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Auch in Corona-Zeit Frust über Nebenkosten steigt: Dessauer Mieterbund verzeichnet weiterhin einen Mitgliederzuwachs

Der Dessauer Mieterbund zählt Mitgliederzuwachs und viele Anfragen.

Von Danny Gitter 14.11.2021, 14:00
Betriebskosten sind das häufigste Ärgernis unter Dessauer Mietern.
Betriebskosten sind das häufigste Ärgernis unter Dessauer Mietern. (Foto: imago images/Fotostand)

Dessau/MZ - Der Dessauer Mieterbund hat entgegen dem allgemeinen Trend auch im Corona-Jahr 2020 seine Mitgliederzahlen weiter gesteigert. Bereits in den Vorjahren konnte die Interessensvertretung, die Mieter in der Doppelstadt sowie in Teilen von Anhalt-Bitterfeld vertritt, ihre Mitgliederzahlen kontinuierlich erhöhen. Mit 1.283 Mitgliedern verzeichnete der Mieterbund Dessau und Umgebung e.V. ein Plus von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Dieser positive Trend wird vom Vorstand des Dessauer Mieterbundes durchaus auch skeptisch gesehen. „Häufig führen konkrete Mietärgernisse zu einer Mitgliedschaft. Es gibt also viel Beratungsbedarf in der hiesigen Mieterschaft“, konstatierte der stellvertretende Vorsitzende Stefan Richter auf der Mitgliederversammlung im Radisson Blu Hotel. Der Mietrechtsanwalt berät zusammen mit einem Fachkollegen die Mieter, die sich mit Anliegen an die Geschäftsstelle in der Ferdinand-von-Schill-Straße wenden.

„Viele Gebühren, die mit der Stadt zusammenhängen sind im Vergleich mit anderen Kommunen ziemlich hoch“

Wurden 2015 noch 677 Beratungen durchgeführt, stieg die Zahl kontinuierlich. 2019 wurde die Beratung schon 959 Mal und im vergangenen Jahr 996 Mal in Anspruch genommen. Häufigstes Ärgernis waren im Kalenderjahr 2020 die Betriebskosten. In 58 Prozent der Fälle waren sie Thema in den Beratungen. Für Richter ist das wenig verwunderlich.

„Viele Gebühren, die mit der Stadt zusammenhängen, wie Abfall, Wasser- und Abwasser sind im Vergleich mit anderen Kommunen in Dessau-Roßlau ziemlich hoch.“ Am zweithäufigsten wurden Beratungen zu Wohnungsmängeln, mit rund 15 Prozent, in Anspruch genommen. Mit sieben Prozent und vier Prozent folgen Fragen zu allgemeinen Vertragsangelegenheiten und zu Mieterhöhungen.

Kritik auch an der Wohnungspolitik der Stadt Dessau-Roßlau

Nicht nur die Häufigkeit der Beratung, sondern auch die Wohnungspolitik der Stadt, sind für die Vorsitzende des Dessauer Mieterbundes Gabriele Perl bezeichnend. „Mieterinnen und Mieter, immerhin die größte Bevölkerungsgruppe in Dessau-Roßlau, sind vielen Akteuren egal“, so Perl. „Wenn ich ein Funksignal ins Weltall sende, dann kommt da oft eisiges Schweigen zurück“, schilderte die SPD-Stadträtin. Schon im OB-Wahlkampf hat sie die Dringlichkeit von Mieten- und Wohnungspolitik vermisst.

Da war es für Perl symptomatisch, dass der angefragte Oberbürgermeister sich zur Mitgliederversammlung des Mieterbundes entschuldigen ließ und auch keine Vertretung schickte. „Wohnungspolitik kann sich nicht nur an Prestigeprojekten, die im Schaufenster stehen, ausrichten. Es braucht Lösungen, vor allem für Menschen mit niedrigen Einkommen und Renten, für die der Winter eine finanzielle Herausforderung wird“, mahnte Perl.