Ehemalige Garnison Roßlau Ehemalige Garnison Roßlau: Mauerecken zeigen Enkel Geschichte
Roßlau/MZ. - Zunächst plant der Bund ab Jahresmitte 2003 eine zweite große Abrissmaßnahme im Bereich der Garnison und im ehemaligen Wasserwerk. Fallen sollen alle auf dem Garnisonsareal noch verbliebenen ungenutzten Gebäude. Es sei denn, die Stadt, private Initiativen oder Vereine haben bis Ende März ihr Interesse am Erwerb bekundet und bekommen bis Ende April die notarielle Beglaubigung der Kaufverträge unter Dach und Fach.
Die Stadt Roßlau aber hat weder das Geld übrig für den Erwerb von Flächen noch den Druck potentieller Investoren. Im Bauausschuss und Hauptausschuss des Stadtrates entwickelte sich dennoch eine intensive Diskussion über das künftige Gesicht "der Garnison". Weil der vom Bund ebenfalls vorgesehe Abriss der Mauer auch jede optische Erinnerung an ein dreiviertel Jahrhundert Stadtgeschichte auslöschen würde, entwickelte sich im Bauausschuss eine kühne Idee: Nicht die etlichen Kilometer Umfassungsmauer können erhalten werden; aber möglicherweise ihre Eckpunkte?
"So bekommen auch die späteren Generationen noch einen Eindruck von den Dimensionen, in denen Roßlau in der deutschen Militärgeschichte verknüpft war", traf dieser Vorschlag beim Bürgermeister und ersten "Stadtchronisten" Klemens Koschig auf helle Begeisterung.
Der Hauptausschuss schließlich markierte auf dem großen Lageplan die Mauerstücke, deren Erhalt beim BVA beantragt wird: Die Ecke am Abschluss Meinsdorfer Straße vor dem Bahntunnel, der Eingangsbereich an der Ölpfuhlallee (hier hat die Initiative "Militärhistorisches Museum Anhalt" Interesse an den "Pförtnerhäuschen" an der Meinsdorfer), sowie die Eckgestaltung zum Finkenherd. Innerhalb des "Garnisonsareals" soll die Umfassungsmauer am Stahl-Obelisk - mit der zeitgenössischen "Proletarier aller Länder..."-Inschrift - erhalten bleiben.
In diesen Abschnitten wurde das Mauerwerk auf Natursteinsockeln und -Pfeilern errichtet. Die lange Mauer in der Lukoer Straße hingegen besteht größtenteils aus Betonplatten zwischen den Pfosten oder Ziegelmauerwerk. Hier sind verschiedene Mauerabschnitte schon privatisiert oder in den Eingangsbereich der Kreisverwaltung eingeschlossen.
Um die auserkorenen Ecken nun originalgetreu wieder ins Bild zu setzten, wird Originalmaterial gebraucht. Der Hauptausschuss hat die Verwaltung beauftragt, im Brief an das Bundesvermögensamt noch um die Überlassung von Steinen aus dem Abriss-Berg zu ersuchen. Das also wird nun der Anhang im letzten Kapitel "Garnison Roßlau".