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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Arbeiter haben Glück im Unglück bei Gerüst-Einsturz

Von SILVIA BÜRKMANN 08.02.2010, 18:44

DESSAU/MZ. - Kurz zuvor waren der 22-jährige Christian Gnotke und sein "Spannemann Sascha", Alexander Surissov, vom Gerüst auf das Dach der Alten Bäckerei geklettert, um die nächsten Ziegel aufzunehmen. Plötzlich hatte das Gerüst über zehn Meter auf der gesamten Straßenfront sämtliche Verankerungen aus der Hauswand gerissen, um sich erst wie in Zeitlupe, aber unaufhaltsam hinab zur Johannisstraße zu neigen, dann aber mit großem Krach und Knall vollends einzustürzen.

Zwei am Straßenrand geparkte Fahrzeuge werden darunter begraben. Personen, Arbeiter und Passanten bleiben bei dem Unglück vom Montagmittag auf der Baustelle mit viel Glück unversehrt.

"Das ist auch für uns das allerwichtigste", atmet Andreas Gelies tief durch. Der Bauleiter vom beauftragten Architekturbüro "ding.fest" ist sofort an die Unglücksstelle geeilt. Nach ersten Schadensbesichtigungen gemeinsam mit der Gewerbeaufsicht und dem Sicherheitsingenieur der Gerüstbaufirma tippen die Männer auf die Schuttrutsche als den neuralgischen Punkt. Die Rutsche war erst am Montagmorgen eingehängt worden, als die Dachziegel heruntergenommen werden sollten.

Zuvor hatte das Gerüst ein dreiviertel Jahr gute Dienste geleistet, als das Dach zu sichern war, der Putz von der Fassage geklopft und die Bausubstanz des über hundertjährigen Hauses in der Johannisstraße 17 begutachtet und "befundet" wurde. Nun kam die Rutsche und führte aus der Höhe schräg über den abgesperrten Bürgersteig bis zum Schuttcontainer. Masse, Bewegung und Erdanziehungskraft zerrten an den Verankerungen... und behielten zuletzt die Oberhand. Um 12.15 Uhr brach das Gerüst zusammen.

Naben dem großen Glück viel Pech haben gerade die Firmen, die bei der Sanierung des historischen Gebäudes in Bauherrschaft des Schwabehausvereins mitwirken. Dem Firmenlaster des Gerüstbauers fliegen die Gerüstschienen und -streben aufs Dach. Wie auch dem Kleintransporter der Dessauer Firma Schumann, die als Auftragnehmer die Baugewerke koordiniert. Am Pkw Hyundai, geparkt hinter dem Schuttcontainer, zerbirst die Frontscheibe und knautscht das Fahrzeugdach zu einer kapitale Delle zusammen.

Am frühen Nachmittag gibt die Polizei die teilweise gesperrte Johannisstraße wieder frei, sind alle Gerüstteile eingesammelt und verstaut. Die letzten Ziegelscherben werden vom Gehweg gekehrt. Und wie jetzt weiter? Andreas Gelies hat den Notfallplan im Kopf: Ein neues Gerüst wird bereits am Dienstag aufgebaut, dann soll es zügig weitergehen mit der Abdeckung des Daches, der Sanierung von Dachstuhl und Gauben sowie der Neueindeckung. "Aber diesmal mit einer möglichst senkrechten Schuttrutsche." Gelies bekommt tatsächlich schon wieder ein gequältes Grinsen zustande.