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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Krank oder gesund?

Von DANNY GITTER 11.04.2012, 16:33

DESSAU/MZ. - Die Fassade ist ein weißer, nüchterner Zweckbau im Gewerbegebiet Mitte. Das Innenleben dafür umso spannender. Schicksale werden hier entschieden. Positiv oder negativ, also krank oder gesund? Diese Frage beantwortet die MVZ Labor GmbH in der Bauhüttenstraße täglich aufs Neue. Arztpraxen, Kliniken und Krankenhäuser schicken hier ihre Proben hin, um die mittlerweile weit über 100 Mitarbeiter im Blut, Urin oder Stuhl der Patienten Krankheiten wie Diabetes, Hepatitis oder Tumorerkrankungen erkennen zu lassen oder kategorisch auszuschließen.

Angefangen hat alles im April vor 20 Jahren im kleinen und bescheidenen Rahmen. In der Parkstraße 4, im ehemaligen Labor für das Dessauer Apothekenwesen hat die Gründerin und Geschäftsführerin Juliane Böttcher-Lorenz zusammen mit vier Medizinisch-Technischen Angestellten (MTA) angefangen, Proben zu untersuchen. Am Hygiene-Institut in Halle war die Dessauerin zuvor als Fachärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie beschäftigt. "Ich wollte nicht warten, bis irgendwann etwas passiert", kommentiert sie am Donnerstag die spannende aber auch unsichere Zeit kurz nach der Wende. Das Gesundheitswesen war im Umbruch. Die Institute wurden umstrukturiert. Da hat Böttcher-Lorenz ihr berufliches Schicksal kurzerhand mit der Laborgründung selbst in die Hand genommen. Medizinisches-Versorgungszentrum Labor lautet die Langfassung des Unternehmens. Bis auf den Namen hat das MVZ Labor mit der Poliklinik-ähnlichen Einrichtung auf dem Gelände des Städtischen Klinikums aber kaum etwas gemein.

Im MVZ Labor wuchs die Zahl der Auftraggeber rasant. Dementsprechend schoss auch die Mitarbeiterzahl kontinuierlich in die Höhe. Um die 50 Angestellte hatte das MVZ Labor vier Jahre nach Gründung. Ein Umzug von der Parkstraße in den Neubau in der Bauhüttenstraße war 1996 überfällig. Heute sind 100 Mitarbeiter am Dessauer Standort beschäftigt. 20 arbeiten für das Unternehmen darüber hinaus in Laboren im Herzzentrum Coswig, einer Klinik in Bad Düben und einer Poliklinik in Halle.

Aus der Altmark, dem Harz, Berlin und Leipzig kommen täglich Proben per Kurier, bundes-, europa- und sogar weltweit per Post. Auch aus Dublin, Stockholm, der Türkei und Australien kommen Anfragen.

Mit den Jahren wuchs auch der Kompetenzbereich. Trinkwasseruntersuchungen, vor allem in Bezug auf Legionellen, sind hinzugekommen. Analysen zu Alkohol, Drogen, Krankenhauskeimen, Seuchen wie Vogel- und Schweinegrippe ebenso. Stillstand herrscht nie bei Böttcher-Lorenz und ihrem Team. "Dort, wo es Menschenansammlungen gibt, wird es neue Erreger geben, die sich ausbreiten und mit der Zeit Resistenzen bilden", so die Expertin. Es ist sozusagen immer ein Wettlauf mit der Zeit, Keime, Bakterien und deren Mutationen zu identifizieren, um zum Beispiel Ärzten mehr Sicherheit bei der Entscheidung für eine Therapie zu geben. Manches müsste weit weniger dramatisch sein. "Viele beherrschen die Regeln der Hygiene nicht mehr", bedauert Böttcher-Lorenz. Schon durch einfaches Händewaschen oder Abwaschen von Obst vor dem Verzehr, ließen sich manche Infektionen vermeiden.

Einen weiteren Wettlauf bestreitet ihr Personal bei der Analyse von Drogen. "Sobald eine Droge identifiziert ist und unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, gibt es schon wieder neue Kreationen", berichtet Böttcher-Lorenz. Ihr Personal hilft dabei die noch nicht definierten Drogen zu identifizieren und Konsumenten zu überführen. Mit Haar- und Urinproben wird hier auch die Abstinenz oder Nicht-Abstinenz von Betäubungsmitteln und Alkohol nachgewiesen. "Wir sind mittlerweile ein führendes Drogenlabor in Deutschland", verkündet die Geschäftsführerin nicht ohne einen gewissen Stolz.

Das 20-jährige Jubiläum wird am Sonnabend mit einem wissenschaftlichen Symposium im Technikmuseum "Hugo-Junkers" gefeiert. Im Jubiläumsjahr stehen die Zeichen außerdem auf Expansion. Im Haus des Handwerks in der Kochstedter Kreisstraße 44 werden in Kürze neue Räume bezogen, um sich weitere Aufgabenfelder erschließen zu können. Auch über weitere Neueinstellungen wird nachgedacht.