Einzug 2019?: Einzug 2019?: Arbeiten an Fassade des Uba-Neubaus in Dessau stehen seit Monaten still

Dessau - Eine Flasche Champagner wechselte kürzlich den Besitzer - allerdings nicht aus Gründen der Freude. Thomas Holzmann, der jetzt in den Ruhestand verabschiedete Ex-Vize-Chef des Umweltbundesamtes (Uba), hatte eine Wette krachend verloren: Er hatte mal darauf gewettet, dass der Erweiterungsbau Ende 2017 bezogen ist.

Inzwischen herrscht im Uba bei diesem Thema Frust. Die Arbeiten an der Fassade des 13,5-Millionen-Vorzeigebaus sind im Frühjahr abgebrochen worden - wegen Mängeln bei der Dämmung. Eine Lösung soll jetzt gefunden werden: Das Landgericht in Magdeburg hat einen externen Gutachter bestellt, der den Fall prüft. Er soll bis Ende November auch klären, ob die Fassade noch zu retten ist. Wann das Gebäude bezogen werden kann, bleibt offen.

„Ich rechne damit, dass wir frühestens Mitte 2019 einziehen können. Das hängt aber alles vom Gutachter ab und was er vorschlägt“, sagt Antje Schindler, Referatsleiterin für Bau und Technik im Uba. Bis Ende November soll das Gutachten des Experten aus Niedersachsen vorliegen.

„Es geht nicht ausschließlich darum, wer die Schuld trägt und die Kosten übernimmt. Sondern vor allem um eine Lösung für das übergeordnete Ziel: ein Plus-Energie-Haus.“ Das ambitionierte ökologische Pilotprojekt soll mit Hilfe von Photovoltaikanlagen und Erdwärme mehr Energie erzeugen als es verbraucht. Die Fassade bildet dabei das Herzstück und kostet allein 940.000 Euro. Sie ist das Kraftwerk des Gebäudes und besteht komplett aus Photovoltaik-Elementen.

Im Streit zwischen Bauverwaltung, Architekt und Baufirma ist die Dämmung an neuralgischen Stellen der Knackpunkt. Das Gebäude ist gewölbt, an den „runden Ecken“ fehlen drei Zentimeter des Dämmstoffs Steinwolle. Zudem sind an den Fenstern Lücken entstanden, in denen die Dämmung komplett fehlt. Das Gebäude an sich sei zwar auch durch die Wölbungen eine Herausforderung, sagt Schindler. „Es ist ein Pilotprojekt. Aber die Stärke der Dämmung war Teil der Vorgaben. Wir brauchen diese 28 Zentimeter an jeder Stelle der Fassade, sonst erreichen wir die geplante Energiebilanz nicht.“

Im April 2017 war der Grundstein für den Neubau neben dem bestehenden Gebäude gelegt worden. Rund 110 Büroarbeitsplätze und Konferenzräume entstehen auf vier Etagen. Damit können Beschäftigte, für die derzeit Büros im Fürst-Leopold-Carrée angemietet sind, an den zentralen Dessauer Uba-Standort ziehen. Für Juni 2018 war der Umzug in den Erweiterungsbau geplant.

In den vergangenen Monaten hatte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Bauherr versucht, eine Einigung zwischen Architekt und Baufirma zu erreichen. Doch der Streit war so verfahren, dass das Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt als Projektbetreuer ein selbstständiges Beweisverfahren am Gericht beantragte. „Die Kommunikation läuft nur noch über Anwälte. Die Situation ist angespannt. Weil ein Schuldiger gesucht wird“, sagt Schindler.

Alle Planungsunterlagen und die Leistungsbeschreibung sind an den Gutachter gegangen. „Er muss sich auch vor Ort ein Bild machen, welche und wie viele Mängel bestehen.“ Ob bis Ende November eine solch umfassende Bestandsaufnahme und ein Vorschlag vorliegen, sei aber fraglich. „Die Prognose ist unsicher. Zumal auch nicht klar ist, ob die eingebauten Teile der Fassade überhaupt noch nutzbar sind.“ Seit Monaten ist das Material Wind und Wetter ausgesetzt. Ein Teil ist bereits durchnässt worden. „Es ist davon auszugehen, dass es Mehrkosten geben wird.“

Fortgesetzt werden konnte dagegen der Innenausbau sowie Arbeiten unter anderem für die Parkplätze. „Da ist nahezu alles fertiggestellt. Wir müssten eigentlich nur die Schreibtische rüber bringen. Aber wir können jetzt nur abwarten.“ (mz)