1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Dessau-Roßlau: Dessau-Roßlau: Schloss Mosigkau wird Märchenkulisse

Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Schloss Mosigkau wird Märchenkulisse

Von HEIDI THIEMANN 17.06.2010, 18:24

MOSIGKAU/MZ. - "Absolute Ruhe auf dem Hof zum Dreh", schallt es donnernd über den Platz. "Keine Gespräche mehr. Stehen bleiben." Kling-klong. "Und die Handys aus!"

Das Klingeln passt schließlich nicht ins 18. Jahrhundert. Dafür Schloss Mosigkau umso besser. Das gibt in diesen Tagen eine prächtige Kulisse für den Märchenfilm "Die Prinzessin auf der Erbse". Das Märchen wird in Brandenburg gedreht - im Kloster Chorin, in Schloss Diedersdorf, im Schlosspark Petzow -, hauptsächlich aber im Mosigkauer Rokkokoschloss. Dessen Wirtschaftshof gegenwärtig einer Wagenburg gleicht. Und auch im Schloss selbst hat sich manche Veränderung vollzogen. Der Galeriesaal, der ohnehin besticht mit reicher Stuckzier und bedeutender Gemäldesammlung, ist um ein gewichtiges Detail reicher: einen Thron. Und hier geben König, Prinz und Prinzessin gewissermaßen Audienz. Michael Gwisdek und sein Sohn Robert sowie Rike Kloster stehen schon bereit zum Fototermin. Die Pressemeute - hauptsächlich aus der Hauptstadt - drängeln bar jeder Etikette um die beste Aufnahme. Später wird die Hatz weitergehen im Schlosspark mit seiner Allee, die eine ganz wichtige Rolle spielen wird im Film, wie Sabine Preuschhof, Exekutive Producer der ARD-Märchenfilmreihe, sagt. Hier am Tor wird es blitzen, donnern und regnen in der Nacht - und Rike Kloster, die Prinzessin, nass bis auf die Haut Einlass begehren ins Schloss.

Doch noch strahlt die Sonne - und die Fotoapparate klicken unentwegt. "Benehmt euch, wir haben eine Lady unter uns", kommt das Kommando. Und Iris Berben betritt in lila Robe die Szenerie.

Eine sehr gute und prominente Besetzung für den Film zu finden, erzählt Regisseur Bodo Fürneisen, das sei nicht schwer gefallen. "Alle Schauspieler haben große Lust mitzumachen." Die Geschichte vom Goldenen Taler war in den 80er Jahren Fürneisens erster Märchenfilm, seine "Weihnachtsgans Auguste", 1989 gedreht, darf auch heute nicht im Weihnachtsprogramm fehlen. Als die ARD die Märchenfilmreihe "Sechs auf einen Streich" auflegte, freut er sich, "hat man sich beim Rundfunk Berlin-Brandenburg an mich erinnert". 2008 drehte er "Frau Holle", im vergangenen Jahr "Rapunzel" und nun "Die Prinzessin auf der Erbse". "Man hat viel mehr Freiheiten, den Umgang mit der Phantasie betreffend", sagt der Mann, der zwischen seinen Hauptdarstellern eher unscheinbar wirkt. Natürlich, deutet er auf die prächtigen Kostüme, die Ausstattung und die Zeit hätten bei einem Märchenfilm auch für ihn als Regisseur einen besonderen Reiz. "Es wird geritten, es wird Kutsche gefahren." Wann hat man das heute noch in einem Film?

Obwohl: Modern, findet Rike Kloster, sei ihre Prinzessin schon, "die sagt nicht Ja und Amen". Und natürlich sei es schön in die Rolle einer Prinzessin zu schlüpfen, der die schönen Kleider auf den Leib geschneidert werden. Wie es überhaupt eine Überraschung für sie gewesen sei, die Rolle - ihre erste große im Film - zu erhalten.

Und auch für Robert Gwisdek ist das Märchen eine Premiere. Zum ersten Mal steht er mit seinem Vater Michael vor der Kamera. Was er als "merkwürdigerweise völlig unmerkwürdig" empfindet. "Das ist auch große Ehre für mich." Ein bisschen, merkt er noch an, sei es auch schwierig, weil er ja im Schatten des Vaters stehe. Doch ob er das tatsächlich macht, wird man Weihnachten sehen. Sein Vater bedeutet derweil den Fotografen launig, "macht mal hin, wir essen zeitig". Irgendwann ist jeder Pressetermin vorbei. Die Dreharbeiten aber noch nicht.

Insgesamt 15 Tage nur bleiben der Crew die "Prinzessin auf der Erbse" im Kasten zu haben. Ab dem 22. Juni ist Schloss Mosigkau wieder für Besucher geöffnet, werden Kameras, Komparsen, Fahnen, Wappen verschwunden sein.

Aber neugierig, wie alles im Märchenfilm wirkt, sind wohl nicht nur die Hauptdarsteller, sondern auch die über 160 Komparsen, die die Produzenten Alexander Gehrke und Finn Freund von Anteus Film gebunden haben. Einer ist der 13-jährige Jonas, Enkel von Heidi und Frank Gabriel aus dem Mansfelder Land. Sie haben ihn während der Drehtage begleitet. Und Jonas, der in Potsdam wohnt, hat Blut geleckt. Noch einen Film drehen? "Na klar, das macht doch Spaß."