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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Schwärmerei von früheren Zeiten

28.12.2010, 17:56

Roßlau/MZ/GAP. - In der Statistik steht eine unveränderliche 2 688. Genau so viele Schüler absolvierten am Roßlauer Goethe-Gymnasium ihr Abitur. Vor einem Jahr wurde die Schule geschlossen. Der kleinere Teil der Doppelstadt hat nun keine Abiturienten mehr. Die ehemaligen Goethe-Schüler und Lehrer treffen sich jedoch weiterhin traditionell am "dritten Feiertag", dem 27. Dezember.

350 Gäste vor Ort

Das Absolvententreffen war auch in diesem Jahr gut besucht. 350 Gäste kamen in die Sporthalle - und manche von weit her. "Ich hoffe, dass ein paar ehemalige Klassenkameraden kommen", meint der 47-jährige Michael Roch, der für das Treffen 600 Kilometer zurücklegte. Roch macht heute Marketing für Kühe - im Allgäu. Seine alte Heimat besucht er nur zwei bis drei Mal pro Jahr. 1982 legte der damals 19-Jährige seine Abiturprüfungen in Roßlau ab - an der Polytechnischen Oberschule, wie das Gymnasium früher hieß. Als Lehrerkind hatte Roch "weder Vor- noch Nachteile". Das Verhältnis zu den Lehrern sei gut gewesen. "Die meisten waren väterlich-streng."

"An unsere Schulzeit hier haben wir nur gute Erinnerungen", sagt Falk Zander, der mit drei alten Schulfreunden plaudert. Die kleine Gruppe ist Stammgast beim Ehemaligentreffen. 1961 und 1962 haben die vier ihr Abitur geschrieben. "Damit sind wir hier die ältesten in der Halle", betont Lutz Irmer, der heute 68 Jahre alt ist. "Wir sind eine eingeschworene Truppe", bestätigt das Zander - und beginnt zu schwärmen - von den tollen Lehrern, von dem guten Klassenzusammenhalt, von den Schulfeten. Das Ehemaligentreffen sehen die vier Herren heute allerdings kritisch. Die Musik sei zu laut, die Zuordnung der Jahrgänge fehle. "Das entwickelt sich zu einer Jugend-Disco", beschwert sich Irmer. "Dabei wollen wir in Ruhe erzählen."

Am späteren Abend strömen tatsächlich mehr und mehr junge Leute in die Halle. "Unser Verhältnis in der Klasse war wirklich bombig", sagt Stephan Gille vom 2008er Abitur-Jahrgang. Der 20-Jährige studiert jetzt in Dresden Verkehrsingenieurswesen. "Beim Studium sitze ich mit 300 Leuten in der Vorlesung." Ein Zusammengehörigkeitsgefühl komme da nicht auf. Umso mehr hat sich Gille auf das Treffen mit den alten Mitschülern gefreut.

"Die Schüler wollen alte Kumpel, die Lehrer ehemalige Kollegen wiedertreffen", sagt der 48-jährige Bernd Möhring vom Förderverein, der zu der Veranstaltung eingeladen hatte. An Schulen in Zerbst, Dessau und Wittenberg arbeiten die alten Goethe-Lehrer nun - 30 haben ihr Kommen angekündigt.

Treffen soll fortbestehen

Als das Goethe-Gymnasium im vorigen Jahr geschlossen wurde, hat sich auch der Förderverein der Schule aufgelöst. Ehemalige Mitglieder gründeten aber einen neuen Verein an der Grundschule Waldstraße in Roßlau. Eine Initiativgruppe richtet das Ehemaligentreffen nun in der Elbe-Rossel-Halle aus. "Wenn das Interesse besteht", versichert Möhring, "dann wird es auch im nächsten Jahr ein Absolvententreffen geben."