: die baldige Umbettung der Toten in die restaurierte Askaniergruft der Marienkirche, das langfristige Warten auf die Mausoleumssanierung oder die würdige Gestaltung der Ziebigker Grabstätte. Anfang Januar fanden Stadt, Kirche, Familie Anhalt und Land Sachsen-Anhalt zum Konsens und sprachen sich aus für die Umbettung in die Marienkirche.

„Das ist unser Ziel bis Ende 2019. Aber wir sind noch am Anfang“, sagt Peter Kuras am Mittwoch. Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister hatte Anfang der Woche eine Expertenrunde einschließlich Medizinern und Bestattern einberufen. „Ich bin froh, dass alle, die 2014 bei der Rücküberführung der Fürsten vom Friedhof I in die Marienkirche mithalfen, wieder dabei sind.“

Dass es nun an authentischem Ort zur Familienzusammenführung kommt, begrüßt die Evangelische Landeskirche. Präsident Liebig nennt die Marienkirche den „angemessenen Ort für die dauerhafte Totenruhe der Angehörigen des Fürstenhauses“. (dpa)