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Feuer Feuer: Lager mit alten Reifen wird zum Schmelztiegel

Von ANNETTE GENS 16.09.2008, 19:23

Dessau/MZ. - Ein Feuer hat in der Nacht zum Dienstag Teile eines Reifenlagers im Dessauer Stadtteil Alten zerstört. Der Brand ist am späten Montagabend kurz nach 23 Uhr bemerkt worden. Den Feuerwehrleuten bot sich bei Eintreffen am Einsatzort folgendes Bild: Auf einer Fläche von etwa 950 Quadratmetern waren Altreifen auf schätzungsweise fünf Meter Höhe gestapelt. Die Hälfte des abgelagerten Materials brannte lichterloh.

75 Einsatzkräfte

Unmittelbar nach Eintreffen der ersten Helfer, denen von einem Feuerschein bei Alten berichtet worden war, wurde nachalarmiert. Wehren aus Roßlau, Dessau-Süd, Waldersee und Alten verstärkten die Dessau-Roßlauer Berufsfeuerwehr. Der Löschangriff dauerte bis in die Morgenstunden. Und auch dann noch wurden zwei Fahrzeugmonitore und Hydroschilder unentwegt in den qualmenden Brandherd gehalten.

Die Temperaturen seien erheblich gewesen, schilderte Martin Müller, Einsatzleiter der Dessauer Berufsfeuerwehr und erzählte, "dass anfangs die Feuerwehrschläuche wegen der enormen Hitzeentwicklung wegzuschmelzen drohten". Ebenso Kanister mit Schaumbildner und die Gläser der Atemschutzmasken. "Es haben Temperaturen um schätzungsweise 1 000 Grad Celsius geherrscht." Der Löschangriff konnte streckenweise nur unter Pressluft-Atmer bzw. Atemschutzmasken mit Filter gefahren werden. Die 75 Einsatzkräfte, so Müller, hätten in der Spitzenzeit 5 000 Liter Wasser pro Minute in den Brandherd befördert. Auch ein nahe liegendes, leer stehendes altes Industriegebäude musste vor den Flammen geschützt werden. Dafür kam unter anderem eine Drehleiter zum Einsatz.

Ab den Morgenstunden überwachten Kräfte der Berufsfeuerwehr und Kameraden aus Roßlau den Brandherd. Die Helfer

ahnten bereits, dass noch Stunden an Arbeit vor ihnen liegen würde. "Wir haben alles erdenklich mögliche getan, doch der Löschprozess gestaltete sich schwierig", sagte Dessau-Roßlaus Feuerwehrchef Roland Schneider gestern Nachmittag und erklärte auch weshalb: Das an der Oberfläche verbrannte Material ist zum Teil verkrustet. Das mache es schwierig, an Glutnester zu gelangen. Gestern Nachmittag erwarteten die Einsatzkräfte Hilfe aus Merseburg. Das dortige Technische Hilfswerk rollte mit einem Bagger an, der den Brandherd auseinander ziehen sollte.

Reifen für Osteuropa

Das Reifenlager in der Dessauer Hünefeldstraße habe zehn Jahre bestanden. 2005 ist das Unternehmen des Dessauers Ralf Lomsché als Gewerbebetrieb abgemeldet worden. Dennoch, so versichert der geschockte Eigentümer des Grundstücks, sei das Gelände immer beaufsichtigt gewesen. Und man habe peu à peu versucht, den Bestand an Altreifen vorrangig an osteuropäische Unternehmen zu veräußern. Dort würden solche Reifen teilweise runderneuert und vor allem für Bau- und Landwirtschaftsfahrzeuge verwendet.

Gegen 22 Uhr hatte am Montagabend ein Hausmeister den letzten Rundgang über das Gelände der Hünefeldstraße 1 unternommen, erzählte Lomsché und kann den Schaden durch den Großbrand nicht absehen. "Aus normalen Abfällen sind nun Sonderabfälle geworden."

Die Polizei hat den Brandort gestern Früh beschlagnahmt. Die Kripo ermittelt, hält sich aber noch bedeckt, Aussagen zur Brandursache zu treffen. "Ehe der Brandherd nicht gelöscht ist, können die Untersuchungen vor Ort nicht beginnen", erklärte Polizei-Sprecher Ralf Moritz. "Wir ermitteln derzeit in alle Richtungen."

Indes geben sich erfahrende Feuerwehrmänner wenig Illusionen hin. Viele sind sich einig: "Von allein brennen Altreifen nicht."