Friedrich-Schneider-Ehrung Friedrich-Schneider-Ehrung: Ein Locke vom Kopf voller Musik
Dessau/MZ. - 150 Jahre nach seinem Tod finden sich nun Locke, Noten, Briefe, Aufzeichnungen, Gemälde etc. im Johannbau. Im dortigen Museum für Stadtgeschichte wurde am Samstag die neue Sonderausstellung "Durch Nacht zum Licht" eröffnet.
Die Schau ist Bestandteil der Schneider-Ehrung, mit der Dessau am Wochenende an den Musiker erinnerte, der am Sonntag vor 150 Jahren starb. Für die Schneiderianer boten die vergangenen beiden Tage ein umfangreiches Programm, das am Samstag mit einem Kolloquium und etwa 50 Zuhörern im Stadtarchiv begann. Verdoppelt hatte sich die Zahl der Besucher dann am Nachmittag, als die Ausstellung in der Aula des Philanthropinums eröffnet wurde. In das Gymnasium war man umgezogen, weil der Johannbau wegen derzeit laufender Umbauarbeiten kaum den Platz für all die Gäste geboten hätte. Die mussten sich schon beim späteren Rundgang durch die Schau genug drängen. Immerhin befinden sich auf 45 Quadratmetern 150 Exponate, erzählte Günter Ziegler, Kurator der Schau und Kulturabteilungsleiter der Stadt. Normal sei in Ausstellungen ein Exponat pro Quadratmeter. Beim Gang vorbei an den Vitrinen und Ausstellungstafeln dürften es am Samstagnachmittag auch drei Besucher pro Quadratmeter gewesen sein, die zuvor im Gymnasium von der Bedeutung Friedrich Schneiders erfuhren.
In heutigen Tagen würde man den Komponisten und Musiker wohl einen Workaholic nennen. "Schneider führte mit beeindruckender Energie das Dessauer Musikleben zu neuer Blüte", würdigte denn auch Museumsdirektorin Barbara Czerannowski. Der Musiker war in Dessau nicht nur Hofkapellmeister. Er gründete mit dem Dichter Wilhelm Müller die Liedertafel, leitete mehrere Chöre, war Organist der Marienkirche, rief eine Musikschule mit 150 Studenten ins Leben, wurde Operndirektor und Organisator der Elbmusikfeste.
"Er war eine stadtbekannte Persönlichkeit", beschrieb ihn Günter Ziegler in seiner Einführung in die Ausstellung. Von Glück müsse man reden, dass der 35-jährige Schneider nicht auf die Mutter hörte. Die war schließlich gar nicht begeistert, dass der Sohn von Leipzig in die Provinz wechselte. Sie warnte ihn per Brief in das "fremde Land zu ziehen, wo das Wasser manchmal alles überschwemmt, weil alles so eben ist".
Das fremde Land wurde Schneider bald zur zweiten Heimat, in der er Spuren hinterließ, die auch 150 Jahre nach seinem Tod noch reichlich sind. Zum Beispiel wäre da der Friedrich-Schneider-Chor, der am Samstagabend in der Marienkirche in einem Konzert Vokalmusik seines Namensgebers zu Gehör brachte. Eine Ehrung am Schneider-Denkmal im Dessauer Stadtpark und die Aufführung seines Oratoriums "Das Weltgericht" rundeten am Sonntag schließlich die Feierlichkeiten für den Komponisten in der Stadt ab.