1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Forsthaus Leiner Berg: Forsthaus Leiner Berg: Die Gemeinde will verkaufen

Forsthaus Leiner Berg Forsthaus Leiner Berg: Die Gemeinde will verkaufen

12.04.2004, 13:41

Vockerode/Dessau/MZ/ab. - Für das dortige Ausflugslokal gab es einen auf zehn Jahre ausgelegten Pachtvertrag. Das Gemeindeoberhaupt spricht in der Vergangenheit: "Es gab ihn." Die Kommune habe dem Pächter, dem Gastwirt Thorsten Sellmer, im November vergangenen Jahres fristlos gekündigt. Der Grund, so Schmidt, sei "relativ einfach erklärt". Der Pächter wäre seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachgekommen. Von säumigen Zahlungen ist die Rede. Nun hat ein Rechtsanwalt den Auftrag, eine Räumungsklage vorzubereiten.

Dass ihm offiziell gekündigt wurde, bestätigt Sellmer. Bezüglich der angekündigten Räumungsklage halte er jedoch bislang kein Schriftstück in den Händen. Der Vorwurf, er hätte bei der Gemeinde Mietschulden, erbost ihn. Nach seinen Worten sind die Außenstände, welche die Kündigung begründeten, in vollem Umfang beglichen. Andere Behauptungen seien nicht richtig. "Klar riss das Hochwasser 2002 eine Lücke. Jetzt ist aber alles wieder in der Reihe", so der Gastwirt. Egal wie, Vockerodes Ziel ist, laut Rüdiger Schmidt, ein Verkauf der Immobilie. "Daran haben wir wirklich Interesse. Das forcieren wir", betont er. Auch Sellmer will kaufen und verweist auf ein vertraglich zugesichertes Vorkaufsrecht. Dazu der Bürgermeister: "Unser Vertrauen zu ihm ist so weit gestört, dass keine weitere Zusammenarbeit mehr möglich ist." Nun wolle sich die Gemeinde an die "über zehn Bewerber" wenden, die bereits bei einer früheren Ausschreibung (die MZ berichtete) Interesse am Lokal bekundeten. "Die werden angesprochen", sagt Schmidt. "Damit an dem attraktiven Standort dauerhaft investiert werden kann."

Liebend gern investieren würde freilich auch Thorsten Sellmer, der das Forsthaus am Leiner Berg seit knapp fünf Jahren bewirtschaftet. Er bedauert, dass jetzt "alles nur über Anwälte geht". Er habe ja in Vockerodes Rat vorsprechen wollen. Ein Wunsch, auf den es bislang keine Antwort der Gemeinde gab.

Hat der Hickhack am Ende mit seiner Person zu tun? "Jeder hat Ecken und Kanten", sagt der Dessauer. "Ich lebe nun mal die Gastronomie." Die Resonanz der Leute zeige ihm, dass am Leiner Berg niemand ein Fünf-Sterne-Ambiente erwartet. "Hier geht es lockerer zu. Das ist, was zählt", lautet sein Credo, und über die Osterfeiertage hatte der Gastwirt erneut großen Zulauf aus der gesamten Region. Doch die positive Stimmung seiner Kundschaft vermögen Vockerodes Kommunalpolitiker offenbar nicht mehr zu teilen. Dem steht Sellmer etwas ratlos gegenüber: "Irgendwann macht es auch mir keinen Spaß mehr. Wenn gar nichts mehr geht, muss man sich eben vor Gericht treffen."