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Familien in Dessau DWG will mehr Spielplätze in Dessau-Roßlaus Innenstadt schaffen

Von Danny Gitter 21.10.2016, 06:00
Der revitalisierte Kinderspielplatz im Hof der Karlstraße 55, der lange verschollen blieb.
Der revitalisierte Kinderspielplatz im Hof der Karlstraße 55, der lange verschollen blieb. Lutz Sebastian

Dessau-Roßlau - Zuerst war es vor wenigen Monaten nur eine kleine Bitte. „Das war schon etwas ungewöhnlich, was da an uns heran getragen wurde“, erinnert sich Angela Sens, Leiterin der Bestandswirtschaft bei der Dessauer Wohnungsbaugesellschaft mbH (DWG).

Die Dessauer Spielplatzinitiative war an den größten städtischen Vermieter herangetreten, um im Innenhof des DWG-Wohnblocks in der Karlstraße 55 - 58 die Schaffung neuer Spielmöglichkeiten für kleinere Kinder vorzuschlagen. Immer mehr Familien mit Kindern sind in den vergangenen Jahren neue Mieter in den DWG-Beständen in Dessau-Nord geworden. „Das war ein Fakt, den wir so gar nicht richtig im Blickpunkt hatten“, erzählt Sens.

Initiative ging zum Vermieter

Als Wohnungsunternehmen in der Stadt mit der drittältesten Bevölkerung in ganz Europa, war und ist der Fokus in der Hauptsache oft auf die älteren Mieter und ihre Ansprüche und Wünsche gerichtet. Doch auch die jungen Mieter mit ihrem Nachwuchs haben ihre Bedürfnisse. „Deshalb waren wir diesen Vorstellungen und Wünschen gegenüber sehr aufgeschlossen“, erklärt die DWG-Mitarbeiterin.

Schnell setzte sich der Vermieter mit der Initiative und anderen jungen Mietern zusammen, um die Vorstellungen von der Gestaltung des geschützten Innenhofs am Wohnblock zu Papier zu bringen. Dann wurden Angebote zu Spielgeräten eingeholt und regionale Firmen mit den notwendigen Arbeiten beauftragt. Seit Ende September bieten eine Wippe und Klettergerüste Möglichkeiten zum Spielen.

Nach Beobachtungen von Walter Matthias, Pressesprecher der DWG, wurde der neue Spielplatz im Innenhof der Karlstraße 55 - 58 bei gutem Wetter schon rege von Kindern aus dem Block und dem umgebenden Wohnquartier angenommen. „Das ist natürlich eine ideale Lage zum Spielen“, schätzt Matthias ein. Vor Verkehr, Straßenlärm und Wind geschützt, kann hier gespielt werden. Auch die älteren Mieter im Wohnblock können laut seinen Einschätzungen gut mit dem neuen Spielplatz und dem damit verbundenem Kinderlärm leben.

Junge Familien entdecken das Stadtzentrum

„Rechtzeitig haben wir alle Betroffenen in den Prozess eingebunden“, betont Matthias. Daher hat man sich auch gegen das Aufstellen von Sitzbänken entschieden, weil die möglicherweise als Treffpunkt für Jugendliche gedient hätten, mit allen denkbaren Folgen, wie Ruhestörung, Vermüllung und Vandalismus. Mit Kinderlärm dagegen arrangieren sich mittlerweile die meisten älteren Mieter. „In vielen Gesprächen stelle ich fest, dass gerade Senioren keine homogenen Mieterstrukturen, sondern durchmischte Hausgemeinschaften von jung bis alt wollen“, so Matthias.

Dieser Trend verstetigt sich nicht erst, seit die Stadt vermehrt Flüchtlingsfamilien zugewiesen bekommen hat. Auch immer mehr einheimische Familien entdecken das Wohnen, vor allem in Zentrumslage, in den Beständen der DWG, für sich. „Das verändert den Charakter unserer Quartiere. Wo wir über Jahre Spielplätze eingeebnet haben, sind sie jetzt wieder gefragt“, konstatiert Sens.

Innenhöfe weiter nutzen

Zum familienfreundlichen Wohnen gehören für die DWG-Mitarbeiterin Spielmöglichkeiten an den Wohnblöcken einfach dazu. „Wenn weiterer Bedarf besteht, dann sind die Mieterinnen und Mieter dazu angehalten, sich an uns zu wenden“, so Sens.

Doch ist eine Reaktivierung wie in der Karlstraße nicht überall problemlos möglich. In manchen Quartieren ist die DWG nicht Eigentümerin der potenziellen Spielflächen. Wo das der Fall ist, wie rund um das Rathaus-Center, soll das Spielmobil der Stadt verstärkt zum Einsatz kommen. Verhandlungen mit dem Jugendamt wurden dazu schon geführt.

In anderen Quartieren, wie am Hochhaus in der Askanischen Straße 6, wo Flüchtlingskinder mit einheimischen Kindern oft zusammenspielen, will die DWG die Bewohner bei der Innenhofgestaltung nicht nur intensiv bei der Planung einbeziehen, sondern auch den Erhalt des gestalteten Innenhofs größtenteils in deren Verantwortung legen. Erste Gespräche dazu sollen bis Ende des Jahres geführt werden. „Es freut uns, dass wir zumindest im Kleinen dem demografischen Wandel etwas entgegensetzen können“, ist Matthias  zufrieden. (mz)