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Erster Arbeitstag für Intendant Johannes Weigand Erster Arbeitstag für Intendant Johannes Weigand: Anhaltisches Theater "ist großartig"

01.08.2015, 11:49
Der neue Intendant Johannes Weigand vor seiner neuen Wirkungsstätte.
Der neue Intendant Johannes Weigand vor seiner neuen Wirkungsstätte. Lutz Ssebastian Lizenz

dessau-rosslau - Noch herrscht sommerliche Ruhe im Anhaltischen Theater. Schauspieler, Musiker, Tänzer, Sänger genießen ihren Urlaub, um gut erholt beim traditionellen Open Air am 5. September die neue Spielzeit zu eröffnen. Die unter neuer Führung stehen wird. Am heutigen 1. August übernimmt Johannes Weigand als neuer Intendant die Führung des Anhaltischen Theaters. MZ-Mitarbeiterin Ute König sprach mit ihm.

Ihr offizieller Amtsantritt ist am 1.?August. Sie sind aber schon eine ganze Weile in der Stadt. Wie ist Ihr Eindruck von Dessau?

Weigand: Ich mag Dessau gerne. Es ist ein bisschen kleiner als die Städte, in denen ich bisher war. Aber es ist eben eine richtige Stadt, unter anderem, weil es so ein Theater hat.

Also lässt es sich mit dem Haus arbeiten?

Weigand: Ja klar, das Theater ist großartig.

Trotz der Sparmaßnahmen?

Weigand: Natürlich ist es umso besser, je mehr man machen kann. Und das hängt vom Geld ab. Ich hätte aber mehr Sorgen, wenn ich nicht wirklich das Gefühl hätte, dass die Leute im Haus all das auch wirklich wollen. Außerdem ist es ein Theater, das für die Stadt und für das Umland eine kulturelle Versorgung bietet. Das ist nach wie vor möglich.

Welche Ziele haben Sie für die kommenden Jahre?

Weigand: Das Ziel ist, dass das Haus seine Funktion wahrnimmt der Stadt gegenüber. Das ist immer ein Mix: Zum einen bietet man die Kunst jedem in der Stadt an - auch jedem der jungen Leute. Das geht in der Stadt sehr gut. Der Dessauer ist drei Jahre alt, wenn er das erste mal ins Theater geht, und wenn wir Glück haben, geht er auch den Rest des Lebens ins Theater. Um das anzubieten, braucht es eben mehrere Sparten. Andererseits bemüht man sich, die Gegend und die Geschichte nach außen hin zu zeigen. Das macht schon das Kurt-Weill-Fest und das Bauhaus. Und da gehören natürlich auch wir dazu, weil das Theater eine ganz wunderbare humanistische Tradition hat. Es ist also wichtig, ein Teil dessen zu sein, was Leute von Außerhalb an Dessau so spannend finden.

Der große Kampf ist ausgekämpft, alle Sparten sind gerettet. Sie müssen in Zukunft aber wahrscheinlich auch mit Gegenwind rechnen. Wie werden Sie damit umgehen?

Weigand: Ich weiß nicht mit was für einem Gegen- oder sonstigem Wind ich zu rechnen habe. Bisher sind alle freundlich und es gibt den erklärten Willen - jedenfalls soweit ich die Leute kennengelernt habe -, dass es keine weitere Kürzung geben soll. Das ist der Status quo, den das Theater selbst mit erarbeitet hat und den man zunächst einmal halten will. Es ist wohl nicht der Fall, dass in zwei Jahren der nächste kommt und sagt: Streichen Sie eine Sparte. Außerdem glaube ich einfach, dass wir ganz klare Argumente haben für das Theater. Die kann man sachlich benennen, das ist keine emotionale Sache. Wir haben eine absolute Besucherzahl, die wirklich sensationell ist für eine Stadt dieser Größe. Um unser Einzugsgebiet zu verstehen, muss man nur gucken, welche Busse vor dem Haus stehen: Es geht über die ABI- und WB-Kreise weit hinaus. Und wir haben Schulklassen permanent zu Gast. Was soll ich da noch erklären, wozu so ein Theater nötig ist.

Welche Pläne Weigand für das Anhaltische Theater hat und welche Probleme ihn erwarten, lesen Sie auf Seite 2.

Bei der Planung der neuen Spielzeit gab es vermutlich zwei Schwierigkeiten: Wenig Zeit und wenig Geld. Wie schafft man es trotzdem, ein gutes Programm zu entwickeln?

