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«Feuchte-Sensor» weckt Hoffnungen

Von Steffen Brachert 15.07.2008, 17:45

Dessau-Roßlau/MZ. - Und trotzdem ist eben diese Premiere von enormer Bedeutung für das Dessau-Roßlauer Vorzeigeunternehmen.

Kein April-Scherz

Seit dem 1. April ist die IDT Biologika GmbH Teil des "Isobar"-Projekts, einem Forschungsvorhaben, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in den nächsten drei Jahre mit 2,8 Millionen Euro unterstützt wird. Ziel ist die Entwicklung eines Sensors, der bei Gefriertrocknungsprozessen den Feuchtegehalt der Gas-Atmosphäre in der Trocknungskammer messen kann. Dies macht es dann möglich, die notwendige Dauer eines Gefriertrocknungsprozesses genau zu bestimmen.

Bislang wird das empirisch ermittelt. Es wurde probiert - und wenn es nicht klappte, wurde es erneut probiert. Das ist aufwändig, teuer und längst nicht mehr zeitgemäß. Doch bislang scheiterten alle Versuche, einen messenden Sensor zu entwickeln, der direkt die Zielgröße "Feuchte" bestimmen kann. Neue Technik hat nun aber neue Forschungsansätze offenbart, die praxistauglich gemacht werden sollen. Dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung dafür Geld gibt, zeigt Wichtigkeit und Bedeutung dieses Vorhabens.

Unter Federführung des Dresdner Fraunhofer-Instituts für Werkstoff- und Strahltechnik haben sich Hersteller und Anwender von Gefriertrocknungsanlagen zusammengefunden, um gemeinsam einen solchen Sensor zu entwickeln. Neben der IDT Biologika, dem pharmazeutischen Endanwender, sind das die in Ettlingen ansässige Bruker Optik GmbH, die Leipziger DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH und die Hof Sonderanlagenbau GmbH mit Sitz in Lohra.

"Wir sind schon stolz, dass wir bei diesem Forschungsvorhaben dabei sind. Es spricht für unseren guten Ruf", sagt Patrick Lettner, Projektleiter "ISOBAR" bei der IDT Biologika. Das gebildete Konsortium ist für ihn entscheidend für den Erfolg. "Allein würden wie diese Sensorentwicklung nicht machen", bestätigt Gert Barysch, Marketing- und Vertriebsleiter der IDT Biologika. "Wir sind ein pharmazeutischer Hersteller. Unsere Forschungskapazitäten konzentrieren wir auf die Entwicklung zur Herstellung neuer Tierimpfstoffe." Mit großem Aufwand: 17 Prozent seines Umsatzes investiert die Firma in die eigene Forschung, um zukunftsfähig zu bleiben.

Gerade deshalb hat die IDT Biologika Interesse an diesen neuen Sensoren. Viele alte und neue Impfstoffe werden in Tornau gefriergetrocknet, um diese durch Wasserentzug haltbarer zu machen. "Gibt es da funktionsfähige Sensoren, lassen sich unsere Prozessabläufe immer weiter optimieren", erklärt Lettner. Je nach Produkt dauern Gefriertrocknungen bislang 24 bis 96 Stunden. "Wenn ich das, optimistisch gesehen, in der Hälfte der Zeit schaffe, kann ich in Größenordnungen einsparen. Gelingt das, haben wir ein Stück Pharma-Geschichte mitgeschrieben."

Auf Lettner lastet dabei einiges an Verantwortung. Vor drei Jahren kam der 28-jährige aus dem niedersächsischen Hannover direkt nach dem Studium nach Tornau und begann hier als Technologe für Abfüllung und Gefriertrocknung. "Wir arbeiten an einer Technologie, die es so noch nicht gibt", sagt Lettner, der mit anderen vier Partnern gerade dabei ist ein Placebo, ein Standardprodukt, zu entwickeln, an dem mit dem Sensor geforscht werden kann. "Wir müssen zuallererst die Daten vergleichbar machen."

Drei Jahre Zeit

Drei Jahre bleiben Zeit für die Entwicklung des Sensors. "Wir haben einen Rahmenplan aufgestellt - und liegen noch voll in der Zeit", sagt Lettner. Nach drei Monaten ist das aber auch nicht verwunderlich. Dass Unwägbarkeiten möglich sind, Lettner weiß es, bleibt aber trotzdem optimistisch. "Wir sind auf einem sehr guten Weg."