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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Großbaustelle Wohneigentum

Von Danny gitter 28.10.2012, 18:07

dessau-rosslau/MZ. - "Wir werden wohl mit den Neuanmeldungen an unserem heutigen Aktionstag rund 130 Mitglieder haben", schätzte Klaus Abramowski, der Vorstandsvorsitzende von Haus und Grund Dessau und Umgebung, am Sonnabend. Der örtliche Mieterverein hat zehnmal so viele Mitglieder. Dabei ist Dessau-Roßlau in der Mehrzahl keine eindeutige Mieter- oder Vermieterstadt. Während im städtischen Kerngebiet die Mieter überwiegen, sind die Vororte stark von Eigentümern geprägt. Der Trend zum Wohneigentum, so die Schätzungen des Vereins, sei in der Doppelstadt ungebrochen. "In Ortslagen wie Ziebigk oder Kochstedt gibt es kaum noch freie Parzellen", sagt Abramowski. In seinem Verständnis ist Immobilen- und Grundstücksbesitz noch immer die bewährteste Form der Altersvorsorge oder Kapitalanlage. Die geringe Resonanz auf seinen Verein erklärt sich Abramowski so: "Zum Mieterverein geht man präventiv. Zu uns kommt man erst, wenn die Luft brennt".

Deshalb gibt es seit 2008 den Tag des Eigentums, wo auch an diesem Sonnabend wieder in die Geschäftsstelle des Vereins in der Albrechtstraße 116 geladen wurde. Aufmerksam auf die Arbeit will man dort machen. All denen, die bauen, Wohneigentum oder Grundstücke erwerben, eine Plattform zum Informationsaustausch und zur Beratung bieten. Getränke und Snacks für den Small Talk. Konkrete, an diesem Tag kostenlose Rechtsberatung, für Fragen rund um den Besitz. So ist das Konzept. Die Geschäftsstelle ist am Sonnabend gut besucht. Die häufigsten Fragen werden von den Rechtsanwälten zum Thema Nachbarschaftsrecht beantwortet.

Abramowski kennt aber noch genügend andere Baustellen. Er mag die Konfliktparteien beim Thema Grundbesitz nicht als Gegner bezeichnen. "Es gibt aber eindeutig einen Wettstreit der Interessen", beschreibt Abramowski das Verhältnis von Vermietern zu Mietern und von Eigentümern zum Gesetzgeber. Da ist das Land Sachsen-Anhalt, das im März dieses Jahres die Grunderwerbssteuer von dreieinhalb auf fünf Prozent erhöht hat. Sicherlich wird das ambitionierte Käufer nicht davon abhalten Eigentum zu erwerben. Aber für den Dessau-Roßlauer Vereinsvorsitzenden von Haus und Grund ist das ein zusätzlicher Griff in die privaten Taschen ohne Mehrwert für die Käufer. Die Ärgernisse lassen sich fortsetzen. Die Energiewende, die auch die energetische Sanierung von Gebäuden beinhaltet, ist in ihrer vorgesehenen konkreten Umsetzung für Abramowski ein mehr als fragwürdiges Konstrukt. "Wollen wir wirklich unsere Häuser mit einem halben Meter Hohlraum an der Fassade verschandeln und damit zum Beispiel verstärkter Schimmelbildung Vorschub leisten?", fragt der Interessenvertreter der Vermieter auch im Interesse der Mieter. "Viele Eigentümer wollen die energetische Sanierung, aber mit Augenmaß", mahnt Abramowski an.

Generell, so betont der Vereinsvorsitzende und Hauseigentümer, sei sein Interessenverband mehr an ausgewogenen Lösungen interessiert. Die beabsichtigte Bundesratsinitiative von Hamburg zur Neuregelung der Maklerprovision bei Wohnungsvermittlungen würde Abramowski insofern begrüßen, wenn sie nach dem Bestellerprinzip funktionieren würde. Das heißt, wer den Makler beauftragt, zahlt ihn auch. Eine einseitige Belastung der Vermieter lehnt er dagegen kategorisch ab. Auch sieht der Interessenvertreter der örtlichen Eigentümer laufende Gesetzesänderungen im Immobiliensektor kritisch. "Damit werden bestehende Verträge ständig außer Kraft gesetzt", so Abramowski. Dennoch wünscht sich sein Verein gerade auf kommunaler Ebene weitere Veränderungen.

Den beabsichtigten verbindlichen Mietspiegel in Dessau-Roßlau begrüßt er als Richtschnur für zukünftige Festlegungen von Mieten. Den Abriss von leerstehenden Wohnungen möchte der Verein forciert sehen. "Der Überschuss wird auf lange Sicht nicht mehr gebraucht und gefährdet in seinem Bestand einen gesunden funktionierenden Wohnungsmarkt", so Abramowski.