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Filmdreh Filmdreh: Film ab für die Ost-West-Liebe

Von danny gitter 27.08.2012, 17:55

dessau-rosslau/MZ. - Der real existierende Sozialismus der 1970er Jahre, er lebt wieder auf. Denn ein Grundstück in Haideburg ist am Sonnabend Kulisse für den Fernsehfilm "Jedes Jahr im Juni", gedreht vom MDR und von Arte. "Das Thema ist eine klassische Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der deutsch-deutschen Teilung", verrät Marcus O. Rosenmüller, Regisseur des Fernsehfilms.

Es geht um die junge verheiratete Hausfrau und zweifache Mutter Elke (gespielt von Katharina Wackernagel) aus dem bayerischen Coburg. Die ist mal wieder zu Gast bei der Ostverwandtschaft in Dessau und lernt 1971 einen Freund der Familie, den Tischler Gregor (gespielt von Peter Schneider), kennen.

Der ist ebenfalls verheiratet und Vater zweier Kinder. Es entspinnt sich eine Affäre, die länger als manche Ehe hält. Bis 1995 wird die Geschichte im Film erzählt. Wie sie endet, lässt Rosenmüller am Filmset noch offen. Für ihn ist es eine Story, "mit schöner Leichtigkeit erzählt, die nicht durch und durch politisch ist".

Elke und Gregor können sich nicht oft sehen. Die innerdeutsche Grenze verhindert das. Doch jedes Jahr im Juni schaffen sie für 48 Stunden Freiraum für die Liebe. Das passiert unter anderem in der Datsche irgendwo bei Dessau, in Wittenberg, Halle, Thüringen und Prag. Überall dort wird noch bis zum 12. September gedreht.

Am Sonnabend war ein Haus im Brombeerweg die Kulisse für den Film. Hier nimmt die Affäre ihren Anfang - mit einer harmlosen Gartenparty. Der Tisch mit Würstchen, Kartoffel- und Nudelsalat auf der Terrasse ist vorbereitet. Original-Colaflaschen und Biergläser dürfen nicht fehlen.

Von 2 Uhr am Nachmittag bis ungefähr 2.30 Uhr in der Nacht herrscht hektische Betriebsamkeit am Set. Mehr oder minder freiwillig bekommen das auch die Nachbarn mit. Zeitweilig sind die Straßen gesperrt, parkt der große Fuhrpark der Filmproduktion hier. Auf dem Grundstück und im Haus ist schwere Technik aufgefahren. Weitere fünf Minuten des Films sollen am Ende des Tages im Kasten sein.

"Für den heutigen Drehtag liegen wir gut im Plan. Bis auf eine kleine Regenunterbrechung ist alles gut gegangen", sagt Regisseur Rosenmüller vier Stunden nach Drehbeginn. Die sonnige Sommerszene im Juni ist perfekt, der Himmel reißt auf. Sonnenblenden tun ihr Übriges. Da ist es auch egal, dass sich an den Schienen des Kamerazugs Pfützen gebildet haben.

Das Auge der Kamera ist schließlich auf den gedeckten Tisch der Terrasse gerichtet mit der Gesellschaft aus Ost und West. Klappe für Klappe wird DDR-Realität simuliert. Jede kleinste Bewegung, vom Fingerzeig bis zum Biertrinken, wird immer und immer wieder aufgezeichnet.

In ihrem blauen hochgeschlossenen biederen Kostüm sticht Wackernagel als bayerische Hausfrau Elke heraus. Die Ostverwandtschaft ist leger gekleidet. Elke schlägt ein Fotoalbum auf, schwelgt mit Frank (Sebastian Nakajew), dem Bruder ihrer Schwägerin, in Erinnerungen. "Das war Birgits Geburtstag.

Da waren alle Mädchen als Prinzessinnen verkleidet." spricht Wackernagel ihren Text. "Sehr schön", erwidert Frank kurz und bündig. "Cut" ruft der Regisseur aus dem Wohnzimmer, wo er vor einem Monitor sitzt. Die Szene ist im Kasten. Kurze Verschnaufpause für einen Umbau.

Die Darsteller haben jetzt Zeit, Fragen zu beantworten. "Für mich ist es eine sehr schöne Zeitreise, die zeigt, wie sehr die politische Situation Menschen verändert", sagt Wackernagel. Bei diesem "guten Buch" habe sie nicht lange gezögert, die Rolle anzunehmen.

Die persönliche Entwicklung ihrer Figur fasziniere sie besonders. Und Hauptdarsteller Peter Schneider sagt: "Ich habe mich sehr gut gefühlt, als ich das Drehbuch gelesen habe. Es ist eine niedliche Liebesgeschichte." In Vorbereitung auf die Rolle hat der Leipziger viel mit seinen Eltern gesprochen.

Im 70er-Jahre-Look kommt er in der nächsten Szene an den Tisch. Das intensive Mienenspiel von Wackernagel lässt kaum Zweifel daran, wie der Film weitergeht.