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Fettbemmen trotzen dem heftigen Wind

Von Andreas Braun 21.01.2005, 15:58

Preußlitz/MZ. - Heidi Müllers Fettbemmen waren am Freitag Mittag der Höhepunkt an der evangelischen Kirche in Preußlitz. Eigentlich sollten sie neben dem Glühwein zur Feier des Tages beim Aufsetzen der Turmkugel samt Wetterfahne auf den sanierten Kirchturm als Imbiss dienen. Aber zum einen schmeckten die Fettbemmen sehr gut und zum anderen blies der stürmische Wind das Vorhaben "Wetterfahne" weg.

Architekt Peter Girke und Steffen Höppner, der die Turmkugel herrichtete, entschieden kurz nach 11 Uhr, dass das Risiko zu hoch sei, die zehn bis 15 Kilogramm schwere Kugel in 35 Meter Höhe auf die Turmspitze zu setzen.

Die Hoffnung, dass die Kugel am Sonnabend auf den Turm kommt, zerschlug sich schnell. Pfarrerin Christel Lux konnte nach einem Blick ins Internet von den Meteorologen nichts erfahren, was auf ein Abflauen des Windes hindeutet. Und am Wochenbeginn hat der Winter Einzug gehalten, was ja nun mal der Jahreszeit entsprechend ist. Schnee und Kälte, sagt Höppner, seien nicht das Problem. Hauptsache, der Wind legt sich. Dann könne er auch die Turmkugel festmachen. Nun will man es am Montag versuchen.

Anfang Dezember hatte Höppner Kugel und Wetterfahne abgenommen. Sie wurden ausgebeult und der Autolack, den Walter Lux 1982 als Schutz auf die Kugel spritzte, musste auch runter. Das war ein gutes Stück Arbeit, denn der Lack wollte den Auftrag, die Kugel vor Korrosion zu schützen, nicht widerstandlos aufgeben. 1982 wurde das Dach der Kirche erneuert. Nun, nach über 20 Jahren wurde das Kirchturmdach wieder eingedeckt. Zwar müssen die Dachdecker nochmal Hand anlegen, weil durch den Sturm die Rüstung gegen Schieferplatten schlug und sie beschädigte. Danach soll die vergoldete Kupferkugel die Turmspitze zieren.

Die Pfarrerin gibt sich aber nicht einfach damit zufrieden, dass als Zier die Wetterfahne weit sichtbar den Kirchturm schmückt. Sie ist ein wenig in die Geschichte gegangen und hat herausgefunden, woher der Brauch kommt. "Die Fahne steht für Beharren und Fortschreiten, da sie sich im Wind dreht, aber immer zielstrebig die Richtung anzeigt." Es ist ein Symbol aus dem 1. Jahrhundert vor Christus, sagt Frau Lux.

Beharrlichkeit ist auch ein Zeichen der Preußlitzer. Mit Einsatzbereitschaft ist der Gemeindekirchenrat unter Vorsitz von Ralf Wetterau an die Sanierung des Turms gegangen, hat Geld gesammelt und Mittel beantragt. Aber die Arbeit ist noch nicht beendet. Es fehlen 2887 Euro. Dabei muss noch der Glockenstuhl, der marode war und jetzt hinter der Kirche liegt, erneuert werden. Das soll demnächst geschehen.