Entwicklung in der Innenstadt Entwicklung in der Innenstadt : Investoren planen Seniorenresidenz Kristallpalast

Dessau - Beim Neujahrsempfang im Januar im Anhaltischen Theater war es die Überraschung: Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Peter Kuras hatte dort offensiv eine Lösung für den Kristallpalast angekündigt. Jetzt wird das Vorhaben konkreter. In den Ausschüssen und final im Stadtrat am 5. September steht die Aufstellung eines Bebauungsplanes für ein Wohn- und Geschäftshaus in der Zerbster Straße 36 zur Diskussion und Abstimmung. Geplant ist eine „Seniorenresidenz Kristallpalast“.
Viele Versuche, das Kristallpalast-Ensemble wiederzubeleben, sind gescheitert
Der Kristallpalast war einst Dessaus bekanntestes Tanz- und Ausgehlokal - und ist heute eine der größten Ruinen im Zentrum der Stadt. In den vergangenen Jahren hat es dort immer wieder gebrannt. Alle Versuche, das historische und in Dessau sehr beliebte Ensemble wiederzubeleben, scheiterten.
Wilhelm Burger, der Münchener Eigentümer der beiden Kristallpalast-Grundstücke, hatte bereits vor neun Jahren die Wiederbelebung des Areals als Kongress- und Kulturzentrum geplant. Der Stadtrat beschloss dazu im Dezember 2010 extra einen Bebauungsplan. Ein großer Saal, der bis zu 1 400 Besucher fasst, war in Planung. Kongresse, Tagungen, Konzerte, Kabarett-Veranstaltungen, Messen und Box-Veranstaltungen sollten dort stattfinden. Als Hauptmieter sollte ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) angesiedelt werden. Die Pläne platzten, als der MVZ-Mietvertrag nicht zustande kam.
Antrag für ein Wohn- und Geschäftshaus liegt seit Ende April vor
Der Antrag für die neue Nutzung als Wohn- und Geschäftshaus liegt der Stadt seit Ende April vor. Burger hat diesen im Auftrag der Dessauer Niederlassung der Nibag Immobilien AG gestellt. Für eine Stellungnahme gegenüber der MZ war der Eigentümer nicht zu erreichen.
Zwei im Internet angegebene Telefonnummern der Immobiliengesellschaft in München und Dessau blieben ohne Freizeichen. Einer ebenfalls in der Kühnauer Straße 7 ansässigen Firma war die Immobiliengesellschaft nicht bekannt. Immerhin: Für September hat Dessau-Roßlaus Stadtverwaltung ein Pressegespräch mit dem Investor angekündigt.
Am Dienstag wurde das Projekt erstmalig im Stadtbezirksbeirat innerstädtisch Nord vorgestellt. „Wenn alles gut läuft, könnte bis Ende 2019 Baurecht bestehen“, sagte dort Ingolf Schmidt vom Stadtplanungsamt. Wie das aktuelle Vorhaben dann umgesetzt wird, muss sich zeigen.
Geplant ist ein Siebengeschosser mit bis zu 150 Wohnungen
Geplant ist auf dem Kristallpalast-Gelände ein siebengeschossiges Wohn- und Geschäftshaus mit bis zu 150 Wohnungen und einigen Gewerbeeinheiten. 130 der 150 Wohnungen sollen seniorengerechte Wohnungen mit unterschiedlichen Angeboten werden: als Servicewohnen, als betreutes Wohnen sowie als Wohnen mit stationärer Pflege.
„Die historische denkmalgeschützte Fassade wird saniert und dient zukünftig als Zugangsbereich zur Wohn- und Geschäftsanlage“, sagte Schmidt. Ein dahinterliegender Innenhof soll begrünt werden und künftig Zugang unter anderem zu einem Einzelhandelsgeschäft, einem Friseur und einem Café im Erdgeschoss des Wohn- und Geschäftshauses bieten.
Stadtverwaltung sieht Innenstadt durch das Projekt Kristallpalast gestärkt
„Dieses Vorhaben stimmt mit den strategischen Zielen der Kommunalpolitik überein, die Entwicklung der Innenstadt zu stärken“, betonte Stadtplaner Schmidt im Stadtbezirksbeirat, der das Projekt mehrheitlich billigte. Zudem würde mit dem Wohn- und Geschäftshaus ein baulicher Missstand im Zentrum behoben.
Auch wenn sich manch Dessauer erhofft hat, dass der Kristallpalast an alte Zeiten anknüpft: Viele können einen Neustart kaum erwarten. (mz)
