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Ehejubiläum Ehejubiläum: Zwei Hochzeitstage, 65 gemeinsame Jahre

Von Heidi Jürgens 17.11.2003, 18:50

Köthen/MZ. - Die aus Thüringen stammende Braut war in Pösigk als Haustochter angestellt und hatte ihren Franz kennen gelernt, als er ins Dorf kam, um als Elektrikerlehrling etwas zu reparieren. Das war 1935. Nach drei Jahren gaben sich beide das Jawort, zogen nach Köthen, wo sie seitdem zu Hause sind. Gute Zeiten gab es und schwere, den Krieg haben sie überstanden, Zeiten von Arbeitslosigkeit. Aber auch Zeiten, in denen sie schufteten, um der Familie das Leben schön zu machen. Zwei Kinder wuchsen heran, heute zählen zu den Nachkommen noch vier Enkel und sieben Urenkel.

Heute ist man überrascht, wie fit die beiden mit 83 bzw. 89 Jahren noch sind. Mittlerweile leben sie nicht mehr in ihrer Wohnung in der Rüsternbreite, wo sie noch vor fünf Jahren die Diamantene Hochzeit begingen. "Vor dreieinhalb Jahren sind wir hierher umgezogen - in die Bärteichpromenade", erzählt das Ehepaar. "Und es war eine richtige Entscheidung."

Nun leben Stielers in einem Neubau für Betreutes Wohnen, haben eine geräumige Zweiraumwohnung mit Balkon. Einmal pro Woche kommt eine Helferin zum Saubermachen, alles andere erledigt das Paar noch selbst. Das Einkaufen zum Beispiel, dabei ist auch das Rollwägelchen eine große Hilfe, das die gehbehinderte Ehefrau benutzt, wenn sie in die Stadt geht. "Leider kann ich nicht mehr so gut laufen", bedauert Gisela Stieler. Das ist auch der Grund dafür, dass das Paar sein großes Hobby, das Reisen, aufgeben musste.

Doch einen Tagesausflug mit einem Reiseunternehmen nach Halle haben sie noch unternommen. "Es ging zur Halloren-Schokoladenfabrik", sagt Franz Stieler, der auch an einer Besichtigung teilnahm. "Ich hab das nicht mitgemacht", sagt seine Frau, "aber ich habe die Süßigkeiten verkostet."

Positiv habe sich ihr Umzug in die Köthener Innenstadt besonders im Blick auf Einkaufsmöglichkeiten ausgewirkt und darauf, öfter einmal essen zu gehen. "Wir sind gern im Ratskeller, da kennt uns der Kellner schon", verrät Gisela Stieler, "und auch Eis essen wir öfter mal in der Halleschen Straße. Man kann schön sitzen und alles beobachten, was rund herum passiert." Oft sind die beiden zu zweit unterwegs, aber meist nicht weit, denn das erlaubt die Gehbehinderung der Ehefrau nicht.

"Wenn ich allein komme, dann bin ich schon gefragt worden, wo denn meine Frau ist", erzählt in diesem Zusammenhang Franz Stieler. "Ich habe gesagt, wir haben uns getrennt. Da war der andere verblüfft. Bis ich gesagt habe, dass meine Frau beim Friseur ist und ich in der Zeit einkaufe."

Dass beide bis ins hohe Alter so agil geblieben sind, schreiben sie auch dem zu, dass sie sich ständig mit irgendetwas beschäftigen. Während es bei Gisela Stieler der Haushalt ist, kümmert sich ihr Mann um etliche handwerkliche Sachen in der Wohnung. Ein ganz kleines bisschen hat sich aber der Ehemann auch schon in ihr Metier eingeschlichen: Er hat das Kochen von Kaffee und Tee übernommen. Doch Gisela Stieler ist nicht bange. "Das Kartoffelschälen bleibt mir auf jeden Fall, das wird er nie machen."

Zu den Gratulanten zählten neben Verwandten und Bekannten auch Landrat Ulf Schindler und Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander.