Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: MiCoRo no DeMaCo lockt 300 Fans an
DESSAU/MZ. - Zu übersehen sind sie nicht. Keinesfalls! Aber das ist auch gar nicht ihre Absicht. "Wer sich zu Hause hinsetzt und stundenlang an seinem Cosplay näht", so Karsten Lückemeyer, "möchte das dann auch präsentieren."
Über 300 Fans der Manga- und Anime-Szene kamen am Sonnabend nach Dessau und folgten der Einladung von Lückemeyer und seinem Machtwortverlages zur nunmehr 4. MiCoRo no DeMaCo, dem größten Cosplaytreffen der Region. "Es sind keine Kostüme", hört man sie immer wieder erklären, "es sind Cosplays." Und so wirklich normale Kostüme sind es dann halt wirklich nicht. Meist durch teilweise schon fast skurril anmutende Requisiten unterstützt, scheinen die jungen Männer und Frauen in den manchmal verrückt kreierten Klamotten und den oftmals schreiend bunten Haaren nicht von dieser Welt. Und irgendwie sind sie das ja auch nicht. Sie verkörpern ihre Helden und versuchen mit ihrem Auftreten, an deren Abenteuer zu erinnern. Sie kommen sozusagen direkt aus der Manga- und Anime-Phantasiewelt.
Kapt'n Future war die erste Anime-Serie im Deutschen Fernsehen. Das ist nun schon viele Jahre her. Mittlerweile gibt es unzählige mehr, und auch andere Medien, wie das Internet oder PC-Spiele, bedienen seit vielen Jahre die Szene. Spätestens seitdem man in jedem gut sortierten Bücherladen immer wieder auch Manga-Hefte und Bücher mit den meist japanisch wirkenden Comics zwischen den Romanen findet, sind die Comic-Helden mit den oft knallbunten Haaren und den übergroßen ausdrucksstarken Augen ein Begriff für nahezu Jedermann. Trotzdem staunte manch Dessauer nicht schlecht, als er von den schräg lustigen Besuchern sogar direkt angesprochen wurden. Lückemeyer hatte sich für die diesjährige Ausgabe des Treffens einige Besonderheiten einfallen lassen.
So war einer der Höhepunkte ganz sich die Schnitzeljagd, die die Teilnehmer durch große Teile des Stadtzentrums führte. "Das war recht anspruchsvoll", meinte der Verleger, "da die Cosplayer diesmal zum Teil direkt Kontakt mit Passanten aufnehmen müssen." So wurden für nicht Ortsansässige schwierige Fragen gestellt. Um das Lösungswort zu vervollständigen, galt es so zum Beispiel die Friedensglocke zu finden, und auch der Alte Fritz spielte dabei eine Rolle. Aber auch etwas leichtere Aufgaben wie zum Beispiel ein Stempel aus dem Bücherladen pflasterten den Weg der Fans. "Ich finde, man muss den Jugendlichen auch etwas bieten", so Lückemeyer, der den offensichtlichen Marketinggedanken nicht verheimlicht. "Wir dürfen nicht nur immer schimpfen." Wer sich regelmäßig mit neuen Kostüm-Varianten beschäftigt und diese dann in mühseliger Detailarbeit umsetzt, könne schließlich in dieser Zeit nicht an irgendeiner Ecke auf der Straße stehen. Dass sein Konzept funktioniert, zeigte die Tatsache, dass diesmal sogar eine Fangruppe aus Polen angereist war. Besucherzahlen, die sich innerhalb von nur drei Jahren fast vervierfachten, sprechen eine deutliche Sprache.
Neben einem interessantem und ebenso nicht ganz einfachen Quiz sowie verschiedenen Showgruppen stellte natürlich der jährliche Cosplay-Wettbewerb den Höhepunkt dar, bei dem die Mitstreiter ein kleines Bühnenspiel bieten. Neben der Roßlauerin Mangakünstlerin Laura "Yukosan" Köpke, die mit dem Titel "Bärenkind" bereits ihr drittes Manga veröffentlicht hat, nahmen verschiedene andere, in der Szene gut bekannte Künstler Platz und begeisterten ihre Anhänger. "Wir sind offen für jeden", meinte Lückemeyer. Und so fanden auch "normal" gekleidete Gäste oder nicht wirklich "art-typische" Fans ihren Weg in das Alte Theater.
Schnell ins Auge stach vielen so auch eine Gruppe Jugendlicher aus Herzberg. Ihre Charaktere waren eng an die Erfolgsfilme und Computerspiele der Reihe "Resident Evil" angelehnt. Mit militärisch ausgerüsteten Helden und attackierenden Zombies. Die 17-jährige Lena-Marie Budig, die gemeinsam mit ihrem älteren Bruder zum ersten Mal an solch einer Veranstaltung teilnahm, zeigte sich begeistert: "Ich finde das klasse, dass das hier so groß aufgezogen wird." Sie und die restlichen Herzberger machten schnell klar, dass diese Treffen künftig regelmäßig von ihrer Truppe unsicher gemacht werden.