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Fragen & Antworten Dessau: Ganztagsschule Zoberberg soll Gemeinschaftsschule werden

Von Sylke Kaufhold 20.09.2016, 13:00
Andreas Weyprachtitzky präsentiert das Konzept für die Gemeinschaftsschule. 
Andreas Weyprachtitzky präsentiert das Konzept für die Gemeinschaftsschule.  L. Sebastian

Dessau - Die Schullandschaft der Doppelstadt soll Zuwachs kriegen: Eine Gemeinschaftsschule soll zum Schuljahr 2017/18 etabliert werden. Die Initiative und Vorbereitung dafür liegt in den Händen der Ganztagsschule Zoberberg, wo die Gemeinschaftsschule angegliedert sein wird. Mittelfristig wird die jetzige Sekundarschule in die Ganztagsschule Zoberberg-Gemeinschaftsschule umgewandelt.

Was ist eine Gemeinschaftsschule?

Diese Schulform ermöglicht den Schülern ab der 5. Klasse über ein längeres gemeinsames Lernen die Möglichkeit, einen gymnasialen Abschluss zu erwerben. „Das heißt, dass Eltern nicht schon nach der 4. Klasse über den weiteren Bildungsweg ihres Kindes entscheiden müssen“, weiß Andreas Weyprachtitzky, Leiter der Ganztagsschule Zoberberg, dass dies für viele ein Problem ist.

Vielmehr werde den Kindern mehr Zeit gegeben, ihre Kompetenzen und Fähigkeiten zu entwickeln. „Sowohl leistungsschwache als auch leistungsstarke Schüler zu fördern, ist der Schwerpunkt der Arbeit in einer Gemeinschaftsschule.“ Dazu würden unter anderem die bestehenden Nachmittags- und Förderangebote der Ganztagsschule genutzt, wozu auch eine professionelle Berufs- und Studienorientierung gehört. Erst nach der Klasse 8 wird entschieden, in welche Richtung die weitere Entwicklung des Schülers geht.

Entsprechend gibt es dann einen zielgerichteten Unterricht auf dem jeweiligen Leistungsniveau. Schüler, die sich für die gymnasiale Stufe entscheiden, werden in der 9. und 10. Klasse auf den Gymnasiumsbesuch vorbereitet, auch von Gastdozenten des Fachgymnasiums des Berufsschulzentrums „Hugo Junkers“, dem Kooperationspartner der künftigen Gemeinschaftsschule. „Unsere Schüler sind also mit den Ansprüchen eines Fachgymnasiums vertraut, wenn sie nach der 10. Klasse mit dem erweiterten Realschulabschluss dorthin wechseln“, erklärt Weyprachtitzky.

Welchen Vorteil hat eine Gemeinschaftsschule?

Die frühzeitige Klassifizierung der Kinder in „Hauptschulkind“, „Sekundarschulkind“ oder „Gymnasiast“ entfällt. „Anliegen der Gemeinschaftsschule ist es, das Leistungsvermögen jedes Schülers auszuschöpfen und dafür Unterstützung anzubieten“, so Weyprachtitzky. Ab der 7. Klasse hält der Lehrplan dafür unterschiedliche Anforderungsprofile bereit. „Unsere Aufgabe als Lehrer wird es sein, diese Vielfalt anzubieten.“ Deshalb seien Lehrer einer Gemeinschaftsschule nicht Dozierende, sondern Lehrer, Lernberater und Lernbegleiter in einem. Kurzum: Eine Gemeinschaftsschule gibt den Kindern mehr Raum für ihre Entwicklung, unabhängig ihrer sozialen Herkunft.

Wer kann eine Gemeinschaftsschule besuchen?

Jeder Schüler ab der 5. Klasse kann sich anmelden. Die sonst gültigen Schuleinzugsgebiete sind für diese Schulform (wie bereits für die Ganztagsschule) aufgehoben. Die Schülerzahl ist zunächst auf 75 - drei 5. Klassen à 25 Schüler - begrenzt. Mittel- und langfristig soll die Schule dreizügig in den Jahrgangsstufen 5 bis 10 geführt werden. Das heißt, die Schulform der Sekundarschule wächst sich aus.

Warum beginnt das gemeinsame Lernen nicht schon in der 1. Klasse?

Das sehen die Gesetze des Landes Sachsen-Anhalt nicht vor. Sie schreiben die Gemeinschaftsschule ab der 5. Klasse bis zur 12. oder 13. Klasse fest.

Die gymnasiale Oberstufe ab Klasse 11 wird als Kooperation mit dem Fachgymnasium des Anhaltischen Berufsschulzentrums geführt. Warum wird keine eigene Abiturstufe eingeführt?

„Das Fachgymnasium ist für uns der ideale Partner, um unsere ab Klasse 7 praktizierte professionelle Berufs-und Studienorientierung zu vollenden“, erklärt Weyprachtitzky die Entscheidung. Denn das Fachgymnasium bietet ein berufsspezifisches Profilfach, so dass das Abitur schon mit berufsspezifischen Grundlagenkenntnissen vermittelt wird. Am Fachgymnasium wird das Abitur grundsätzlich erst nach dem 13. Schuljahr abgelegt.

Kann man am Fachgymnasium ein vollwertiges Abitur ablegen und danach an einer Universität studieren?

Es wird die allgemeine Hochschulreife erworben, die den Zugang zu allen Studiengängen an Unis, Hochschulen oder Fachhochschulen ermöglicht.

Wie ist der Stand der Vorbereitungen?

Die Schule hat das Konzept für die Gemeinschaftsschule dem Landesschulamt vorgestellt. Die Behörde wird bis Dezember über den Antrag entscheiden. Zuvor müssen auch die politischen Gremien, zuletzt der Stadtrat am 2. November, ihr Votum abgeben. Im Kultur- und Bildungsausschuss fand das Vorhaben breite Zustimmung. Die Einführung der Gemeinschaftsschule wird als wichtige Bereicherung der Schullandschaft gesehen. (mz)

In einer Gemeinschaftsschule können Schüler ab der 5. Klasse länger zusammen lernen.
In einer Gemeinschaftsschule können Schüler ab der 5. Klasse länger zusammen lernen.
dpa/archiv