Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Faszination Mittelalter
ROSSLAU/MZ. - Vom 28. April bis zum 1. Mai kann man sich auf und rund um die Wasserburg Roßlau wieder auf eine Zeitreise ins Mittelalterspektakel begeben. Nach einem Jahr Pause haben die Veranstalter um den Förderverein Junger Musiker und die Hahn & Wilde GbR so viele Akteure wie noch nie zum historischen Spektakel versammelt. MZ-Mitarbeiter Oliver Schröter sprach mit Heiko Hahn alias Kuno über die anstehende sechste Auflage, Neuerungen, Highlights und die Verbindung zu den anhaltischen Jubiläumsfeierlichkeiten.
Das Mittelalterspektakel geht vom 28. April bis zum 1. Mai in diesem Jahr in die sechste Runde. Warum musste die Veranstaltung im vergangen Jahr pausieren?
Hahn: Die Veranstaltung steht und fällt ja mit dem Engagement vieler Einzelakteure und setzt eine aufwendige Vorbereitung ebenso wie einen großen zeitlichen, materiellen und finanziellen Einsatz voraus. Das ist in dieser Form kaum jedes Jahr zu leisten. Indem wir die Veranstaltung nur noch alle zwei Jahre ausführen, können wir auch die Qualität in dieser Form sichern und das Programm weiter ausbauen.
800 Jahre Anhalt ist ein guter Aufhänger für ein Comeback. Was ist neu in 2012?
Hahn: Wir haben vor allem das ohnehin schon große Angebot an vorführenden Handwerkern noch mehr erweitert. Man kann in diesem Jahr erstmals einem Drechsler, einem Goldschmied und einer Seifensiederin bei der mittelalterlichen Arbeit zusehen. Außerdem wird es am Sonntag- und Montagabend ein neues, noch aufwendigeres Freilichttheaterstück in Zusammenarbeit mit dem Anhaltischen Theater zu sehen geben. Es gibt ein deutlich erweitertes Programm für Kinder, wie zum Beispiel den Mitmachzirkus, außerdem bieten wir Fechtkurse an. Und auch die Musikschiene haben wir weiterentwickelt, Musikgruppen wie "Varius Coloribus" sorgen beinahe durchweg für mittelalterliche Klänge.
Findet sich das Anhalt-Thema im Rahmen des Spektakels wieder?
Hahn: Das Thema Anhalt spiegelt sich beispielsweise im Theaterstück wieder, wird aber auch allgemein im Künstlerprogramm auf unterhaltsame Weise einbezogen. Der Burgverein eröffnet eine Ausstellung über Funde auf der Burg und informiert über die Geschichte Anhalts, speziell auf die Region bezogen. Die umfangreichen Heerlager hinter der Burg verstehen sich außerdem als die Ritterschaft der "Askanier".
Warum boomt das Thema "Mittelalter" nach wie vor?
Hahn: Ich denke, je weiter sich das gesellschaftliche Leben technisiert, umso größer wird offenbar das Verlangen nach den ursprünglichen Dingen. Dinge, die für die vorletzte Generation noch zum Alltag gehörten, wie das traditionelle Handwerk oder einfach nur offenes Feuer sind den Menschen heutzutage schon fremd. Die Mittelalterveranstaltungen machen die Geschichte erlebbar, durch Mitmachangebote ist der Besucher nicht nur Betrachter, sondern Teil des Geschehens und steht in direktem Kontakt mit den Akteuren aus einer scheinbar anderen Zeit. Das fasziniert.
Was unterscheidet das Roßlauer Spektakel von ähnlichen Veranstaltungen?
Hahn: Wir legen sehr großen Wert auf das vorführende Handwerk anstelle des reinen Verkaufs. Wir haben ein riesiges Kulturangebot, beziehen viele mittelalterlichen Vereine mit ein. Es gibt zahllose Mitmachangebote, besonders für Kinder. Da machen es sich andere Veranstalter deutlich leichter. Für uns ist das Mittelalter eben nicht nur eine gut gehende Marke, wir versuchen Lebensgefühl zu vermitteln. Und das merkt man dem Mittelalterspektakel auch an.
Können sich Familien den Besuch der Veranstaltung auch leisten?
Hahn: Die Familienkarte für das Mittelalterspektakel kostet bei uns 14 Euro. Da ist dann nahezu alles inklusive. Es entstehen also keine Zusatzkosten für das Ritterturnier, das Theaterstück, die vielen Konzerte, die Mitmachangebote und das Kleinkunstangebot. Im Vergleich zu einem Kino- oder Konzertbesuch oder gar dem Ausflug in einen Freizeitpark wird man bei uns für diesen Preis den ganzen Tag über mit der ganzen Familie unterhalten. Also: Ich finde, ja, den Besuch auf der Wasserburg kann man sich leisten.