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Flugabenteuer im Museum Flugabenteuer im Museum: Technikmuseum in Dessau macht DDR-Flugsimulator fit für Besucher

Von Danny Gitter 02.12.2018, 13:00
Henry Bergmann bringt den Flugsimulator im Technikmuseum Stück für Stück wieder zum Laufen.
Henry Bergmann bringt den Flugsimulator im Technikmuseum Stück für Stück wieder zum Laufen. Thomas Ruttke

Dessau-Roßlau - „Man muss schon verrückt sein, um das zu tun“, gibt Henry Bergmann unumwunden zu. Er sitzt im Cockpit einer Iljuschin Il-18 im Technikmuseum „Hugo Junkers“ und arbeitet sich Stück für Stück durch das große Technik-Mosaik. Wenn alles klappt, dann kann man im nächsten Jahr, zumindest virtuell, vom Museum in der Kühnauer Straße in die große weite Welt abheben. Im Cockpit der Il-18 versucht Bergmann einen Flugsimulator wieder flott zu bekommen.

Seit einem Jahr tüftelt der Unternehmer, der im brandenburgischen Sperenberg bei Berlin eine Elektronikfirma betreibt, wann immer er Zeit hat, von freitags bis sonntags im Dessauer Technikmuseum ehrenamtlich am Flugsimulator. Das ist eine große Fleißarbeit, die er aber gerne macht, wie er versichert. Denn der Simulator, der im Technikmuseum wieder funktionsfähig gemacht werden soll, ist auch historisch besonders wertvoll.

„An diesem Simulator haben von 1964 bis zur Wendezeit in Berlin-Schönefeld vor allem die Interflug-Piloten trainiert“, erklärt Bergmann. Die einstige Fluglinie der DDR hatte viele Iljuschin Il-18 aus sowjetischer Produktion in ihrem Linienverkehr eingesetzt. Nach der Wende ging die „Interflug“ in Konkurs. Mit einem Großteil der Il-18-Flotte wurde die Fluglinie „Berline“ gegründet, die sich jedoch nur bis 1994 am Markt behaupten konnte. Auch die Piloten der „Berline“ trainierten am Flugsimulator, der heute im Dessauer Technikmuseum steht.

Förderverein des Technikmuseums erwarb die Simulatortechnik 2002

Der Förderverein des Technikmuseums erwarb die Simulatortechnik 2002 und überführte sie nach Dessau. Die Wiederinbetriebnahme erwies sich als sehr komplex. Bergmann, der in seiner Freizeit gerne selbst kleinmotorige Flugzeuge fliegt, machte auf einem brandenburgischen Flugplatz Bekanntschaft mit Gerd Fucke, der damals als Fluglehrer arbeitete und seit einigen Jahren ehrenamtlicher Geschäftsführer des Dessauer Technikmuseums ist.

Auch für Flugsimulatoren hat Bergmann ein Faible entwickelt. In der Vergangenheit hatte er unter anderem einen Boeing-737-Flugsimulator wieder flott gemacht. Fucke bat ihn, sich den Flugsimulator in Dessau näher anzuschauen. Im vorigen Jahr entschied sich der Brandenburger Unternehmer, dann öfter nach Dessau zu kommen, um den Il-18-Flugsimulator wieder in die Gänge zu bekommen.

Zu den Cockpitinstrumenten gehören auch große Stahlschränke, in deren einzelnen Schubladen sich Technik für die Simulation einzelner Flugszenarien befindet. Über unzählige dünne und dicke Kabel sind die Stahlschränke und ihre innenliegende Technik mit den Instrumenten im Cockpit verbunden.

Im Technikmuseum soll zukünftig eine Leinwand als Projektionsfläche dienen

Im Vergleich zur westlichen Konkurrenz von Boeing und Airbus wirkt das Cockpit einer Il-18 und dementsprechend auch dessen Simulator sehr anachronistisch. Monitortechnik sucht man hier vergeblich. Stattdessen sind noch zwei klassische Steuerruder und jede Menge mechanische Mess- und Steuerungsinstrumente vorhanden. „Ich liebe diesen Uhrenladen“, sagt Bergmann augenzwinkernd.

Genau diesen „Uhrenladen“ will er mit moderner Simulatortechnik zusammenbringen. Wurden die Szenarien früher noch über zwei Schwarzweiß-Bildschirme dargestellt, soll im Technikmuseum zukünftig eine Leinwand als Projektionsfläche dienen. Die größtenteils mechanische Technik muss mit der modernen Leinwandtechnik in Einklang gebracht werden. Wenn etwa die Cockpit-Lenkräder bedient werden, muss sich das auch in der Simulation so realistisch wie möglich darstellen. Einzelteil für Einzelteil muss Bergmann daher mit Hilfe von Software und elektronischen Komponenten anpassen.

Bergmann weiß, dass sich diese Sisyphusarbeit aber lohnt. „Dessau hat dann einen besonderen Simulator mit historischen Instrumenten, was dann eine Atmosphäre vermittelt, die sich deutlich von anderen Einrichtungen dieser Art unterscheidet.“ (mz)