Die erste Adresse ist nicht vergessen
Bernburg/MZ. - In der Geschäftsstelle des Förderkreises Kinder- und Jugendpflege in der Bernburger Auguststraße ist das Morgenrot-Heim immer noch allgegenwärtig. Da hängen im Büro der Geschäftsführerin Jutta Nitschke ein Foto und eine Zeichnung der markanten Villa in der Nienburger Straße.
Hier war die Bernburgerin bis zum März 1997 Heimleiterin. Hier war es auch, wo am 28. Dezember vor genau zehn Jahren der Förderkreis in einem Vertrag mit dem Landkreis als freiwilliger Träger der Jugendarbeit anerkannt wurde. "1997 zogen wir mit den Kindern freiwillig aus", erklärt die Familientherapeutin.
Zum einen hatte man zu diesem Zeitpunkt in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen schon gute Erfahrungen mit dezentralen Wohngruppen gemacht. "Zum anderen", bedauert Frau Nitschke, "konnten wir das große Haus nicht mehr halten." Zu hoch wäre der Sanierungsaufwand für das berühmte Kinderheim in Bernburg, das mit seinen Morgenrot-Spatzen schon zu DDR-Zeiten in einer Illustrierten Schlagzeilen machte, geworden.
"Wir hätten das ganze Obergeschoss neu machen müssen, weiles aus baulichen Sicherheitsgründen gesperrt war", erklärt die Geschäftsführerin. Und dabei ist derFörderkreis ein kleiner Verein mitnur 15 Mitgliedern. Von Anfang an,so Frau Nitschke, unterstütze Angelika Wilmsmeier aus Bielefelddas Ziel, Kindern und Jugendlichenim Alter von drei bis 21 Jahren einneues Zuhause zu geben. Und davon profitieren zurzeit 17 Mädchenund Jungen. Die Gründe, warum sienicht bei ihren Eltern leben können, seien ganz unterschiedlich. Viele, so Frau Nitschke, hätten Verhaltensauffälligkeiten oder Schwierigkeiten in der Schule gehabt.
In kleinen Wohngruppen leben sie wie in der Familie. Da wurde in der Adventszeit gebastelt und gebacken. Jetzt bestimmen die Erlebnisse von den Weihnachtsfeiertagen die Gespräche beim Wiedersehen.
Die erste Wohngruppe des Fördervereins wurde übrigens im Haus der Geschäftsstelle gegründet. "Damals", erinnert sich die Therapeutin, "waren wir hier noch ganz unter uns." Als später Mieter einzogen, habe das Miteinander nicht mehr funktioniert.
Dennoch gibt es noch zwei Wohngruppen in der Stadt. Zwei weitere unterhält der Förderkreis in Ilberstedt und in Leau. Bei den Ilberstedtern Kindern und Jugendlichen lebt der Name "Morgenrot" weiter. Für Frau Nitschke nicht von ungefähr. Einer der Jungen habe noch in der Villa gewohnt. Da war er gerade zwei Jahre alt und sollte nicht von seinen Geschwistern getrennt werden.
An eine Feier zum Zehnjährigen in der Kinder- und Jugendpflege sei derzeit nicht zu denken. Dazu, erklärt Frau Nitschke, seien zu viele Mitarbeiter momentan von Erkältungen geplagt. "Das holen wir im Sommer nach."