Evangelische Grundschule in Dessau Evangelische Grundschule in Dessau: Zweijähriger Umbau ist beendet

Dessau - Wo ist gleich noch mal die Bibliothek? Was wurde früher an der Stelle unterrichtet, wo heute der Sachkundeunterrichtsraum mit einem modernen Smartboard aufwartet? Christine Hampel brauchte gestern bei der offiziellen Einweihungsfeier nach der Sanierung erst einmal etwas Zeit, um sich im Schulgebäude der Evangelischen Grundschule in der Schillerstraße zu orientieren. „Es hat sich wirklich vieles verändert“, sagte die Mutter eines Sohnes, der früher hier zur Schule ging und aktuell die sechste Klasse des Walter-Gropius-Gymnasiums besucht. Zum Schuljahresbeginn ist Hampels Tochter hier in der Schillerstraße eingeschult worden.
2012 rückten erste Baugeräte an
Das energetisch sanierte Schulgebäude mit der neuen Außenhülle, bei dem die obere Etage abgetragen wurde, das neugestaltete Foyer, der große Andachtsraum, die neuen Möbel, der viele Platz im Klassenzimmer: Für die Erstklässlerin ist das Alltag. Alle anderen Schüler haben in den vergangenen Jahren noch den postsozialistischen Charme der ehemaligen 20.POS und des späteren Europagymnasiums erlebt. 2012 rückten die ersten Baugeräte an. Seit September dieses Jahres ist der Umbau abgeschlossen. „Der Unterschied ist wie Tag und Nacht, wie hell und dunkel“, schwärmte Hampel. Rein optisch ist vom DDR-Schulplattenbau wenig übrig geblieben.
Die Evangelische Grundschule Dessau wurde vor 15 Jahren gegründet. Ihr Standort ist in der Schillerstraße, wo zuvor schon die 20. POS und das Europagymnasium untergebracht waren. Um die Lehr- und Lernbedingungen für die derzeit 14 Lehrkräfte und 163 Schüler in den Klassenstufen eins bis vier substanziell zu verbessern, wurde das Schulgebäude in den letzten zwei Jahren für 5,5 Millionen Euro aus EU-; Kirchen- sowie städtischen Mitteln grundhaft saniert.
Die Evangelische Grundschule Dessau ist eine öffentliche Schule in freier Trägerschaft der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Daher wird ein Schulgeld von 75 Euro monatlich pro Kind erhoben. Auf Antrag kann es auch ermäßigt oder erlassen werden. Bis zu 15 Prozent der Eltern machen davon Gebrauch.
Der Schulalltag an der Evangelischen Grundschule wird im Rhythmus des Kirchenjahres gestaltet. Evangelischer Religionsunterricht ist verpflichtend. Wichtiger Bestandteil des Schulprofils sind auch jahrgangsübergreifende Lerngruppen. Im Schulgebäude ist auch ein Hort unter Trägerschaft der ADA für die Betreuung nach dem Unterricht untergebracht. Acht Erzieherinnen kümmern sich darum.
Auch Christine Werner, die von Manfred Seifert, Bildungsdezernent und Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche Anhalts, zusammen mit Hort-Leiterin Antje Klaus bei der Einweihung noch einmal symbolisch die Schlüssel zum neuen Gebäude überreicht bekam, ist froh, endlich einen Schlussstrich unter das Kapitel Bauen ziehen zu können. „Vorbei ist die Zeit von Baulärm, Dreck und anderen damit verbundenen Unwägbarkeiten bei laufendem Schulbetrieb“, freute sich die Schulleiterin.
Zwei Jahre Planung, zwei Jahre Umbau
Vier Jahre Anstrengung, zwei Jahre Planung und zwei Jahre Umbau liegen hinter allen Beteiligten. Erst tat sich fast nichts. Dann mit einem Trägerwechsel von der Diakonie Arbeiten und Wohnen zur Evangelischen Landeskirche 2012 wurden die Projektzügel angezogen. Der Verfall der EU-Fördergelder drohte. Am Ende blieb alles im zeitlichen Rahmen. 5,5 Millionen Euro aus den Töpfen der EU, der Evangelischen Landeskirche und von der Stadt wurden verbaut. Nicht wenige Besucher aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Eltern sowie Großeltern kamen gestern darüber ins Staunen, wie schnell aus der abgenutzten Platte ein moderner Lernort wurde.
„Ich sehe die Erleichterung vielen ins Gesicht geschrieben“, stellte Michael Bilharz vom Förderverein der Evangelischen Grundschule in seinem Grußwort fest. Doch nicht nur viele Worte, sondern auch Materielles hatte Bilharz im Gepäck. 6 814 Lego-Steine und einen Bollerwagen mit Fußbällen überreichte er der Schule. Bilharz empfahl den Kindern, so oft wie möglich draußen im angrenzenden Schillerpark Fußball zu spielen und - mit einem Augenzwinkern - dabei vielleicht manch schlummerndes Talent für die WM 2026 zu wecken.
Mit Lärmampel ausgestattet
Doch auch drinnen kann man sich wohlfühlen. Als Schüler und Lehrer. „Wir haben in unseren Klassenräumen einfach mehr Platz als früher. Das sorgt noch einmal zusätzlich für ein gutes Lernklima“, erzählt Melanie Föhrigen, Klassenlehrerin der „Mäuse“ in der Klassenstufe 4.
„Hier macht es sicher Spaß zu lernen. Das hat sich doch optisch alles sehr zum Positiven verändert“, gratulierte auch Michael Teichert, Leiter des Walter-Gropius-Gymnasiums, zur Sanierung und entdeckte in manchem Klassenraum auch Ungewöhnliches. Eine Lärmampel zum Beispiel, die bei zu viel Unruhe auf Rot springt. Für den Schulleiter war das mal eine richtig sinnvolle Erfindung. (mz)
