Auftritt linker Band verboten Feine Sahne Fischfilet: Diskussion in Dessau zu Auftrittsverbot

Dessau-Roßlau - Die Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau, Claudia Perren, hat sich erneut zu ihrer umstrittenen Entscheidung bekannt, der Punk-Band „Feine Sahne Fischfilet“ die Bauhaus-Bühne zu verwehren, wo sie am 6. November ein Konzert in der Reihe „ZDF @ Bauhaus“ hätten geben sollen.
„Ich muss zu dem stehen, was ich entschieden habe“, sagte sie am Dienstagabend bei einer öffentlichen Diskussion am Bauhaus, zu dem aus der Stadt ein zahlreiches Publikum erschienen war, darunter aber offenbar keiner der politischen Gegner der Band und des geplanten Auftritts.
In der gut zweistündigen, diszipliniert geführten Diskussion erhob jedenfalls niemand seine Stimme gegen die angeblichen linksextremen Liedtexte der Band, die bei den Fraktionen von CDU und AfD im Dessauer Stadtrat als Argument für den Protest gegen das Konzert gedient hatten.
Frau Perren wiederholte ihren Standpunkt, den auch Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU) offensiv vertritt, dass nach Ankündigungen in den sozialen Medien ein Aufmarsch rechtsextremer Akteure vor dem Bauhaus zu befürchten gewesen sei und damit Beschädigungen am Weltkulturerbe.
Es sei ihre Pflicht, dieses nicht nur für die Stadt, sondern „für die ganze Welt“ zu bewahren. Eingeschlagene Scheiben seien da keine Kleinigkeit. „Es ging um eine Risikoabwägung.“
Unter dem Eindruck nahezu einhelliger Kritik am „Zurückweichen vor den Rechten“ einer der Rede- und Kunstfreiheit und ihrer eigenen Geschichte verpflichteten sowie politisch autonomen Institution sagte sie aber auch: „Ich stelle mich der Kritik“.
Feine-Sahne-Fischfilet-Auftritt im Bauhaus Dessau verboten: Keine Haltung gegen Rechte?
Als die jüngst angekündigte Freistellung ihrer Pressesprecherin Helga Huskamp zur Sprache kam, wollte sie zu Personalangelegenheiten nicht Stellung nehmen, sagte aber „Ich übernehme für das gesamte Geschehen die Verantwortung.“
Auf Nachfragen, inwieweit die Staatskanzlei die Absage des Konzertes verlangt habe, sagte sie: „Ich habe mich abgestimmt mit dem Land, aber ich musste die Entscheidung allein treffen.“
Sehr viele junge Menschen waren im Publikum vertreten, Dessauer Schüler als auch Studenten der Hochschule Anhalt. Zwar kam von ihnen wie auch von vielen älteren Bürgern Applaus für den Umstand, dass sich Frau Perren der Kritik stelle, es wurde aber wiederholt Enttäuschung über den Mangel an Haltung gegenüber dem rechten Spektrum geäußert.
„Sie brauchen eine Lernkurve, Frau Perren“, sagte ein Schulsprecher, „vom Kommunikationsproblem zur Haltungsfrage.“ Mehrfach wurde eine förmliche Entschuldigung eingefordert. „Andernfalls kann ich zu diesem Bauhaus nicht stehen“, sagte ein Student.
Den lautesten Applaus des Abend bekam Dieter Raffler, emeritierter Designprofessor ehemals der Ulmer Hochschule und bis vor kurzem im Kooperationsprogramm von Bauhaus und Hochschule Anhalt tätig. „Für eine Rolle rückwärts ist es nie zu spät.“ Ob die Demonstration zivilgesellschaftlicher Unterstützung, die der Abend deutlich machte, die Direktorin der Stiftung Bauhaus dazu bewegt, ihre Entscheidung rückgängig zu machen, blieb offen. (mz)