Weigand: Man muss erst einmal sagen, dass nicht ich die nächste Spielzeit geplant habe, sondern das Theater. Fast alle, die jetzt mit mir arbeiten, haben Erfahrung mit dem Theater. Von daher ist das nicht ganz so wild. Der Mangel an Zeit ist natürlich so eine Sache, weil man zum Beispiel keine Uraufführungen planen kann. Aber die Mitarbeiter arbeiten professionell. Ich hatte fast das Gefühl, ich lasse sie einfach machen. Obwohl ich natürlich trotzdem da war und den Überblick hatte. Und mit wenig Geld kenne ich mich im Prinzip aus. Es gibt nicht viele Stadttheater, bei denen Geld keine Rolle spielt. Insofern war die Planung eigentlich gar nicht so schwierig.

Anders als viele andere neue Intendanten bringen Sie keine neuen Leute mit.

Weigand: Als ich im Herbst in einigen Vorstellungen war, fand ich, dass das Theater eine sehr gute Ausstrahlung hat, dass man spürt, wie sich die Leute miteinander für die Sache und auch füreinander interessieren. Rein technisch hätte ich keine neuen Verträge schließen können, weil ich im Dezember erst gewählt wurde. Aber es ist eben auch nicht nötig. Das Theater funktioniert gut. Und Bewegungen ergeben sich am Theater immer von selber. Das eine oder andere suchen wir, den GMD zum Beispiel. Einen neuen Chordirektor haben wir gesucht und auch gefunden.

Ein neuer Generalmusikdirektor (GMD) hätte ursprünglich auch am 1. August anfangen sollen. Was ist schief gelaufen?

Weigand: Da ist nichts schief gelaufen. In dem Fall war entscheidend, dass so wenig Zeit war. Das war alles sehr knapp. Ich war an dem Auswahlverfahren auch nicht beteiligt, da es losgegangen ist, bevor ich gewählt wurde. Es ist ja eine tiefe und lange Bindung, fast wie eine Ehe, die ein Orchester mit einem Dirigenten eingeht. In der vergangenen Spielzeit gab es allerdings nur sehr wenige Gelegenheiten für Probedirigate, da das Orchester den „Ring des Nibelungen“ gespielt hat. Deshalb lief es auf zwei Vorstellungen hinaus und diese beiden Vorstellungen haben eben nicht dazu geführt, dass das Orchester gesagt hat: „Das können wir uns gut vorstellen.“ Das ist nicht schlimm. Wir werden jetzt verschiedene Dirigenten zu Konzerten einladen. Dann haben diese wirklich eine Einstudierung und eine Aufführung, also genau das, was der neue GMD später machen soll. Ich hoffe, dass jemand Gutes dabei ist, aber in erster Linie muss das Orchester dahinter stehen. Es ist schon eine heikle Sache. Außerdem ist der Vorgänger, Antony Hermus, ein ganz wunderbarer GMD gewesen. Das macht es auch nicht so einfach.

Und es gibt schon neue Bewerber?

Weigand: Bewerber gibt es immer ganz viele. Wir haben jetzt aber auch überlegt, wen wir gerne hätten, und von uns aus gefragt. Manche Dirigenten melden sich nicht auf eine solche Ausschreibung.

Intendant sein bedeutet aber nicht nur Organisation. Sie selbst inszenieren in der neuen Spielzeit ein Stück.

Weigand: Der Job mit den fünf Sparten ist schon ziemlich umfangreich und ich muss das Haus erst noch kennen lernen. Wenn man inszeniert, hat man morgens und abends drei oder vier Stunden Probe, die restlichen Dinge muss man dazwischen packen – und dann sollte man bei den Proben auch die eine oder andere Idee haben. Ich brauche für meine Arbeit auch Muße. Deshalb habe ich gesagt, dass ich in der ersten Spielzeit nur ein Stück inszeniere, nämlich „Sugar – Manche mögen's heiß“. Ein Musical. Was aber nicht bedeutet, dass es einfacher ist. Hier kann ich gleich in einer Produktion mit Schauspiel, Ballett und Oper arbeiten und so den künstlerischen Betrieb viel besser kennenlernen.

Was wird denn Ihre erste offizielle Amtshandlung sein?

Weigand: Das Büro einweihen. Das goldene Band zerschneiden. (lacht) Nein, ich weiß es gar nicht. Es läuft langsam an. Ich arbeite jetzt die ganzen Ferien über, habe sehr viele Treffen. Der erste Probentag ist der 18. August, dann gehen gleich drei Produktionen los. Da beginnen drei Regisseure mit ihren Teams zum ersten Mal im Theater mit den Proben. Das wird eine hektische und sehr spannende Zeit für die Gäste, die Kollegen – und vermutlich auch für mich. (mz)

Die Anhaltische Philharmonie startet nach dem Abschied von Antony Hermus erst einmal ohne Generalmusikdirektor in die neue Spielzeit.
Die Anhaltische Philharmonie startet nach dem Abschied von Antony Hermus erst einmal ohne Generalmusikdirektor in die neue Spielzeit.
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