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Dessauer Kekshersteller Dessauer Kekshersteller: Pauly Biskuit beantragt in Celle Insolvenz

Von steffen Brachert 01.06.2013, 18:24

Dessau/MZ - Der Dessauer Kekshersteller Pauly Biskuit ist nicht ganz unerwartet zahlungsunfähig: Die Pauly Biskuit Chocolate GmbH & Co. KG hat nach MZ-Information am Mittwoch beim Amtsgericht Celle einen Insolvenzantrag gestellt. Kurz zuvor hatte das Unternehmen seinen Sitz in das benachbarte Niedersachsen verlegt.

Parallelen zum Jahr 2012

Dieses Vorgehen erinnert an das vergangene Jahr. Im Januar 2012, kurz bevor eine von der Pauly Biskuit AG herausgegebene Unternehmens-Anleihe in Höhe von etwa acht Millionen Euro fällig war, hatte sich die Pauly Biskuit AG still und heimlich in die 1. Dessauer Beteiligungs AG (Grundstücke, Maschinen) und die Pauly Biskuit Chocolate (Produktion) aufgespalten. Im März wurde die 1. Dessauer Beteiligungs AG erst in Herford und dann in Celle angemeldet, ehe der Insolvenzantrag gestellt wurde. Damals wie heute wurde als letzte Adresse der Waldweg 96 in Celle angegeben. Was den Pauly-Biskuit-Managern an der 70 000 Einwohner zählenden Kreisstadt gefällt, ist bislang unklar.

Wie schon bei der 1. Dessauer Beteiligungs AG hat das Amtsgericht Celle den Rechtsanwalt Tim Gätcke zum Insolvenzverwalter bestellt. Diese Entscheidung ist nicht unumstritten. „Es wurde abgewogen, ob es Interessenkonflikte gibt“, erklärte Gätcke gegenüber der MZ. „Am Ende wollten die Gläubiger aber das ganze Verfahren in einer Hand haben.“ Man habe sich seit über einem Jahr mit den Strukturen des Unternehmens beschäftigt. Es gebe ein Geflecht aus sieben Firmen. „Jetzt ist es möglich, das Unternehmen wieder zusammenzuführen und es im Block zu verkaufen.“

Gätcke war in den vergangenen beiden Tagen im Dessauer Werk - und hielt dort am Donnerstag auch eine Betriebsversammlung ab. „Es war Erleichterung spürbar“, sagte der Rechtsanwalt, der einen Kaufinteressenten an seiner Seite hatte. Nach MZ-Informationen handelt es sich um die Borggreve Zwieback & Keksfabrik aus dem nordrhein-westfälischen Neuhausen, die in Dessau schon die Pauly Waffel GmbH betreibt. Gätcke wollte den Namen nicht bestätigen, sagte aber: „Wir sind mit den Verhandlungen schon sehr weit.“

Die Pauly-Biskuit-Mitarbeiter haben am Freitag begonnen, die Wiederaufnahme der Produktion vorzubereiten. Diese ruht, seit die 160 Kollegen Mitte Mai von der alten Geschäftsführung in den Zwangs-urlaub geschickt wurden. Zuvor waren die Löhne und Gehälter für den April nicht überwiesen worden. Dafür gibt es nun mit dem Insolvenzantrag eine Lösung.

Schnelle Produktionsaufnahme

„Unser Ziel ist es, die Produktion so schnell wie möglich wieder hochzufahren“, sagte Gätcke und nannte „Mitte, Ende nächster Woche“ als Zieltermin. Man sei dabei, die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Die Kontakte zu Kunden müssten reaktiviert werden, darüber hinaus seien Rohstoffe zu kaufen. Der Verkauf des Unternehmens soll zeitnah erfolgen.