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Flüchtlingsdrama auf der Leinwand

Von Heidi Thiemann 27.10.2005, 17:04

Dessau/MZ. - Für sein Filmprojekt "Invisible - Illegal in Europa" hat Voigt ein Jahr lang das unbekannte Leben von Flüchtlingen begleitet. Neben Oumar, dem es gelingen wird, nach Barcelona zu kommen, macht er bekannt mit Zakari (algerischer desertierter Offizier und nun in Leipzig), der Tschetschenin Malika, die mit ihrer Familie in Warschau lebt, Prince aus Nigeria (sitzt in einem holländischen Abschiebegefängnis) und der Transsexuellen Edita aus Ecuador, die in Paris ihr Glück sucht. Voigt führt die Menschen mit ihren Sehnsüchten nicht vor, sondern erzählt leise, ohne Kommentierung.

Er serviert keine Kinokost, mit der große Säle gefüllt werden, die aber, so zeigt die Diskussion nach dem Film, berührt, nachdenklich und staunen macht. Aber auch etliche Fragen offen lässt. Denn an den Geschichten der Flüchtlinge bleibt vieles im Ungefähren - aus welch unterschiedlichen Gründen sie sich auch auf den Weg nach Europa gemacht haben. Doch über den Film zu diskutieren, bot der Dienstagabend eine gute Gelegenheit, denn der in Dessau aufgewachsene Regisseur und Autor Andreas Voigt sowie Simone Voitel vom Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt waren der Einladung ins Kiez gefolgt.

"Wenn es einem schlecht geht, versucht man wegzugehen. Nichts anderes machen die Leute in dem Film auch", sagte Voigt zu den nicht immer deutlich gewordenen Beweggründen im Film. Schätzungen zufolge leben rund 1,5 bis zwei Millionen illegale Flüchtlinge in Deutschland. "Die Leute", so Simone Voitel vom Flüchtlingsrat, "wollen ein besseres Leben."

Dass sie sich freilich mit Illusionen auf den Weg gemacht haben (und machen), nun in beklemmenden Verhältnissen weitgehend rechtlos leben, das sei auch der medialen Außenwirkung geschuldet. Deutschland und Europa würden konfliktarm dargestellt, als "pures Schlaraffenland", denkt der Autor. Und eben aus dem Leben solcher Menschen zu erzählen, das habe ihn neugierig gemacht. Und wer übrigens den auf dem Leipziger Dokumentarfilm-Festival preisgekrönten Film im Kiez verpasst hatte, für den besteht Gelegenheit, ihn am 21. November gegen 22 Uhr auf Arte zu sehen.

Ein gutes Gegenstück zum Hauptfilm bot der besondere Kinoabend im Kiez im "Vorprogramm". Dass nur Ausländer in Deutschland leben, die unglücklich seien - dieses Vorurteil werde entkräftet mit "Von Rolltreppen und anderen Deutschen", sagte bei der Begrüßung Thomas Steinberg vom Kiez-Vorstand. Der 15-minütige Streifen über junge in Dessau lebende Iraker versucht nicht nur zu ergründen, wie die Jugendlichen hier heimisch geworden sind, sondern wirft dabei auch ein Streiflicht auf das deutsche Leben. Und das in erfrischender Art.